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Rückkehr der Meisterhäuser

Dem Wiederaufbau des kriegszerstörten Kulturguts ging eine heiße Debatte voraus: "Soll man die Lücke überhaupt schließen? Und wenn ja, wie kann die Sammlung der unter Denkmalschutz stehenden Bauten vervollständigt werden", fasst José Gutierrez Marquez die Ausgangslage zusammen. Sein Büro bfm architekten wurde im Zuge eines langen Auswahlverfahrens mit der Rekonstruktion der Meisterhäuser beauftragt. Seit Mai diesen Jahres sind die Gebäude wieder zugänglich – an jenem Ort, wo sie 1925 von Bauhausgründer und Architekt Walter Gropius als Schaufenster für modernes Wohnen errichtet wurden.

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Die berühmte Häuserkolonie bestand aus einem Einzelhaus für Gropius selbst und drei Doppelgebäuden für Lehrende am Bauhaus, damals Meister genannt. Die Siedlung galt als Wegweiser für moderne Bau- und Wohnkultur: Flachdach, große Fenster, geradlinige Formen – das rief damals eine völlig neue Vorstellung von Architektur hervor. Bei einem Bombenangriff 1945 wurden das Gropius-Haus und das Haus von Lászlo Moholy-Nagy jedoch zerstört. Lange war unklar, was mit den Resten geschehen sollte. Man zweifelte, ob Original und Remake nebeneinander funktionieren können – oder ob das zu einer Entwertung der historischen Bausubstanz führt. Nun, fast 70 Jahre später, ist das Ensemble wieder komplett.bfm architektenhaben das Direktorenhaus und das Haus Moholy-Nagy als abstrakte Interpretation des Originals neu aufgebaut.
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Bfm Architektennäherten sich dem emotionalen Thema über einen philosophischen Zugang: "Wir sind überzeugt, dass man verlorene Architektur nicht wieder aufbauen kann. Eine Kopie wäre eine schlechte Kopie, weil man heute nicht so bauen dürfte wie damals. So kam die Idee zu einer abstrakten Version des Originals", sagt Marquez. Man habe sich bewusst gegen einen originalgetreuen Nachbau entschieden: "Die Abstraktion belegt, dass in der Vergangenheit etwas verloren gegangen ist. Jeder soll zwischen Original und zeitgenössischer Architektur unterscheiden können."

Diese Abstraktion ist an vielen Stellen sichtbar: Zum Einen in der Materialwahl. Die Außen- und Innenwände sind aus dämmendem Leichtbeton gegossen. Um den Bauten eine homogene Oberfläche zu verleihen, wurden sie mit mit einer Lasur überzogen. An Stelle der Fenster sind beschichtete Glasscheiben in die Fassade integriert. Sie lassen gedämpftes Licht nach innen scheinen und äußere Konturen erkennen. "Die Fenster sind an der selben Position und haben die gleiche Größe wie beim Original. Aber sie bestehen aus einer einzigen Scheibe und sind sichtbar umrahmt. Es gibt auch keine Beschläge und Brüstungen", sagt Marquez.

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Früher lebten die Meister mit ihren Familien in den Häusern, heute sind darin Ausstellungsräume. "Die Kontrolle von Tageslicht hat dabei oberste Priorität. Das transluzente Glas lässt konstantes Licht durch und erfordert keinen Sonneschutz", erklärt Marquez. Auch die ursprüngliche Raumstruktur wurde aufgebrochen. Teile der Decken und Zwischenwände wurden weggelassen, sodass große, teilweise über mehrere Geschoße gehende Räume mit Emporen und Galerien entstanden sind. Der international bekannte Künstler Olaf Nicolai gestaltete die Wände. Er teilte sie in verschiedene Felder und versah sie mit unterschiedlichen Texturen. Dadurch wird das Licht unterschiedlich reflektiert und erzeugt eine subtile Optik, die erst bei genauem Hinsehen erkennbar wird.

Piero Bruno, Donatella Fioretti und José Gutierrez Marquez gründeten 1995 das Büro bfm architekten. Das Team ist an den Standorten in Berlin und Lugano international tätig. Das Büro hat zahlreiche Wettbewerbe gewonnen und Projekte in Deutschland und der Schweiz realisiert. Schwerpunkte in der Arbeit sind Kulturbauten, besonders im Kontext des Bestandes, sowie Wohnungs- und Bildungsbau.

www.bfm-architekten.de