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Schriftsteller und ihre grüne Oasen

Stolz und Vorurteil", "Verstand und Gefühl" und "Kloster Northanger" – sind die Namen der ersten Jane-Austen-Titel, die bekanntermaßen zu Bestsellern wurden. Ihre Romane prägten maßgeblich die englische Literatur. Die Autorin Jackie Bennett widmet sich in ihrem neuen Werk "Die Gärten der Dichter" den grünen Oasen berühmter Literatur-Vertreter – unter anderem auch dem von Jane Austen, die zeit ihres Lebens anonym mit der Verfasserangabe "by a lady" ihre Schriften veröffentlichte. Und das, obwohl aus diesem Geheimnis mit der Zeit ein offenes wurde. In einem Pfarrhaus in der Grafschaft Hampshire verbrachte sie mit ihren Geschwistern eine unbeschwerte Kindheit. Eine Zeit lang ging man davon aus, dass Austen aus einem gut situierten Haus stammt, doch das Gegenteil war der Fall. Die Inspiration für ihre Romane, die oftmals auf herrschaftlichen Landsitzen stattfanden und von wohlhabenden Familien handelten, fand sie in Häusern der umliegenden Nachbarschaft.

Jane Austen verbrachte die Sommer auf dem Anwesen Godmersham in Kent.

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Ihr liebster Schreibplatz befand sich inmitten des hauseigenen Gartens, wo auch die ersten Entwürfe für ihre Romane entstanden sind. Der Nutzgarten wurde liebevoll und vorwiegend von ihrer Mutter gepflegt. "Leider existiert dieser Garten heute nicht mehr: Das Haus wurde 1823 von Janes Bruder Edward abgerissen, und nur die Felder sind geblieben", erklärt Bennett. Ihr Bruder wurde von einer wohlhabenden Familie, den Knights, adoptiert, wodurch er unter anderem auch das Landgut Godmersham Park in Kent erbte. In den Jahren 1794 und 1796 verbrachte Jane mit ihrer Schwester Cassandra hier die Sommermonate. Das zehn Hektar große Areal umfasst zwei verbundene ummauerte Gärten und ein verwildertes Stück Land sowie zwei klassizistische Tempel. "Godmersham hatte alles, was einen Herrensitz des 18. Jahrhunderts ausmachte, und man kann sich gut vorstellen, wie sehr Jane Austen es genossen haben muss, sich Edwards turbulentem und schnell größer werdendem Haushalt zu entziehen und sich zum Lesen, Schreiben oder Nachdenken in den Park zu begeben", beschreibt Jackie Bennett.

Gad's Hill wurde zur Sommerresidenz von Charles Dickens.

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Für Charles Dickens hat sich die Autorin Gad’s Hill in Kent näher angesehen. Das rote Backsteinhaus etwa diente in seinem Titel "Reisender ohne Gewerbe" als Romansequenz. "Er ließ einen kleinen Jungen mit seinem Vater vorbeispazieren. Der Vater erklärte seinem Sohn, dass ihm dieses Haus eines Tages gehören könne, wenn er nur hart genug arbeite. Der Junge war Charles Dickens selbst", erzählt die Autorin. Und in der Tat: Dickens erwarb das Anwesen viele Jahre später selbst und nutzte es mit seiner Familie als Sommerhaus. Nach umfangreichen Umbauten, die Dickens unter anderem mit öffentlichen Lesungen finanzierte, wurde das Areal neu belebt. Entstanden sind viele kleine Gartenwelten wie etwa ein Nutz- oder Gehölzgarten, unzählige Blumen- und Sträucherbeete oder auch Lindenalleen. Nun befindet sich eine freie Schule für Tagesschüler vor Ort. Das Wohnhaus von Dickens wird nicht mehr genutzt. Mithilfe einer Stiftung soll Geld für ein Dickens-Museum gesammelt werden.
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„Die Gärten der Dichter – 25 grüne Oasen, die Schritsteller inspirieren“ Von Autorin Jackie Bennett (Text) und Richard Hanson (Fotos). Gerstenberg Verlag, € 30,80