Seit über 40 Jahren genießt das Motto Kultstatus – nicht nur in Wien. Vor Kurzem erhielt das Szene-Lokal ein neues Innenraumkonzept und das Ergebnis kommt einer perfekten Rezeptur schon sehr nahe.
Tom Sampl hat sich das Ganze schon etwas leichter vorgestellt – jetzt und natürlich so im Nachhinein betrachtet. Im Jänner 2014, zuvor war er zwei Jahre lang Geschäftsführer, übernahm er das Motto und wollte dem Innenleben des Kultlokals eine Erfrischungskur verpassen. Doch dann schien der Umbau beinahe zu scheitern. Und dass alles , noch bevor es überhaupt losging. "Es war unglaublich schwierig, ein Architekturbüro zu finden. Ich habe viele Gespräche geführt, jedoch haben die Büros meine Wünsche und Ideen nicht wirklich aufgenommen. Es war mir wichtig dass, das Lokal keinen gestalterischen Stempel aufgedrückt bekommt", sagt Sampl. Sogar von Verschiebung war plötzlich die Rede. Doch zum Glück kam dann doch alles anders. Mit Art Direktorin Laura Karasinski, die sich um das Interior Design kümmerte und Gerd Zehetner von Archiguards, der die gesamte Planung und Umsetzung verantwortete, hat Sampl ein Duo engagiert, welches verstanden hat, mit seinen Vorstellungen umzugehen. Neun Monate lang wurde am Konzept getüftelt, der Umbau dauerte nur vier Wochen.
Vor 42 Jahren wurde das Motto von Franz Thell gegründet.
In vier Jahrzehnten wurde vier Mal umgestaltet. Nun präsentieren sich die Räumlichkeiten detailliert, eklektisch, diskret. Angenehm unaufgeregt, aber dennoch aufregend. Das Konzept balanciert ausgewogen zwischen diesen Eigenschaften. Doch so ein Projekt birgt auch große Verantwortung, denn natürlich geht es auch um Geschichte. Und die 25-jährige Art Direktorin hat sich dieser behutsam und respektvoll genähert: "Beim Erstgespräch mit Tom hatte ich recht schnell ein Bild vor Augen. Während meiner Recherchen habe ich unzählige Fotos gesichtet, vieles über die Vergangenheit in Erfahrung gebracht. Die Geschichte ist heute noch ein wichtiger Bestandteil der Gegenwart. Die Seele der vergangenen vier Jahrzehnte ist Teil des Konzeptes – dieser Verweis war uns wichtig." Ein Fotograf, Kellner und unzählige Stammgäste aus den 1970er-Jahren haben sich mit der Art Direktorin getroffen und ihr von damals erzählt. Von damals, als die Wände im Motto noch mit grünem Samt verkleidet waren. Heute sind es allerdings die Sitzbänke im Restaurant. Die Stammtische haben dieselbe gesteppte Oberfläche, nur sind diese aus Leder. Einst gab es Marmor. Heute auch – nämlich an der Bar, die von einem Messingsockel getragen wird.
Von den berühmten Decken-Puppen, hängen nur zwei in der Bar.
Die Wände wurden von Bühnenbildnern aufwendig bearbeitet und haben Symbolkraft: "Das Motto steht sozusagen in neuer Blüte, die Wände sind die Zeugen der Vergangenheit", erklärt
Karasinski. An der Wand positionierte Sitzgelegenheiten werden von einem Sockelband aus Messing mit feiner Wabenstruktur getragen, die eine Hommage an das Wiener Geflecht darstellen. Einen weiteren Verweis an die Kaffeehauskultur bilden TON-Stühle. Die in Goldfarbe eingetauchten Sesselbeine sind eine Motto-Sonderanfertigung.
Bühnenbildner Franz Vana gestaltete ein aufwendiges Wandbild.
Das großflächige Gemälde an der Wand im hinteren Bereich des Lokals wurde von Franz Vana gestaltet, der als Bühnenbildner bereits für den Kinofilm "Die Fälscher" tätig war. Das Gemälde bezieht sich auf die einstigen Decken-Puppen: "Ich habe mich immer gefragt, wie sie auf den Plafond gekommen sind. Die Antwort hat mir Tom Sampl verraten. Die Architekten wollten ein italienisches Fresko nachbilden und somit ist die Idee zu dem jetztigen Wandbild entstanden", sagt Karasinski. Darüber wurden echte Fotografien gehängt, die dem Kunstwerk Dreidimensionalität verleihen.
Der Innenhof ist ein Kontrastprogramm. Im Gegensatz zum eklektischen Innenleben zeigt sich dieser schlicht, aufgeräumt, aber auch romantisch. Laura Karisinski hat sich aber auch um alles andere gekümmert. Vom neuen Markenauftritt inklusive Schriftzug und Logo bis zum Inventar – alles wurde von ihr und ihrem Team ausgesucht. Auf die Frage, ob sie sich der Dimension dieses Projektes von vornherein bewusst war antwortet Laura Karasinski: "Ja, doch ich hatte großen Respekt. Das Lokal steht für Wien und seine Offenheit, die in den 1970er-Jahren hier bereits gelebt wurde. Es ist ein besonderer Ort."
Das neue Innenraumkonzept hat eine neue Ära eingeläutet, gestalterische Verweise an die Vorgänger wurden fein säuberlich ausgesucht, zusammengesetzt, kombiniert und mit neuen ergänzt. Die Rezeptur passt grammgenau, das Gericht ist gelungen. Und für alle Gourmet-Nostalgiker: Die berühmten Schinkenfleckerl sowie das legendäre Beef Tartar stehen nach wie vor auf der Karte. Und ja, es schmeckt noch immer ausgezeichnet.