A4-Flüchtlingsdrama: "Sie haben uns wie Vieh transportiert"
Im Prozess gegen eine Schlepperbande, die für den Tod von 71 Flüchtlingen verantwortlich gemacht wird, haben die Angeklagten in der ungarischen Stadt Kecskemet auch am Dienstag die Aussage verweigert. Die beiden Hauptangeklagten sowie der Fahrer des Todes-Lkw verlangten allerdings bessere Haftbedingungen.
Richter verlas Zeugenaussagen
Daraufhin meldete sich einer der Angeklagten zu Wort. Der Mann, der bei einer Schlepperfahrt im Juni 2015 dabei war, meinte, das sei eine Lüge. Es hätte niemand geklopft und keiner der Flüchtlinge sei in Ohnmacht gefallen, das hätte er beim Aussteigen der Leute ja bemerken müssen. Ende September sollen Zeugen auch persönlich vor Gericht aussagen, sagte der Vorsitzende.
Ein Bulgare ist noch auf der Flucht
Den insgesamt elf Beschuldigten wird u.a. qualifizierter Mord und Schlepperei im Rahmen einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Zehn von ihnen nahmen auf der Anklagebank Platz. Ein Bulgare ist noch auf der Flucht. Alle Beschuldigten sind in Ungarn unbescholten.
Die Bande hat laut Anklage mehr als 1.200 Menschen illegal nach Westeuropa gebracht. Dabei kassierte allein der Bandenchef mehr als 300.000 Euro. Ab Juni 2015 schmuggelte die Gruppe verstärkt Flüchtlinge von Serbien über Ungarn nach Österreich bzw. Deutschland. 31 solcher Fahrten konnte die Staatsanwaltschaft in Ungarn nachweisen. Im August 2015 endete eine solche Fahrt tödlich. 71 Menschen erstickten in einem Kühl-Lkw, der in einer Pannenbucht bei Parndorf auf der Ostautobahn (A4) entdeckt wurde.