Leben/Wohnen & Design/Wohnen

Das Leben ist zu kurz...

Gibt es ein Unternehmen, für das Sie nie arbeiten würden?
Eigentlich nicht. Aber natürlich muss eine Firma integer sein und hinter ihren Produkten stehen.

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Zuletzt haben Sie für Vöslauer eine Gläserkollektion entworfen. Wie kam die Zusammenarbeit zustande?
Sie begann im Herbst 2012. Vöslauer hat uns direkt kontaktiert, mit dem Wunsch, ein neues Glas für sie zu entwerfen. Es wurde im Herbst 2013 präsentiert, ging dann in Produktion und wird nun ausgeliefert bzw.ist auch im Handel erhältlich.

Das Endergebnis umfasst mehrere Becher und Gläser aus drei unterschiedlichen Materialien und in zwei Formen. War das von Anfang an geplant?
Nein, das hat sich in der Zusammenarbeit ergeben. Fest stand, dass es von der Richtung her nicht komplett anders sein soll als das Vorgänger-Modell. Wir sollten die Linie schlüssig weiterführen und eine zeitgemäße Form für ein Vöslauer-Glas finden. In der Diskussion kam dann die Idee, auch anderes Material zu verwenden. Darauf folgte die Frage, ob es auch eine andere Form geben kann.

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Außer Glas und Kunststoff haben Sie Porzellan gewählt – ist das nicht unüblich für ein Wasserglas?
Doch, schon. Aber für ein Trinkgefäß für die Gastronomie bietet sich nur eine begrenzte Anzahl an Materialien an. Es darf nicht zu teuer sein, wie etwa Zinn, und muss spülmaschinenfest sein. Der Hintergedanke war, etwas zu machen, das neu ist. Porzellan kennt man aus dem Bereich der Tischkultur, es ist kein artfremdes Material. Was neu ist, ist die Benutztung als Wasserglas.

Welche Erfahrungen macht man dabei?
Wer daraus trinkt, dem eröffnet sich ein anderes Trinkerlebnis. Man empfindet einen Unterschied, ob man Glas, Kunststoff oder Porzellan zu den Lippen führt. Hinzu kommt, dass Wasser aus Porzellan tendenziell kühler wirkt. Außerdem ist die Oberflächengestaltung interessant. Der Becher ist außen rau und innen glatt. Die Idee dahinter ist, sich in Glasur und Haptik von einer Kaffeetasse zu unterscheiden.

Etwas Neues zu probieren ist auch mit Risiko verbunden. Wie reagierte Vöslauer auf diesen unkonventionellen Vorschlag?
Die waren begeistert. Es ist ein besonderes Merkmal dieses Kunden, dass er so offen ist. Die Denkweise des Unternehmens passt sehr gut zum Produkt Wasser: Sie wollen Neues machen und erfrischende Ideen platzieren. Das hat auch der Ringverschluss gezeigt, den sie vor einigen Jahren entwickelt haben – ein schönes Detail, das zeigt, wie innovativ eine Firma ist.

Waren alle Ihre Kunden bisher so offen?
Nein, manche brauchen schon etwas mehr Überzeugungsarbeit. Aber richtig mühsam war noch noch keiner. Aufgrund unseres Portfolios wenden sich nur Firmen an uns, die wissen in welcher Art wir arbeiten und was zu erwarten ist. Vereinzelt hatten wir Projekte, bei denen die Zusammenarbeit zeitaufwendiger war, aber das hat sich bisher immer in Wohlgefallen aufgelöst. Das Leben ist zu kurz, um einer Arbeit nachzugehen, die uns nicht erfüllt.

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Sie entwerfen so unterschiedliche Dinge wie Sofas, Porzellan oder Multimedia-Geräte. Wie wichtig ist technisches Verständnis in Ihrem Job?
Egal ob Polstermöbel oder Porzellan, man muss produktionstechnische Zusammenhänge verstehen und kennen. Unsere Aufgabe ist in erster Linie die formale Gestaltung und an der Funktion und technischen Umsetzbarkeit des Produktes zu arbeiten. Mithilfe von Technikern des jeweiligen Unternehmens werden unsere Entwürfe umgesetzt. Spannend ist, wie experimentierfreudig Firmen bei unkonventionellen Ideen sind.

Wie wichtig ist ein wirtschaftliches Grundverständnis in dieser Branche?
Das ist für die eigene Firma und für das Unternehmen, für das man jeweils tätig ist, sehr wichtig. Wobei es ein Unterschied ist, ob man als Designer in Entwurf und Konzeption für eine Firma tätig ist, die eine Marketingabteilung hat – oder ob man entwirft, einen Hersteller sucht und das Produkt dann selbst vermarktet. Davon haben wir immer Abstand genommen.

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Warum? Was spricht dagegen?
Wenn das Produkt angenommen wird, kann man damit schon gut verdienen. Aber es drängt in einen anderen Job. Wir wollen entwerfen und konzipieren und nicht auf Messen stehen und verkaufen. Das war uns von Anfang an klar.

Sie begehen in diesem Jahr Ihr zehnjähriges Jubiläum. Wie werden Sie feiern?
Wir haben derzeit so viel zu tun, dass wir noch nicht darüber nachgedacht haben. Feiern werden wir schon, wie wir wissen aber noch nicht, in welchem Rahmen.

An wie vielen Projekten arbeiten Sie eigentlich gleichzeitig und womit sind Sie gerade beschäftigt?
Im Durchschnitt sind es zwei bis vier Projekte, wobei wir an ein bis zwei jeweils intensiver dran sind. Viel dürfen wir nicht verraten, aber derzeit entwerfen wir für einen Möbelhersteller, für Demmer-Tee sowie für ein Folgeprojekt für den Telekomgeräte-Hersteller bct und für Vöslauer.

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Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Relativ ähnlich. Wir wollen nicht zu groß werden. Derzeit haben wir zwei Mitarbeiter und spüren deutlich, dass dadurch mehr vorangeht. Aber je größer man wird, desto mehr verliert man den Bezug zu den Projekten. Wir möchten bewusst von Anfang bis zum Ende in den Prozess involviert sein. Nur so können wir unserem Qualitätsanspruch gerecht bleiben. In einer kleinen Struktur sind wir auch autark. Wir sind sehr frei und das ist für uns von hoher Qualität. Ein weiteres Ziel ist, mehr für internationale Firmen zu arbeiten.

Etwas Konkretes, das Sie unbedingt einmal machen möchten?
Ja! Sehr gerne würden wir ein Blumengeschäft einrichten. Das erwähnen wir eigentlich bei jedem Interview, in der Hoffnung, dass dieser Wunsch eines Tages in Erfüllung geht.

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Sie lernten einander während ihres Studiums in Wien kennen und stellten bald fest, dass sie auch nach dem Ende ihrer Ausbildung zusammenarbeiten wollen. Im Jahr 2004 gründeten sie ihr Entwurfsbüro "Polka Products" und haben unter diesem Namen bereits für viele renommierte Marken wie Wittmann, Lobmeyr, Riess, Herend, Laufen oder Backhausen Produkte und Möbel entworfen.Marie Rahm und Monica Singer sind auch im Interior-Design tätig und haben unter anderem das Hotel Altstadt in Wien sowie zahlreiche Messestände gestaltet. Ihr jüngstes Projekt ist die neue Gastro-Kollektion für Vöslauer, die zu Beginn dieses Jahres präsentiert wurde. Sie ist im MAK-Designshop und in der Ottakringer-Brauerei erhältlich.

www.polkaproducts.com