Möbel für Individualisten
Von Claudia Elmer
„Ich habe ja das Gefühl, dass ich gar nicht unterwegs bin“, antwortet Patrick Timm auf die Frage, wie oft er eigentlich seine Koffer packt. Doch das Gegenteil ist der Fall: Seit beinahe zehn Jahren führt der 36-jährige Kreative ein nomadisches Leben und erkundet fremde Länder. Er besitzt zwar eine kleine Werkstatt im „deutschen Outback“ – so nennt er die Gegend zwischen Hamburg und Berlin – einen festen Wohnsitz hat er aber nicht. Timm, gelernter Tischler und studierter Künstler, liebt es, zu reisen. Glücklicherweise lässt sich das gut mit seinem Job verbinden: Er entwirft Holzmöbel an der Schnittstelle von Kunst und Design, die den Anforderungen eines nomadischen Lebensstils gerecht werden sollen. Tische, Lampen, Stühle und sogar ein Skateboard umfasst das Sortiment. Angesprochen werden sollen jene, die genauso mobil sind wie er. „Wer nur mit einer Tasche reist, muss eine bewusste Entscheidung für wenige, aber gute Dinge treffen. So ist das auch mit Einrichtungsgegenständen: Wer häufig umzieht braucht Stücke, die hochwertig, langlebig und einfach mitzunehmen sind.“
Weltenbummler
Wechselnde Arbeitsplätze
„Nomad Crewist wie ein Geist: Es ist keine Firma und es gibt kein festes Sortiment. Es ist auch nicht auf Möbel oder uns beschränkt. Wir wollen es so offen wie möglich halten. Es können andere Leute an Bord kommen, sofern deren Ästhetik und Qualitätsanspruch gut mitschwingt“, erzählt Timm. Wie etwa bei Nastia Eliseeva, eine Keramikerin aus Berlin, die den Schirm der Scherenlampe gedreht hat. „Das reizvolle ist, dass wir mit Künstlern zusammenarbeiten, die auch das Handwerk beherrschen. Wir streben keine industriell genormte Fertigung oder Massenproduktion an. Im Vordergrund steht der Editionsgedanke“, sagt Muhm. Jede Serie entsteht deshalb in limitierter Auflage von nur zehn oder zwanzig Stück. „Wir produzieren nichts nach“, sagt Timm. Jedes Objekt ist nummeriert, datiert und signiert. Zukünftig soll es insgesamt vier Kleinserien pro Jahr geben.
Damit die Stücke ihre Lebendigkeit behalten, fertigt Timm nur in Handarbeit. Auf Metallverbindungen verzichtet er weitgehend. Lieber vertraut er auf Gehrungen, Zinken, Zapfen und Federn. Das Know-how dafür hat er unter anderem in Japan erworben. „Dort spielt das traditionelle Handwerk noch eine große Rolle“.
Mit jeder Holzverbindung, jedem Schnitt und jedem Schliff entstehen so künstlerisch anspruchsvolle Unikate. „Das nächste wird ein Quatronaut, eine Art Landestation. An Ideen scheitert es nicht“, sagt Timm. Welches Ziel die beiden mit Nomad Crew verfolgen? „Die Kreativität nie versiegen zu lassen und Menschen mit unseren Objekten zu inspirieren.“