Offene Wohnküche: Aus drei mach eins
Von Claudia Elmer
Braten, Backen und dinieren – spielen, lernen, diskutieren: Eine offene Wohnküche ist mehr als nur ein Ort, an dem Speisen zubereitet werden. Küchen, die mit dem Ess- und Wohnzimmer verschmelzen, rangieren auf der Wunschliste von Haus- und Wohnungsbesitzern ganz weit oben. Der Grund: Ihnen wohnt eine besondere Raumqualität inne, sie sind kommunikativer als ihre geschlossenen Pendants und fördern die Geselligkeit. Man kann an Tischgesprächen teilnehmen, während man den nächsten Gang anrichtet. Oder den Nachwuchs im Blick behalten, während man das Abendessen vorbereitet. Kurz gesagt: Offene Wohn-Ess-Küchen fungieren rund um die Uhr als Multifunktionsort für das Familienleben.Wer sich dafür entscheidet, muss aber auch bedenken, dass es zu Stoßzeiten durchaus turbulent zugehen kann. Musik hören, telefonieren, Teller klappern: Wenn sich die ganze Familie in einem Raum aufhält, lässt sich ein erhöhter Geräuschpegel nicht vermeiden. Auch Gerüche, die in der Küche entstehen, sind im Wohnbereich unangenehm. Und umgekehrt mag es stören, wenn sich der Geschirrberg von der Couch aus ins Blickfeld schiebt. Es ist daher ratsam, im Vorfeld alle Optionen durchzuspielen und die Vor- und Nachteile abzuwägen.
Der Frage nach der richtigen Planung widmen sich zahlreiche Autoren. Auch der Einrichtungsprofi Terence Conran hat sich in seinen Ratgebern bereits mehrmals mit dieser Aufgabenstellung beschäftigt. „Denken Sie bei der Planung großzügig“, lautet sein Tipp, wenn es um die Gestaltung einer offenen Wohnküche geht.
Die Herausforderung liegt darin, dass das Gesamtbild nicht zu kleinteilig wirkt. Es entsteht sonst der Eindruck, dass Unordnung herrscht – und das verträgt eine offene Küche nicht, wie IKEA-Einrichtungsexpertin Lina Hötzeneder bestätigt: „Man benötigt ausreichend geschlossenen Stauraum, damit nicht zu viel herumliegt. Sonst wirkt es unordentlich, auch wenn nicht gekocht wird.“Damit der Raum nicht unübersichtlich wird, ist eine klare Struktur und Abtrennung notwendig. Oft gibt ohnehin der Grundriss eine sinnvolle Raumaufteilung vor. Andernfalls können die Zonen etwa mit unterschiedlichen Bodenbelägen definiert werden. Für ein harmonisches Gesamtbild wählt man gleiche Materialien oder solche derselben Farbfamilie. Alternativ können auch mit Wandfarben und Tapeten die Bereiche voneinander abgegrenzt werden. Auch wenn eine offene Wohn-Esslandschaft von fehlenden Wänden lebt, haben zumindest optische Trennelemente Sinn. „Beliebt sind fixe Kücheninseln, das ist aber eine Platzfrage. Bei kleinen Räumen eignet sich daher ein mobiler Küchenblock: Er kann dort genutzt werden, wo er gerade gebraucht wird“, sagt Hötzeneder. Des Weiteren stellen auch Raumteiler oder Schiebetüren eine gute Option dar, um den Kochbereich vom Rest der Wohnung abzuschirmen.
Neben der Einteilung der Zonen bedarf es auch einiger praktischer Überlegungen. Etwa eine sinnvolle Be- und Entlüftung der Dämpfe und Gerüche, die beim Kochen entstehen. Denn auch wenn ein Fenster vorhanden ist, benötigt man eine leistungsfähige Dunstabzugshaube. Zudem sind unterschiedliche Arten von Beleuchtung notwendig: Während man in der Küche helles Licht braucht, schafft im Essbereich nur diffuses Licht ein stimmungsvolles Ambiente. Zuletzt sollte man die Geräuschentwicklung bedenken. Schließlich wünscht sich niemand einen tosenden Geschirrspüler, der alles andere übertönt.
Die Wohnküche ist seit Jahren beliebt – für wen ist sie geeignet?
Eine offene Küche ist eine Frage der eigenen Wohnwünsche. Sie ist für jene ideal, die den kommunikativen Vorteil nutzen möchten. In einer solchen Küche spielt sich das Leben ab, sie ist das Herz der Wohnung. Hier finden die meisten Aktivitäten statt und vieles passiert gleichzeitig.
Das führt doch zu einem erhöhten Geräuschpegel. Stört dieser Aspekt nicht?
Das ist ein Punkt. Aber wenn man sich für eine kommunikative Art des Lebens entschlossen hat, dann hat man sich auch dafür entschieden, die Aktivitäten der Familienmitglieder mitzuerleben. Man kann hören und sehen, wo gewerkt wird, wo gespielt oder Gemüse geschnitten wird. Genau das macht dieses Konzept für viele Menschen so attraktiv. Kann der Wohnbereich bei einem offenen Konzept als Rückzugsort genutzt werden? Man kann Nischen einplanen, in denen man Ruhe findet. Aber man muss sich bewusst sein, dass es in einem gemeinsamen Wohn-Essbereich keinen privaten Rückzugsort gibt. Die Frage ist aber, ob man das überhaupt braucht. Und wenn ja, ob es einen anderen Raum gibt, in den man sich zurückziehen kann, um etwa zu arbeiten oder zu entspannen.
Was sollte man noch bedenken, bevor man sich für eine offene Wohnküche entscheidet?
Essensgerüche etwa, die während des Kochens entstehen. Sie werden sich im Wohnbereich nie ganz vermeiden lassen.
Warum wünschen sich trotzdem so viele Menschen eine offene Wohnküche?
Wenn die Bereiche verschmelzen, wirkt der Wohnraum größer. Man hat das Gefühl, mehr Platz zu haben. Wichtig ist, die Küche in das Wohnzimmer zu integrieren und nicht als separaten Raum zu sehen. Die Stile sollten zusammenpassen.
Welche Kriterien muss man bei der Gestaltung beachten, damit die Bereiche harmonisch ineinander übergehen?
Wichtig ist, die Küche in das Gesamtbild zu integrieren. Ein durchgängiger Bodenbelag wirkt sehr einheitlich und unterstreicht das offene Raumkonzept, aber er muss für beide Bereiche passen. Außerdem ist ein aufgeräumter Kochbereich wichtig. Dazu braucht man genug geschlossenen Stauraum, damit nicht zu viel herumliegt. Sonst wirkt es unordentlich, auch wenn nicht gearbeitet wird.