Chronik/Burgenland

Abwanderung: Wochentags nur mehr Pensionisten

Wenn ich von den Heiligenbrunnern leben müsste, dann hätte ich schon lange zugesperrt", sagt Helmut Krutzler, Hotelbetreiber und Wirt in Heiligenbrunn. Denn ins Wirtshaus geht hier fast niemand mehr. "Das ist vorbei", sagt Krutzler, der das als gesellschaftliches Problem sieht. Die demografische Entwicklung spricht laut Statistik eine klare Sprache: Lebten 2001 noch 989  Menschen in der Großgemeinde, so sind es heute nur mehr etwa 840.

ÖVP-Bürgermeister Gerhard Schrantz will den Bevölkerungsschwund nicht Abwanderung nennen. "Wir haben mittlerweile 200 Zweitwohnsitzer. Viele müssen ihren Hauptwohnsitz in Wien haben", sagt Schrantz. Denn Parkpickerl oder Genossenschaftswohnung zwingen die Burgenländer, Wiener zu werden, auch wenn sie am Wochenende aus der Stadt flüchten.

"Wenn ich zehn Wochenenden in Mödling verbracht habe, ist das viel", sagt Erich Hackl. Er arbeitet seit 39 Jahren  in Mödling, seit 2002 hat er in der Nähe seiner Firma eine Genossenschaftswohnung und da wurde aus dem Südburgenländer ein Niederösterreicher. "Für die Wohnung musste ich meinen Hauptwohnsitz dorthin verlegen", sagt Hackl, der auch in Heiligenbrunn einen Wohnsitz hat.  "Das Güssinger Kennzeichen am Auto habe ich nur ungern abgegeben", sagt der Wochenpendler. Doch er versteht jeden, der wegzieht. "Ich brauche von Heiligenbrunn eine halbe Stunde bis ich bei einer Autobahnauffahrt bin. Es gibt keine höherrangigen Straßen im Bezirk", klagt Hackl.

Parkpickerl  

"Als in Wien das Parkpickerl eingeführt wurde, haben wir sicher 40 oder 50 Hauptwohnsitzer verloren", sagt Amtsleiter Leopold Pfeiffer. Das schlägt sich auch im Budget nieder. Denn Ertragsanteile gibt es nur pro Hauptwohnsitz. "Wir haben immer gut gewirtschaftet, finanziell stehen wir gut da", sagt der Bürgermeister. Auch Kindergarten und Schule seien gut besucht.

Aber neben dem Pendlerproblem ist es auch die Geburtenrate, die die südburgenländische Gemeinde schrumpfen lässt. Auf zwei Geburten im Jahr kommen zehn bis 15 Todesfälle. Auch im Sportverein macht sich das bemerkbar. "Eine Nachwuchsmannschaft gibt es schon lange nicht mehr", sagt SV-Heiligenbrunn-Obmann Engelbert Mittl. Die Jungen zieht es für das Studium oder den Job weg, nur am Wochenende wird der Lebensmittelpunkt wieder zu den Wurzeln verlegt.

"Veranstaltungen und Feste werden nur mehr am Wochenende gefeiert. Unter der Woche leben hier nur mehr Pensionisten", sagt der Amtmann.