Chronik/Burgenland

Alte Technik als große Leidenschaft

Mit vier Jahren hat Jakob Lindau bereits Bulldog-Traktoren gezeichnet. Wenn er mit seinem Oldtimer-Traktor aus der Halle schiebt – unter schwarzen Qualm aus dem Auspuff und lautem Dröhnen des Motors – lächelt er am Fahrersitz. Sein Hobby ist alte Landtechnik, dafür hat er sich viel Wissen angeeignet und ist mittlerweile ein Experte für alte Motoren und Landmaschinen.

„Ich war meiste Zeit mit meinem Opa am Traktor bei der Feldarbeit“, sagt Lindau. Die Leidenschaft zu Oldtimertraktoren kam mit der Zeit. „Ich hab’ mir als Kind schon den Schlepperkatalog 1988/89 angeschaut, da war eine Sonderbeilage mit Oldtimertraktoren“, sagt der 23-Jährige. Sogar die Gute-Nacht-Geschichten seiner Mutter handelten vom Oldtimertraktor, der unterm Stroh begraben war. Zur Firmung bekam der Oldtimerfan dann seinen ersten Traktor – „einen Hanomag mit Frontlader“, erzählt er.

 

 

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Seit damals ist die Sammlung beträchtlich angewachsen. „Zum Traktor haben wir einen Pflug gebraucht und andere Geräte“, schildert Lindau. Eine alte Dreschmaschine hatte die Familie noch, die wurde auf Vordermann gebracht. Heute besitzt er gut 40 Motoren, zehn Traktoren und zahlreiche andere Landtechnik aus dem vorigen Jahrhundert.

Alte Motoren

Während er die HTL in Pinkafeld für Gebäudetechnik besuchte, eignete er sich viel Wissen über alte Motoren und Maschinen an. „In der Schule habe ich davon nichts gelernt, das lernt man nirgends“, sagt Lindau. Mit alten Stationärmotoren und Unterlagen wie „Fachkunde-Autoschlosser 1926“ hat er sich für die Reparaturen seiner Sammlung eingelesen. „Oft muss man etwas bei einem Motor falsch machen und beim nächsten Mal weiß man es dann“, sagt Lindau, der in Grafenschachen bei einer Hydraulikkran-Firma arbeitet. In seiner Freizeit ist er vor allem in der Werkstatt anzutreffen.

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Sammlung

Die Sammlung wird ein Mal im Jahr beim Dreschkirtag im Echt-Betrieb gezeigt (siehe Zusatzbericht, Anm.). Trotz der Anzahl an Maschinen ist Lindau immer auf der Suche nach größeren und älteren Traktoren „oder ausgefalleneren Sachen“, wie der Sammler erklärt. Mittlerweile sei er gut vernetzt mit Sammlern in Deutschland, den Niederlanden oder Frankreich. Sein neuestes Stück ist ein Traktor mit Baujahr 1929, den er in Frankreich gekauft hat. „Dort hat jemand seine Sammlung auf noch ältere Modelle umgestellt“, sagt Lindau. Diesen Traktor gebe es in Österreich nur drei Mal, seit Dezember arbeite er an der Renovierung. Umso älter desto begehrter sind die Landmaschinen. „Wenn ein anderer glaubt, die Maschine kann man nicht mehr herrichten – so etwas hat mich noch nie abgeschreckt“, sagt Lindau.

Von der Sammel-Leidenschaft zum Großevent  

Die erste Veranstaltung war eigentlich nur im Familienkreis geplant. „Wir hatten die Maschinen und wollten sie einsetzen, um für uns etwas Getreide zu ernten“, sagt Jakob Lindau, der gemeinsam mit seinem Vater und vielen Vereinsmitgliedern den Dreschkirtag in Rechnitz ins Leben gerufen hat.  Zahlreiche Schaulustige sind damals dazu gekommen und gemeinsam wurde ein Verein gegründet, um die Veranstaltung im nächsten Jahr im größeren Stil durchzuführen. „Wir waren bei den Feldtagen Nordhorn in Deutschland, die gibt es seit 25 Jahren“, sagt Lindau. Dort würden die Besucher mit ihren historischen Maschinen hinkommen. In Rechnitz hatte Lindau schon selbst die Sammlung historischer Geräte.  

 

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Über die Jahre ist nicht nur die Zahl der Maschinen, sondern auch die Besucherzahl gewachsen. Heuer werden von 11. bis 15. August wieder 14.000 Besucher aus ganz Österreich und dem Ausland erwartet. „15 Musikgruppen werden aufspielen, wir haben alles was Rang und Namen hat, vom  Nockalm Quintett über die Seer bis hin zu Hannah mit Band“, sagt Dietmar Lindau, der Hauptorganisator des Festes. 28 Dreschmaschinen werden vor Ort sein und die Entwicklung der Erntetechnik im Live-Betrieb zeigen. „So etwas sieht man nicht einmal im Museum“, sagt Lindau

Letzter Dreschkirtag

Trotz des Erfolgs werde  es der letzte Dreschkirtag in dieser Form sein. „Die Auflagen werden immer mehr“, sagt Lindau, der als Veranstalter privat haftet. Vom Blitzschutzevakuierungsplan bis hin zum Lärmprotokoll vom Fenster des Nachbarn reichen di e Hürden für die Veranstalter.  Auch die Touristiker hätten sich nicht für das Großevent interessiert, meint Lindau.  Unterstützung hätte es kaum gegeben, „von niemandem“.  Es sei jedenfalls keine wirtschaftliche Entscheidung, sondern eine persönliche, wie Lindau betont: „Ich wünsche niemandem die Sorgen und schlaflosen Nächte“, sagt Lindau.

www.dreschkirtag.at