Liebe zur Natur: Grill City
Von Bernhard Praschl
Sie schauen ganz verschieden aus, trotzdem haben Peking, Schanghai und Los Angeles eines gemeinsam – die über ihnen hängende Dunstglocke. Man mag das nicht in jeder Ecke spüren, aber diese Megacities sind die drei Städte mit der weltweit höchsten Luftverschmutzung. Grün ist hier Mangelware.
Betrachtet man Los Angeles nicht durch die rosa Brille von Hollywood, fällt auf: Der 13-Millionen-Einwohner-Moloch leidet massiv unter Abgasen, schlechter Wasserversorgung, gigantischer Energieverschwendung und Dürre.
Smog ist hartnäckig. Ebenso beeindruckend sind die Vorhaben der Stadtregierung, L. A. Schritt für Schritt zur "Green City" machen zu wollen. Bis zum Jahr 2030 sollen etwa die Abgaswerte um 35 Prozent unter denen von 1990 liegen.
Verkehr ist neben der Industrie Umweltsünder Nr. 1. So gesehen lassen sich viele Fehler vermeiden, plant man eine Stadt vom ersten Spatenstich an ganz neu. 2020 soll die chinesische Tianjin Eco-City bezugsfertig sein. Megacity ist Tianjin zwar keine, aber immerhin 350.000 Einwohner wird die nachhaltig wohnende und wirtschaftende urbane Gemeinschaft auf rund 30 Quadratkilometern zählen. Dabei werden neueste Energiespartechnologien eingesetzt, um den Energieverbrauch möglichst gering zu halten. Nach dem Motto "Better City, Better Life" soll der Einsatz von Wind- und Sonnenenergie das Vorzeigeprojekt zur echten Öko-Stadt machen.
Grün schluckt Hitze
Eines steht seit Jahren fest: Je grüner eine Stadt, desto weniger klagen ihre Bewohner unter Hitze. Das Problem gerade in den Sommermonaten ist ja: Gebäude und Beton heizen sich tagsüber so auf, dass gerade in den Nächten das Klima in der Stadt deutlich wärmer ist als draußen im Grünen. Der "Wärmeinsel-Effekt" verwandelt Großstädte in Treibhäuser. Für die -Bilanz fatal: Viele neue Gebäude sind ohne technisch aufwendiger Luftkühlung kaum noch benutzbar.
Abhilfe schafft etwas, was Friedensreich Hundertwasser schon vor 40 Jahren propagierte – unter anderem in der legendären Samstagabend-TV-Show "Wünsch Dir was": grüne Dächer und Häuserfassaden.
Lange Zeit belächelt, gilt sein Spleen längst als wichtiges Rezept, wie ein urbaner Raum seinen -Haushalt umweltverträglich gestalten kann. Natalie Weiß vom Klimabündnis Österreich: "Grüne Inseln in der Stadt, wie zum Beispiel Gründächer, schaffen wertvollen Lebensraum für Tier und Pflanzen, bieten Erholungsraum für Menschen im dicht verbauten Stadtgebiet, speichern Regenwasser, wirken kühlend im Sommer und wärmend im Winter und halten länger, weil der begrünte Erdaufbau die Temperaturschwankungen ausgleicht."
In New York ist das unter dem Slogan "Guerilla Gardening" ein Hit. Denn auch diese US-Megacity denkt längst um. Der Times Square ist seit drei Jahren Fußgängerzone und gerade haben sich die New Yorker mehrheitlich für die Schaffung von Radwegen ausgesprochen. Der erste große Schritt zur "Green City".