Leben/Wohnen & Design/Wohnen

Siegerhaus

Zwei Jahre lang wurde getüftelt und gearbeitet, dann war es so weit. Das Team Austria, geleitet von der Technischen Universität (TU) Wien, hat das Ökohaus mit dem Namen „LISI“ (Living Inspired by Sustainable Innovation) entwickelt und gebaut. Das Ziel: Die Teilnahme am internationalen, universitären Architekturwettbewerb, dem Solar Decathlon 2013 in Los Angeles. „LISI“ setzte sich schließlich gegen 160 Mitbewerber im Wettbewerb um die besten Solarhäuser durch und erzielte den ersten Platz. Nun ist das Weltmeisterhaus wieder in Österreich. Vor wenigen Tagen wurde der Prototyp für zwei Personen im Fertighauszentrum „Blaue Lagune“ in Wiener Neudorf in einem Teich schwimmend aufgestellt und kann nun besichtigt und auch gekauft werden. Geplant und gebaut wurde „LISI“ von Studenten des Instituts für Architektur und Entwerfen der TU Wien unter der Leitung von Karin Stieldorf gemeinsam mit den TU-Architekturabsolventen Gregor Pils und Andreas Claus Schnetzer.

60 gut genutzte Quadratmeter

Alle Inhalte anzeigen
„Die Grundidee war, gute Architektur mit hervorragender Technik zu verbinden, sodass ein wohnliches, ansprechendes und ökologisch nachhaltiges Gebäude entsteht“, betont Stieldorf. Neben der TU Wien waren die FH St. Pölten, die FH Salzburg und das Austrian Institut of Technology (AIT) am Prozess beteiligt. Das Technologieministerium unterstützte das Projekt durch das Programm „Haus der Zukunft“. Die Struktur des Hauses ist bewusst offen. Über eine Rampe betritt man die 60 Quadratmeter große Fläche, die in drei Zonen unterteilt ist: In Servicekern, Wohnbereich und angrenzende Innenhöfe. Im kompakten Servicebereich sind Bad, Schlafraum und die Haustechnik untergebracht. Die Fläche des zentralen Wohnraums kann zur Gänze genutzt werden, da der Stauraum in die Wände integriert ist. Der Wohnraum kann mithilfe von großzügigen Schiebetüren in die angrenzenden, begrünten Innenhöfe erweitert werden. Die Grenze zwischen Innen und Außen verschwindet dadurch. „Wir haben ein Wohnprojekt geschaffen, das in erster Linie auf die Bedürfnisse der Benutzer eingeht und durch seine Optik und Extravaganz besticht“, betont Projektmanager Gregor Pils von der TU Wien.

Naturmaterialien: Holz, Rinde und Zellulose wurden verwendet

Alle Inhalte anzeigen
Der Baustoff Holz bestimmt das gesamte Gebäude. Die Tragkonstruktion in Holz-Kasten-Bauweise bildet sämtliche Decken und Wände. Zwischen den Konstruktions-Hölzern befindet sich Zellulose-Dämmung, die für ein angenehmes Raumklima sorgt. Die Wand- und Deckenverkleidungen sind aus Rinde, die Sessel aus Pellets-Hackschnitzeln mit Naturharz.

Das Warmwasser für die Dusche wird selbst erzeugt

Alle Inhalte anzeigen
Das Herz der Haustechnik ist eine 100 Quadratmeter große Fotovoltaikanlage auf dem Dach des Hauses. Sie liefert mehr Energie, als für den täglichen Bedarf gebraucht wird. Geheizt und gekühlt wird mittels Wärmepumpen, die je nach Bedarf kaltes oder warmes Wasser liefern und dieses durch den speziell entwickelten Klimalevel-Boden leiten. Die darin verlegten Betonplatten dienen zugleich als speicherfähige Masse. Das Haus ist mit zerfasertem Holz gedämmt, und mit breiten Jalousien umgeben, die vor sommerlicher Überhitzung schützen und dazu dienen, den Grad der Privatsphäre zu regulieren. Selbst der Kühlschrank kommt ohne Energie aus und wird ausschließlich über Verdunstungskälte betrieben. Karin Stieldorf von der TU Wien: „Vielleicht ist unser Haus ein Ansporn, beim eigenen Einfamilienhaus mehr architektonischen Mut zu zeigen.“

LISI geht in Produktion

Alle Inhalte anzeigen
Lizenznehmer für die Produktion des Hauses ist die Kärntner Firma Weissenseer Holz-System-Bau, die bereits die Entwicklung von „LISI“ unterstützt hat. „Wir haben vom ersten Moment an das Projekt geglaubt“, sagt Christof Müller, geschäftsführender Gesellschafter von Weissenseer. Nun wird das Unternehmen das Ökohaus serienmäßig herstellen. Dabei wird auf einige Details verzichtet, um den Kaufpreis dem Markt anzupassen. Die textilen Vorhänge vor der Terrasse und die Küchenstühle aus Naturharz und gepressten Hackschnitzeln werden in der Basisversion fehlen.

Auch für vier Personen

Je nach Ausstattung und Ausführung kostet „LISI“ zwischen 250.000 und 350.000 Euro. Darüber hinaus ist die Weiterentwicklung von Haustypen angedacht, die statt zwei bis zu vier Personen Platz bieten sollen – auch in Form von zweigeschoßigen Varianten. „Dazu wird bis Jahresende ein Konfigurator entwickelt, der verschiedene Größen zu unterschiedlichen Kaufpreisen anbietet“, sagt Müller. Die Adaptierungen übernimmt auch weiterhin die Studentengruppe der TU unter der Leitung von Karin Stieldorf.