Zu Besuch in der Möbelwerkstatt Braun
Von Ankica Nikolić
8 Uhr. Der Betrieb läuft. Dem Schornstein entweichen dicke, weiße Wolken, in den Produktionshallen laufen die Maschinen auf Hochtouren. Die Firma Braun gehört zum Inventar des Ortes, fast genauso wie die Burg in Lockenhaus, die oberhalb des Betriebes und der 2000-Seelen-Gemeinde thront. Seit der Gründung der Sessel- und Holzwarenfabrik im Jahr 1921 hat sich einiges verändert. Während einst Schulmöbel und kleinere Holzwaren angefertigt wurden, ist heute, knapp 93 Jahre später, die Produktpalette moderner und größer geworden. Neben der Herstellung von Sitzmöbeln und Tischen aus Vollholz, Bugholz und Stahlrohr für den Objektbereich widmet man sich in den vergangenen Jahren verstärkt Designmöbeln. 2012 etwa sicherte sich das Unternehmen die Lizenzrechte für die Entwürfe des österreichischen Architekten Karl Schwanzer.
60.000 Stühle und 8000 Tische werden pro Jahr in Lockenhaus produziert.
Zusätzlich dazu werden zahlreiche Spezialanfertigungen realisiert. Für das Wiener Restaurant Motto am Fluss etwa, wurde gemeinsam mit dem Architekturbüro BEHF eine spezielle Serie entwickelt. „Unser Ziel ist es, diesen Bereich weiter auszubauen. Die hohe Fertigungstiefe, die wir anbieten, ermöglicht uns auf individuelle Anfragen schnell und effizient reagieren zu können“, erklärt Geschäftsführer Jochen Joachims.
Die Produktion in Bildern:
Für verformte Einzelteile wird ein spezielles Vakuumverfahren angewendet.
Einzelteile, die verformt werden müssen, wie Sitzschalen, werden mit einer CNC-Fräse bearbeitet. Mithilfe eines Vakuumverfahrens, wo Luft an das Holz gesaugt wird, erhalten flache, kleine Teile ihre idealen Konturen. Dreißig Vakuumschablonen mit exakt abgestimmten Gummidichtungen sorgen dafür, dass sich die Luft an der richtigen Stelle ansaugt. Ein wichtiges Steckenpferd der Produktion sind Bugholzmöbel.
Das Biegen von Holz mithilfe von Wasserdampf verlangt eine spezielle Handwerkstechnik. Der Spezialist des Braunschen Dampfkessels ist Arno Kantoner. Seit 27 Jahren sucht er das Holz für den Biegevorgang aus: „Die Stücke dürfen keine Unregelmäßigkeiten bei der Maserung vorweisen, die Fasern müssen gleichmäßig sein und wir verwenden hauptsächlich Buche, obwohl sich auch Ahorn eignet.“ Als Faustregel gilt: Pro Zentimeter müssen zehn Minuten gerechnet werden. Ein sechs Zentimeter breites Holzstück braucht bei einer Temperatur von 100 Grad etwa 60 Minuten, um in Form gebracht zu werden. Danach werden die Stücke in einer Metallschiene fixiert und zehn bis zwölf Tage lang getrocknet.
Die meisten Arbeitsschritte erfolgen auch heute noch in Handarbeit.
Im letzten Bearbeitungsschritt gelangen die Stühle in die Polsterei. Die Räume sind gesäumt von Schnittmustern, unzähligen Rollen mit Stoffen und Leder sowie Schaumstoffbahnen. Sechs Mitarbeitern sorgen dafür, dass die Materialien vernäht und gepolstert werden.