Moderne Gärten mit persönlicher Note
Von Ankica Nikolić
Angefangen hat alles mit einem Traum. Wie so oft haben Bauherren Visionen und können sich nur vage vorstellen, was es bedeutet, diese meist eher kryptischen Vorstellungen in die Praxis umzusetzen. Doch ein deutscher Zahnarzt ließ sich auf seiner Mission nicht beirren und kämpfte für seinen Traum. Er schaffte es, den wohl bedeutendsten deutschen Architekt der Gegenwart Meinhard von Gerkan, davon zu überzeugen ihm ein Einfamilienhaus in der Nähe von Lüneburg zu planen. Entstanden ist ein lang gestrecktes Rechteck mit zwei gegeneinander aufkragenden Pultdächern - modern aber dennoch der Landschaft angepasst. Doch damit war der Traum noch lange nicht erfüllt. Immerhin galt es auch, den 5000 Quadratmeter großen Garten zu gestalten.
Hierfür konsultierte der Hausherr das Hamburger Landschaftsarchitekten-Büro WES. Selbst hier wollte der Dentalmediziner nichts dem Zufall überlassen und stellte vorneweg gleich zwei Bedingungen: Pflegeleichtigkeit und der Garten soll die Opulenz des Hauses noch mehr unterstreichen oder besser gesagt hervorheben. Alte Obstbäume, eine dreistämmige Weide und zwei frühere Fischteiche waren der Ist-Zustand des Gartens. Für das Entree zum Haus hin setzten die Landschaftsarchitekten auf Buchenhecken und eine Linde. Hortensien, Rhododendren und ein paar zusätzliche Weiden sorgen im hinteren Gartenbereich für neue Akzente.
Die Vorgabe des Architekten war es, eine Terrasse über die gesamte Hausbreite und mit einer Tiefe von fünf Metern zu integrieren. Diese Dimension sollte auch genügend Raum für ein Pflanzenloch bieten, in welches man später eine Zierkirsche eingebettet hat. Aufgrund von statischen Berechnungen musste man von der Terrasse bis zum Fischteich eine Kerbe ausschieben. Da ansonsten der Garten hinter der Terrasse absacken könnte. Aus dem Aushub gestaltete man neben dem Teich eine etwa 20 Meter lange und am höchsten Punkt etwa fünf bis sechs Meter hohe Schanze.
Lebenselixier Garten - um heute dieses klare Statement zu vertreten musste Herr K. vier Baustellen und vier Umzüge hinter sich bringen. Nun hat es den Anschein, dass er an seinem Ziel angekommen ist. Mit dem Erwerb des Grundstückes am Bodensee verfolgte er nur ein Ziel: Das Haus und der Garten sollen fließend ineinander übergehen. Als Landschaftsplaner holte sich der ambitionierte Bauherr den Schweizer Enzo Enea. Ein Visionär und Freigeist mit dem Motto: "Es gibt keine schlechten Grundstücke. Aber es gibt schlechte Positionierungen von Häusern."
Um zwei Stockwerke bauen zu können, musste man eine tiefe Wanne ausheben lassen, um das U-förmige Gebäude positionieren zu können. Der Innenhof wurde weit gestreckt und eine Glasbrüstung dient als eleganter Abschluss des Atriums. Der Garten-Maestro findet zwar die Begebenheiten nicht gerade "bequem", jedoch findet er mit einer Brücke, die vom Haus aus über das Atrium direkt zum Garten führen soll, die perfekte Lösung.
Für das umliegende Grundstück erhielt der Planer freie Hand. Mit Bambusstöcken umzäunte er das gesamte Areal, dadurch entstand einerseits Transparenz von innen und nach außen hin fungieren diese blickdicht. Schlangenförmige Pennisetum-alopecuroides-Beete (auch Hameln genannt) kombiniert mit Chinaschilf und unterschiedlichen Sauergrasgewächsen fungieren in dem Garten als Raumteiler. Drei Azaleen-Felder auf der Wiese, zwei riesige Hortensienbeete und ein ganzes Feld mit unzähligen, aufeinanderfolgenden Tulpen, Schwertlilien und Prachtscharten sorgen für farbenfrohe Akzente. Mit den zwei hundertjährigen Maulbeerbäumen erzeugte Enzo Enea ein natürliches Wechselspiel von Licht und Schatten.
Doch egal wie man seine Freiluft-Oase gestaltet, ein Zitat des deutschen Landschaftsarchitekten Hans Luz beschreibt den Leitfaden am treffendsten:"Der Garten ist das Paradies jedes Einzelnen und am Besten man lässt ihm auch alle Freiheit, ihn allein zu gestalten."
BUCHTIPP Die deutsche Autorin Elke von Radziewsky präsentiert in ihrem Buch "Moderne Gärten" anspruchsvolle Hausgärten. Erschienen im Callwey Verlag, um € 61,70.