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Wie Weihnachtsbräuche entstanden sind

Mehr als 500 Millionen Christen in Europa - weltweit mehr als 2,2 Milliarden - feiern am 24./25. Dezember Weihnachten. Das Fest der Geburt Christi wird seit dem 4. Jahrhundert am 25. Dezember gefeiert. Das "Weihnachtsfest" am 24. Dezember, dem "Heiligen Abend", ist die nach altem kirchlichen Brauch übliche "Vor-Feier" (Vigil) eines Hochfestes. Der 25. Dezember war im Römischen Reich ursprünglich das heidnische Fest der Wintersonnenwende.

Im 4. Jahrhundert hat die Kirche das aus dem nahöstlichen Bereich in die römische Tradition übernommene populäre Fest "getauft" und ihm einen neuen Sinn gegeben: das Gedächtnis an die Geburt Christi. Von Rom aus hat sich das Weihnachtsfest in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts rasch nach Nordafrika, Oberitalien, Spanien sowie in den Orient verbreitet. Es entwickelte sich bald zum beliebtesten christlichen Fest.

Die deutsche Bezeichnung "Weihnachten" ist erst seit dem 12. Jahrhundert belegt; die Zusammensetzung enthält das untergegangene mittelhochdeutsche Adjektiv "wich" mit der Bedeutung "heilig" und geht zurück auf die Zeitbestimmung "ze wihen nahten", was "in den heiligen Nächten" bedeutet.

Krippe und Christbaum sind erst relativ spät in das christliche Weihnachtsfest aufgenommen worden. Der Heilige Franz von Assisi hatte 1223 in Greccio als erster die Idee, zum Weihnachtsfest die Geburt Christi im Stall von Bethlehem als "lebendes Bild" mit lebenden Personen und Tieren nachzuzeichnen.

Ab dem 15. Jahrhundert gab es in Italien in den Kirchen permanente Krippen. Ab dem 16. und 17. Jahrhundert wurden Weihnachtskrippen auch außerhalb Mittelitaliens als Rekonstruktion des großen Ereignisses von Bethlehem populär.

Zentrum der Kunst der Weihnachtskrippe wurde Neapel. Unter Einbeziehung von Elementen aus der Bildhauerkunst, der Architektur und der Volkskunde fertigen dort berühmte Statuettenhersteller (sogenannte "figurini") ihre Kreationen. Jedes Jahr kommen neue hinzu - dieses Jahr zum Beispiel der designierte US-Präsident Barack Obama, der auch Verkaufshit in den "Presepe"-Shops ist.

Der Christbaum ist erst im 19. Jahrhundert zu dem zentralen Weihnachts-Symbol geworden, das er heute ist. Ein erster schriftlicher Hinweis auf geschmückte Tannenbäume zu Weihnachten findet sich in Straßburg aus dem Jahr 1606.

Nach der Reformation verbreitete sich die neue Sitte zunächst im evangelischen Bereich, obwohl die Pastoren im 17. Jahrhundert gegen diese "Lappalie" polemisierten, die die Besinnung auf das Wort Gottes in den Hintergrund dränge.

Nach Österreich kam der Christbaum 1816 durch Prinzessin Henriette von Nassau-Weilburg, die evangelische Frau Erzherzog Karls, des Siegers von Aspern. Obwohl der "lutherische Brauch" von der katholischen Kirche in Österreich zunächst scharf abgelehnt wurde, war der Siegeszug des Christbaums nicht aufzuhalten.

Heute wird der Christbaum mit seinen Lichtern von Christen aller Konfessionen als Symbol des Sterns von Bethlehem angesehen, der den Menschen die Geburt Jesu anzeigte.