Leben/Wohnen & Design/Wohnen

Sieben Wochen am See

Von einer Immobilie am See träumen viele – Ulrike Tschabitzer-Handler hat sich diesen Wunsch im Burgenland in Weiden am See erfüllt. Die Adresse "Markt 67" will sie künftig allerdings teilen: Fünf weiteren Mitgliedern stellt sie ihr Haus für je sieben Wochen im Jahr zur Verfügung – zum Tarif von 4400 Euro. "Man muss koordinieren, wann wer ins Haus will", sagt Tschabitzer-Handler, die seit über 20 Jahren in der Kreativwirtschaft tätig ist. "Wir garantieren aber, dass drei dieser sieben Wochen in die Ferienzeit fallen." Somit ist das Haus durchgehend bewohnt – ein positiver Nebeneffekt für die knapp 2500 Einwohner zählende Gemeinde am Neusiedler See.

Alle Inhalte anzeigen
Tschabitzer-Handler sieht weitere Vorteile: Weiden am See ist von Wien aus schnell zu erreichen. Außerdem biete das Projekt die Möglichkeit des Austausches. "Wir möchten Member-Abende veranstalten und die Ideen der Mitglieder aufgreifen", erklärt die Eigentümerin.
Das Grundstück hat sie gemeinsam mit ihrem Mann gesucht. Gefunden haben sie einen kleinen, verfallenen Bauernhof mit einem 150 Quadratmeter großen Garten.

Der Bestand musste jedoch entfernt und ersetzt werden. "Das neue Haus sollte kein Fremdkörper, sondern so unscheinbar wie möglich sein, um sich in den Ort einzufügen," erzählt Tschabitzer-Handler. Das Ergebnis ist ein 75 Quadratmeter großer Neubau aus Dämmziegeln nach den Plänen der Architektin Claudia Cavallar.
Alle Inhalte anzeigen
Er passt sich in Form und Größe den anderen Häusern in der Straße an und ist in unauffälligem Grau verputzt. Innen wurden die Ziegel weiß angemalt, um die Fugen sichtbar zu belassen. Der Grundriss ist offen und bietet ein Schlafzimmer, einen Wohn- und Essbereich sowie eine Galerie mit Sanitärräumen und einem Schlafdeck. Der Einbau ist aus Pressspanplatten gefertigt und gibt von oben einen Blick auf die Küche und den Wohnbereich frei.
Alle Inhalte anzeigen
Der Tausch-Gedanke setzt sich beim Interieur fort, das zur Gänze aus Vintage-Stücken besteht: Augarten, Gmundner oder Lilienporzellan, Nierentische und Fauteuils aus den Fünfzigern, die neu bezogen wurden.
Tschabitzer-Handler: "Wir sind herumgefahren und haben die Stücke auf diversen Flohmärkten gesammelt. Alles ist alt, nur die Betten sind neu."
Das von internationalen House-Sharing Projekten inspirierte Experiment soll Klientel aus Österreich, Deutschland oder Ungarn ansprechen. Wie das Konzept angenommen wird, lässt sich noch nicht sagen. Tschabitzer-Handler: "Es wäre schön, wenn es funktioniert und es würde uns sehr freuen, diese Erfahrung mit anderen teilen zu können."

www.markt67.at