Chronik/Burgenland

Michael Schmidt: Auf den Spuren von Kepler, Galilei und Newton

Am Jennersdorfer Tafelberg thront ein imposantes Stück aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Das 2,7 Meter hohe Gebäude ist das Observatorium von Michael Schmidt. Vor zehn Jahren trat es in Einzelteilen den weiten Weg aus England bis ins Südburgenland an. Darin sitzt der passionierte Hobby-Fotograf in klaren Nächten und versucht, die besten Aufnahmen aus dem All zu bekommen. Das kann zum Teil ganz schön lange dauern.

Mehr zum Thema: Was das James Webb Teleskop kann

„Bei Fotos von Planeten sitze ich im Sommer schwitzend, im Winter kältegeschützt, vier bis fünf Stunden mit meinem Laptop und mache Videos“, erklärt Michael Schmidt. Videos deshalb, weil eine möglichst hohe Bildanzahl gefordert ist, um die Unruhe der Erdatmosphäre auszugleichen. Für Planeten und den Mond nimmt er dafür Videos mit einer Astro-Kamera und einem katadioptrischen Teleskop auf.

Drei Planeten mit Details

Das hat den Vorteil, dass es trotz kompakterer Bauweise eine relativ hohe Brennweite aufweist. Das bedeutet, dass ferne Objekte relativ nahe aufs Foto gebracht werden können. Aus den einzelnen Videos werden dann mit einer Software die schärfsten Einzelbilder herausgenommen und zusammengefügt. Die anschließende Bearbeitung des Fotos dauert dann noch rund zwei Stunden.

„Bei den Planeten lohnen sich eigentlich nur Mars, Saturn und Jupiter, weil sie als einzige Details zeigen“, heißt es vom Jennersdorfer. Die anderen Planeten seien entweder zu weit weg oder hätten eine schmucklose Atmosphäre.

Mehr hier: Die besten Bilder von Michael Schmidt

Alle Inhalte anzeigen

Ganz anders ist der Vorgang, wenn der „Deep Sky“, der „tiefe Himmel“, fotografiert wird. Beispielsweise Galaxien oder Gasnebel. Hier kommen das klassische Linsenteleskop und eine Langzeitbelichtung zum Einsatz.

Die Brennweite ist zwar geringer, mit einsetzbaren Konvertern kann man sich aber helfen – auf Kosten der Lichtempfindlichkeit. „Das ist wie bei der klassischen Fotografie. Physik ist halt Physik“, sagt der Gymnasiumlehrer, der das Fach auch unterrichtet.

Es geht auch gemütlich

Da kann es schon mal passieren, dass Michael Schmidt im gemütlichen Wohnzimmer vor dem Fernseher sitzt und die Langzeitbelichtung via Fernbedienung startet. Doch ganz ohne Mühe geht das nicht. Alle eineinhalb Stunden muss er die Öffnung seines Observatoriums etwas drehen, weil das Objektiv dem Himmelsobjekt der Begierde folgt.

Rund zehn Stunden Belichtung benötigt ein gutes Foto. Das aber über mehrere Nächte verteilt. Dabei entstehen dann hunderte Einzelbilder, die mit der Methode „Stacking“ übereinander gelegt werden. Anschließend noch einige technische Korrekturen und fertig ist das Bild.

Alle Inhalte anzeigen

Zwischen 30 und 40 Objekte fotografiert er pro Jahr in seinem Observatorium. Eine über ein paar Wochen andauernde Sternenexplosion oder ein sogar mit dem freien Auge sichtbarer Komet, stehen noch auf der To-do-Liste, seien aber nicht planbar.

Was übrigens nichts bringe, sei „einen Stern zu verschenken“. Denn das dürfe nur die „Internationale Astronomische Union“.

Alle Inhalte anzeigen

In Europa zählt sich Michael Schmidt zum „vorderen Niveau“ der Astrofotografen. „Was wir heute mit der Technik produzieren können, davon hätten die Astronomen vor 50 Jahren geträumt“, erklärt der Jennersdorfer. Auch wenn er selber zum Teil High-End-Ausrüstung benutzt, jenseits des Atlantik gehe der Technik-Wahn noch buntere Wege: „Die Amerikaner sind verrückt. Dort geben Privatfotografen Hunderttausende Dollar für ihr Hobby aus.“

Lichtverschmutz mehr und mehr ein Problem

Wogegen auch die beste Technik nichts nützt, sei aber das immer stärker werdende Problem der Lichtverschmutzung. „In der Antike hat man den Sternenhimmel viel klarer und deutlicher gesehen. Manches sehen wir schon gar nicht mehr. Es ist für mich unverständlich, warum wir in der Nacht so viel Energie verschwenden. Die Vögel- und Insektenpopulation leidet darunter und wir auch“, ärgert sich Schmidt.

Seit 1999 fotografiert er rein digital. Allein in diesen 24 Jahren habe die Lichtverschmutzung auch in einer Stadt wie Jennersdorf schon deutlich zugenommen. In Chile und Namibia gebe es noch Orte, wo kilometerweit keine künstliche Beleuchtung zu finden sei.