Exklusive Penthouses in Wien
Von Claudia Elmer
Ganz oben kommt es auf die Aussicht an. Doch ein toller Blick ist nicht das einzige Argument, das viele zum Schwärmen bringt: Unter dem Giebel hat man viel Licht und vor allem seine Ruhe – man hört kein Trampeln und kein Möbelrücken. Ein offener Grundriss und Schrägen schaffen ein freies, einzigartiges Wohngefühl. Und während man im Garten den neugierigen Blicken der Darüberwohnenden ausgesetzt ist, ist man auf der Dachterrasse, hoch über allen, davor geschützt.
Diesen Luxus vom innerstädtischen Wohnen würden sich gerne viele erfüllen. Die Voraussetzung dafür ist mehr als etwas Kleingeld und ein ausbaufähiger Dachboden. Eine junge Familie hatte das Glück, einen solchen Rohdiamanten in Liesing zu finden.
Um den richtigen Schliff kümmerte sich das japanisch-österreichische Büro Shibukawa Eder Architects. Das Objekt befand sich zwar in einem neu errichteten Hochhaus, allerdings war es nicht wirklich bewohnbar: „In dem Rohbau gab es keine Elektroinstallationen. Lediglich die Abwasser- und Entlüftungsstränge waren vorhanden“, erzählt Raphael Eder. Zudem musste das vorhandene Atrium, das sich genau in der Mitte des Grundrisses befindet, adaptiert werden. Die Planer setzten Glasschiebetüren ein, die sich zu zwei Seiten öffnen lassen. Das Niveau des Fußbodens wurde innen wie außen angepasst, dadurch konnte man einen schwellenfreien Durchgang ermöglichen. In der Mitte des Hofes befinden sich ein windgeschützter Sitzplatz und eine Wendeltreppe, die auf die Dachterrasse führt.
Die Anordnung der Kinderzimmer basiert auf einer originellen Idee: Es handelt sich um drei kleine Schlafkojen mit einer Größe von je acht Quadratmetern, die den Kindern einen Ort zum Rückzug bieten. Sind die Türen geöffnet, verschmelzen sie mit dem vorgelagerten Gang zu einem 54 Quadratmeter großen Spielbereich.
Die Architekten konzipierten außerdem ein raumbildendes Möbel, das Sitzgelegenheit und Bücherregal zugleich ist. Zudem sorgt es für eine optische Trennung des Koch- und Wohnbereichs.
Als weitere Besonderheit birgt der Entwurf von Shibukawa Eder ein japanisches Badezimmer. Es besteht aus zwei Zonen: Einem Nassbereich, in dem die gesamte Bodenfläche als Duschkabine dient, und einem Trockenbereich mit einem Waschbecken zur Zahnpflege und Gesichtsreinigung. Von japanischem Einfluss zeugen auch die klare Formensprache, die zurückhaltende Farbwahl und der tiefergelegte Eingangsbereich.
Ein Dachausbau ist kein gewöhnliches Projekt, sondern in vieler Hinsicht besonders. Denn die Fläche unter dem Giebel kann nicht immer so ohne Weiteres ausgebaut werden. Eigentums- und baurechtliche Fragen müssen ebenso wie konstruktive Anforderungen individuell beurteilt werden.
Noch heikler ist aber das Thema der Isolierung: Ist sie mangelhaft oder fehlt ein außen liegender Sonnenschutz, wird aus der Wohnung mit dem vielen Glas im Sommer eine Sauna. Eine Klimaanlage kann das Problem lindern, eine befriedigende Lösung stellt sie allerdings nicht dar: Sie verbraucht viel Strom und verschlechtert deshalb die Öko-Bilanz.
Bei einem Gebäude aus der Gründerzeit können zudem Auflagen des Denkmalamtes hinzukommen. Mit dieser Herausforderung wurde das Büro BWM Architekten bei einem Auftrag im ersten Wiener Gemeindebezirk konfrontiert. Ein Dachboden in einem historischen Ringbau in Nachbarschaft des Naturhistorischen Museums bildete die Ausgangslage.
„Aufgrund des vorhandenen Raumvolumens konnten wir zwei Geschoße mit drei Wohneinheiten und einer kleinen Gästewohnung unterbringen“, sagt Erich Bernard von BWM.
Weil beim Umbau keine groben Veränderungen der Dachlandschaft vorgenommen werden durften, entwickelten die Architekten eine spezielle Lösung.
Das Dach erhielt vier Einschnitte, die mit einer abhebbaren Glasfläche verdeckt sind. Die Fenster sind mit einer mechanischen Hydraulik stufenlos zu öffnen und zu schließen. Bernard: „Die darunterliegenden Terrassen sind im Sommer und im Winter benutzbar. Mit den Fenstern ist es uns gelungen, die Dachfläche von außen gesehen volumetrisch kaum zu verändern.“
In der obersten Etage war aufgrund der großen Tiefe eine weitere Maßnahme sinnvoll, um Helligkeit in die Räume zu bringen. Der innen liegende Lichthof wurde komplett verglast.
Bernard: „Wir wollten den Ausbauten die Eigenschaften einer normalen Wohnung verleihen. Es muss nicht überall spürbar sein, dass man im Dach sitzt. Die Herausforderung war, im Dach eines Gründerzeithauses eine typologisch klare Wohnsituation zu schaffen.“
Mit dem Auftrag, Intimität und Offenheit zu vereinen, nahm das Büro Junger & Beer ein Dachgeschoß im vierten Bezirk in Angriff. Die Bauherren wünschten sich einen offenen Loftcharakter und zugleich private Rückzugsorte. Nach einem Jahr Planungsarbeit waren die Bauarbeiten in sechs Monaten abgeschlossen. Im Hauptraum befindet sich eine offene Küche, die in einen Wandverbau integriert ist. Vom Kochbereich öffnet sich der Raum hin zum Esstisch, an dem Schalensitze im Seventies-Look den Retro-Stil der Küche unterstreichen. Auf derselben Ebene befinden sich eine vorgelagerte Terrasse sowie der Wohnbereich mit einem offenen Kamin und einer weitläufigen Sofalandschaft. Eine Wendeltreppe führt vom Hauptraum auf die Galerie, wo sich Rückzugsorte sowie die Schlaf- und Sanitärbereiche befinden.
In Kaisermühlen errichtete Huss Hawlik Architekten soeben ein neues Wohnhaus und setzten ihm ein 270 Quadratmeter großes Penthouse auf.
Hauptaugenmerk bildet die zentrale, offene Küche, die über zwei Geschoße mit der Galerie verbunden ist. In der unteren Ebene befinden sich neben dem Koch- und Essbereich das Wohnzimmer und die Dachterrasse, oben sind Schlaf- und Badezimmer untergebracht. Zudem sorgen drei Panoramafenster Richtung Nordosten für ein luxuriöses Wohngefühl. „Diese Verglasungen sind nur möglich, weil hier ab Mittag keine Sonne mehr scheint“, sagt Hawlik. „Und der Bauherr muss die Bereitschaft mitbringen, dafür ein Reinigungsteam zu engagieren. Solche Fenster kann man nicht selbst putzen.“
Abgesehen von der Aussicht auf die Alte Donau haben die überdimensionalen Fenster einen weiteren Vorteil: Durch die Einschnitte im Dach wird wertvolle Nutzfläche gewonnen. „Sonst wäre der Raum zu schmal gewesen“, sagt Hawlik. Mit diesem Trick lässt sich trotz der Schrägen ein Maximum an Fläche herausholen.