Kammerspiele in der Swarovski Kristallwelt
Von Claudia Elmer
Sie zählen zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten in Österreich: Die unterirdischen Wunderkammern der Swarovski Kristallwelt. Die Ausstellungsräume haben seit ihrer Eröffnung im Jahr 1995 mehr als zehn Millionen Besucher angelockt.
Gründe für den ungebremsten Gästestrom mag es viele geben. Einer ist sicher, dass der "Riese", wie die Tiroler Erlebniswelt auch bezeichnet wird, Forum für zeitgenössische Kunst ist. Regelmäßig werden internationale Künstler und Designer eingeladen, um die Kammern in ein neues Kleid zu hüllen. Für die aktuelle Schau "Transparente Opazität", die Ende September eröffnet hat, wurde Arik Levy, ein aus Israel stammender Künstler und Designer, engagiert.
Levy ist im Hause Swarovski kein Unbekannter, denn der 49-Jährige blickt bereits auf eine mehrjährige Zusammenarbeit mit der Glasschleiferdynastie zurück. Im Jahr 2009 konzipierte er die Ausstellung "Osmosis" für den Swarovski Crystal Palace. Im Jahr 2011 entwarf er eine eigene Schmucklinie in der Reihe Atelier Swarovski. Seine aktuellen Ideen zum Thema Kristall sind nun für zwei Jahre in Wattens zu sehen.
Inhaltlich setzt sich der in Paris lebende Künstler mit den Größenverhältnissen und Formen von Kristallen auseinander. Er will die widersprüchlichen Eigenschaften wie Durchsichtigkeit und Undurchdringlichkeit, Präzision und Wildwuchs fassbar machen. Als Materialien verwendete er Kristall, Marmor, Stahl und 3-D-Prints aus Kunststoff.
Die größte Skulptur, der "RockGrowth Giant", reicht bis in die Nachbarkammer "Eisgasse". Mit Farben geht er sparsam um: Die Kammer ist in Weiß gehalten, schwarze und silberfarbene Elemente setzen einige Akzente.
Besucher dürfen nicht nur Staunen. Sie werden zu Mitgestaltern und können Kristalle wachsen oder schrumpfen lassen. Ermöglicht wird das Ganze in einer interaktiven Installation, die Levy gemeinsam mit dem Musiker Leon Milo realisierte.
Eine Kamera, die an einen Bildschirm angeschlossen ist und auf den Kristalle projiziert werden, filmt die Besucher. Je nachdem, wie viele Menschen davorstehen und wie sie sich bewegen, verändern sie die Form der Kristalle auf dem Monitor. Dadurch erhalten die Glassteine neue Muster und ein komplett neue Gestalt. Die Ausstellung setzt sich in weiteren Bereich des "Riesen" fort und ist auch dort erlebbar.
Auch im Park, wo in den ersten drei Monaten Levys "Chaton Superstructure", die er ursprünglich für "Osmosis" entworfen hat, platziert wird: eine überdimensionale, rote Stahlkonstruktion, die die Kanten eines geschliffenen Kristalls nachzeichnet.