Chronik/Burgenland

1500 Stunden Dienst: Die Retter vom Neusiedler See

Die Oberfläche des Neusiedler Sees glitzert verführerisch in der Sonne, der Wind weht an diesem heißen Sommertag nur schwach. Deshalb sind auch kaum Wassersportler zu sehen. Dennoch machen sich Thomas Dravits und Michael Hasieber bereit für die erste Ausfahrt. Von Mörbisch aus starten die beiden ihre Kontrollfahrt auf dem See. Sie sind zwei von 28 Polizeischiffsführern am Neusiedler See.

"Von April bis Oktober ist der Seedienst jeden Tag besetzt. Im vergangenen Jahr wurden 210 Streifenfahrten gemacht, 1470 Stunden auf dem Wasser verbracht", sagt Wolfgang Bachkönig von der Landespolizeidirektion. Dafür stehen zwei Boote in Mörbisch und jeweils eines in Neusiedl und Podersdorf zur Verfügung.

Schutz vor Einbrüchen

Von 10 bis 18 Uhr sind Dravits und sein Kollege auf dem See unterwegs. "Die Präsenz der Einsatzboote dient auch der Prävention vor Einbrüchen in den vielen Hütten, die rund um den See errichtet wurden", erklärt Dravits.

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Von Mörbisch aus geht es Richtung Süden bis an die ungarische Grenze. Schon von Weitem sieht man die Überreste der Seehütten in Fertörakos, die bei einem Großbrand vor gut drei Wochen zerstört wurden. Dann geht es weiter Richtung Norden.
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Ein paar Segelboote sind mittlerweile unterwegs. An Tagen mit Wind seien bis zu 300 Segelboote und rund 200 Wassersportler auf dem See. Dass das Wasser jemals zur Gefahr werden kann, erscheint bei einer Wassertiefe von 1,50 Meter absurd. Doch der Schein trügt: "Der Neusiedler See ist ein tückisches Gewässer. Er ist zwar nicht tief, kann aber bei Sturm trotzdem sehr gefährlich werden, auch für die Einsatzkräfte. Vor allem in der Nacht", sagt Bachkönig.Gewitter würden oft binnen kürzester Zeit auftreten und Wellen mit einer Höhe von bis zu einem Meter seien dabei keine Seltenheit.
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"Es sind nicht nur Freizeitkapitäne, die Wind und Wellen unterschätzen. Der Surfsport ist in den letzten Jahren immer beliebter geworden. Viele suchen das Abenteuer und setzen dabei ihr Leben aufs Spiel", so Dravits.
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Problem Alkohol

Zehn Mal musste die Wasserpolizei heuer bereits zu Einsätzen ausrücken, dabei wurde zwei Personen das Leben gerettet. Für einen 85-jährigen Wiener kam jedoch jede Hilfe zu spät. Er war im Juni im Hafen von Breitenbrunn ins Wasser gesprungen, um sein Segelboot aus dem Schilf zu ziehen. Nur wenige Minuten später fand seine 81-jährige Ehefrau den Mann mit dem Gesicht nach unten im Wasser treibend.

Seit 2010 sind acht Menschen auf dem See ums Leben gekommen. Neben Wetter und Leichtsinn spielt Alkohol eine immer größere Rolle . Erst am 21. Juni war ein 65-jähriger Wiener mit 2,08 Promille von seinem Boot ins Wasser gestürzt. Er konnte von der Polizei gerettet werden.

Für Thomas Dravits und Michael Hasieber ist es an diesem Tag ein ruhiger Dienst. Mittlerweile sind sie von ihrer Kontrollfahrt wieder in Mörbisch angekommen. "Eine kurze Pause und dann drehen wir die nächste Runde", sagt der Schiffsführer.

Getrübt wurde der Badespaß im Neusiedler See am Wochenende. Mehr über die Sperre des Seebades Weiden wegen Bakterien im Wasser lesen Sie hier.

Im Rahmen des Projekts "Gemeinsam sicher" des Innenministeriums haben Polizei, Feuerwehr und Wasserrettung für den Neusiedler See eine Sicherheitskarte entwickelt, die neben einer Übersichtskarte die wichtigsten Informationen über Stützpunkte der Einsatzorganisationen sowie Tipps für das richtige Verhalten bei Gefahr enthält. Außerdem sind alle wichtigen Notrufnummern von Polizei, Feuerwehr und Wasserrettung enthalten.

Neben den vier Polizeibooten verfügt die Feuerwehr über sechs Wasserdienstboote, die jährlich rund 90 bis 120-mal auf dem See zum Einsatz kommen. Im Rahmen des Tauchdienstes stehen im Burgenland außerdem 25 ausgebildete Taucher zur Verfügung.

Von Oggau aus rückt die Wasserrettung zur Hilfeleistung aus. Das Boot ist mit einem Defibrillator und anderem Spezialgerät ausgerüstet, um schon auf dem Wasser Hilfe leisten zu können. 2016 haben ehrenamtliche Mitarbeiter der Wasserrettung 2170 Stunden auf dem Neusiedler See verbracht.

Ausrüstung

Der Umstand, dass immer weniger Kinder und Jugendliche schwimmen können, bereitet auch den Rettungsschwimmern in Niederösterreich viel Arbeit. "Leider kommt es immer wieder zu Badeunfällen, bei denen junge Menschen betroffen sind", berichtet Markus Schimböck, Präsident der nö. Wasserrettung. Allein 2016 wurden mehr als 500 Einsätze absolviert, auch heuer werden es nicht weniger werden.

Er hofft, dass die Spezialisten künftig besser ausgestattet werden. "Bei der Ausrüstung gibt es noch Nachholbedarf", sagt Schimböck. Teilweise müssen sich die Retter ihre Sauerstoffflaschen und Schwimmbrillen selbst finanzieren, zudem seien einige Fahrzeuge schon in die Jahre gekommen.

Der zuständige SPÖ-Landesrat Maurice Androsch will nun Abhilfe schaffen, denn: "Die Wasserrettung ist ein wichtiger Partner innerhalb der niederösterreichischen Rettungskette."