2016

KURIER-Leser: Peter Simonischek ist Österreicher des Jahres 2016

51.841 Mal stimmten die Leser bei der Wahl zum "Österreicher des Jahres" ab. Schon während der Abstimmungszeit zeichnete sich ein knappes Rennen zwischen Norbert Hofer und Peter Simonischek ab. Am Ende hatte der Schauspieler die Nase vorne. Hauchdünn. Mit 18.639 Stimmen (35,89 %) konnte er gerade einmal 352 Stimmen mehr sammeln als der freiheitliche Präsidentschaftskandidat (18.287 Stimmen oder 35,22 %). Mit deutlichem Abstand landete der Konzertpianist Rudolf Buchbinder (6472 Stimmen, 12,46 %) auf dem dritten Platz.

Simonischek hat "a guat’s Jahr erwischt", wusste KURIER-Society-Experte Dieter Chmelar bereits im August zum 70er des Schauspielers. Das war noch lange bevor der "Toni Erdmann"-Darsteller Anfang Dezember zum besten europäischen Schauspieler des Jahres gewählt wurde. Und auch auf der anderen Seite des großen Teichs findet Simonischeks Leistung Anerkennung. Zum US-Start des Films zu Weihnachten schrieb etwas die New York Times, es sei die "bei weitem lustigste fast dreistündige deutsche Komödie, die Sie je sehen werden". Die Schauspieler Peter Simonischek und Sandra Hüller würden "außergewöhnlich natürliche, unglaublich mutige" Darbietungen geben.

Beim Europäischen Filmpreis räumte der Film Anfang Dezember fünf Trophäen ab, wenig später holte er eine Golde-Globe-Nominierung in der Sparte "bester nicht-englischsprachigen Film". Er schaffte es kürzlich auch auf die "Shortlist" von neun Kandidaten für den Auslands-Oscar. Die fünf Finalisten werden am 24. Jänner im Rahmen der Oscar-Nominierungen bekanntgegeben.

Porträt Peter Simonischek

Der Drei-Tage-Bart, die buschigen Augenbrauen und der einnehmende Blick sind die Markenzeichen von Peter Simonischek. In den vergangenen Jahrzehnten hat der Österreicher alle wichtigen Rollen im deutschsprachigen Raum gespielt. Alleine 20 Jahre lang war er Ensemblemitglied der Berliner Schaubühne. Dabei blieb er stets seinem Motto treu: "Die besten Schauspieler haben keine Allüren." Zu Premieren fährt der Alt-68-er gerne mit dem Fahrrad.

"Als Schauspieler bin ich es gewöhnt, mich täglich zum Affen zu machen", sagte Simonischek über die Rolle als Toni Erdmann. So legte er die schiefen Zähne auch bei den Premieren-Feiern, ob bei den eleganten Filmfestspielen in Cannes oder in Wien, nicht ab. Seinen drei Kindern war sein exaltiertes Verhalten lange Zeit peinlich, sagte der gebürtige Grazer. Wichtig sei ihm aber stets gewesen, dass sie selbst Spaß verstehen: "Weil man ohne Humor heute ja gar nicht überleben kann", sagte er zur Tageszeitung Die Presse.

Acht Sommer lang "Jedermann"

Aufmerksamkeit und Anerkennung durch ein breites Publikum errang Simonischek mit dem "Jedermann" bei den Salzburger Festspielen. Acht Sommer lang, von 2002 bis 2009, spielte er die Paraderolle mit wechselnden Buhlschaften 108 Mal vor Publikum - so oft wie niemand zuvor.

Dabei hätte Simonischek, wenn es nach seinem Vater gegangen wäre, gar kein Schauspieler werden soll. Er hätte wie sein Vater als Zahnarzt arbeiten sollen. Er begann ein Architektur-Studium sowie eine Zahntechniker-Ausbildung. Doch seine wahre Leidenschaft ließ sich nicht lange unterdrücken: An der Akademie für Musik und darstellende Künste in Graz nahm alles seinen Lauf.

Nach ersten Auftritten am Grazer Schauspielhaus ging er über St. Gallen, Bern, Darmstadt und Düsseldorf nach Berlin. Ab 1979 war Simonischek schließlich bei der Berliner Schaubühne. Dort wurde er zum Star der Branche, arbeitete mit Größen wie Peter Stein, Luc Bondy oder Andrea Breth. Seine Antrittsrolle am ehrwürdigen Wiener Burgtheater 1999 war gleichzeitig eine Rückkehr in die Heimat.

Während der Theatersaison stand der umtriebige Mime stets auf der Bühne, in den kurzen Pausen dazwischen vor der Kamera. Angst, dass sein Alter dieses Pensum nicht mehr lange zulässt, hat er nicht: "Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass ich einmal keine Kraft mehr zum Spielen habe", sagte er dem Nachrichtenmagazin News.

Turbulentes Privatleben

Während seine berufliche Karriere wie im Bilderbuch verlief, gab es privat durchaus turbulentere Zeiten: "Ich hatte ein ausgeprägtes Künstler-Ego, dem alles andere untergeordnet war. Vor allem die Frauen - davon gab es viele, und ich war weder zimperlich noch ehrlich mit ihnen", sagte er vor einigen Jahren einmal der Bild. Seine erste Ehe mit der Schauspiel-Kollegin Charlotte Schwab, Mutter seines ersten Sohnes, soll an seiner Untreue zerbrochen sein.

Er sei in einem patriarchalischem System aufgewachsen: "Mein Vater war die Instanz und die Mutter der dienende Teil. So bin ich auf die Frauenwelt losgelassen worden und habe peu à peu Lehrgeld gezahlt", sagte er dem Magazin Woman. Das zweite Ja-Wort gab er 1989 Brigitte Karner. Gemeinsam mit der Schauspielerin hat er zwei Söhne und tritt regelmäßig auf der Bühne und bei Society-Veranstaltungen auf.