India Mahdavi: Königin der Farben
Von Julia Beirer
Mutig und elegant, intensiv und harmonisch, es darf aber gerne auch einmal gestritten werden – das Wichtigste ist und bleibt die Kommunikation. India Mahdavi spricht über Farbkombinationen, wie andere Menschen über ihre Liebesbeziehungen.Die Faszination zur Welt der Farben, Muster und Materialien lebt die 56-Jährige auf allen Ebenen aus. 1999 gründete sie ihr Unternehmen und eröffnete vier Jahre später einen Showroom in Paris. Seither entwirft sie Hotelräume, Restaurants, Bars, Wohnungen und Möbel. Ihre Designs sind anders, wirken manchmal absurd und doch sonderbar harmonisch. Sie sucht darin das Glück, die Freude und den Humor. Wie sie das umsetzt, erzählt sie im Kurier-Interview.
KURIER: Sie haben ein knallpinkes Badezimmer für Bisazza designt und es als eine Blase des Glücks und des Humors bezeichnet. Ist die Designwelt zu ernst?
India Mahdavi: Ich denke, sie braucht mehr Freude. Sie soll Spaß machen. Das Leben ist stressig und ich wache gerne auf und habe gute Laune. Das bewirkt dieses Badezimmer bei mir.
Was macht Sie daran so glücklich?
Die Farben. Nach dem Aufwachen ist mein erster Weg ins Bad, diese Kombination macht Spaß.
Das Bad ist in drei verschiedenen Farbvarianten designt – welche sind das?
Pistazie, Blaubeere und Erdbeere. Ich verwende die pinke Erdbeerfarbe sehr häufig, normalerweise aber heller. Dieses Mal ist der Ton viel kräftiger und mutiger. Ich wollte etwas Außergewöhnliches kreieren. Pistazie ist eine sehr frische Farbe. Das passt sehr gut in warme Länder, denn sie macht durstig. Und das dunkle Blau ist maskulin. Sie ist für alle, die weder Pink noch Grün mögen.
Sie beschreiben dieses Design auch als eine übrig gebliebene Kindheitserinnerung. Was war Ihr Lieblingsraum als Kind?
Als Kind bin ich sehr oft umgezogen und ich bin mir nicht mehr sicher, welches Zimmer ich am meisten mochte. Mein Lieblingshaus war in Deutschland. Es war wie das Haus der Adams Family, gotisch und mit großem Garten. Ich habe aber eher Erinnerungen an einen Lebensstil, nicht an einen bestimmten Raum. Meine Kindheit war sehr glücklich und dieses Gefühl wollte ich in dem Badezimmer aufleben lassen.
Es besteht aus einer Badewanne, einem Waschbecken und einem Spiegel. Warum so minimalistisch?
Diese drei Stücke sind genug, um die Geschichte zu erzählen.
Welche Geschichten wollen Sie mit Ihren Designs erzählen?
Das kommt auf das Projekt an. Was ich aber immer möchte, ist Sanftheit und Freude ins Leben der Menschen und ihren Wohnraum bringen. Dafür kreiere ich ein poetisches Element, bei dem sie stehen bleiben, sich zurücklehnen und entspannen können und dabei anders zu denken beginnen.
Sie sind bekannt für intensive und gewagte Farbkombinationen. Haben Sie Tipps für Laien?
Eine Faustregel ist, dass man mindestens drei verschiedene Farben in einem Raum verwenden sollte.
Warum drei?
Weil es interessanter ist als zwei (lacht).
Was war Ihr aufregendstes Projekt?
Schwierig zu sagen. Das erfolgreichste Projekt ist definitiv das Sketch in London (Titelbild). Es ist eines der besten Restaurants der Welt und komplett in Pink eingerichtet. Eine Journalistin hat kürzlich darüber geschrieben und mich die Virtuosin der Farben genannt.
Würden Sie sich selbst auch so bezeichnen?
Ich habe mich nie so gesehen. Wenn man ein Talent hat, weiß man es oft erst dann, wenn es einer anderen Person auffällt, die einen darauf aufmerksam macht. Ich habe die natürliche Fähigkeit, mit Farbe zu arbeiten. Ich dachte aber nicht, dass es etwas Besonderes ist.
Sie haben gesagt, dass Sie bestimmte Farben glücklich machen. Empfinden Sie zu jeder Farbe eine Emotion?
Nein, nicht zwingend. Die Kombination der Farben ist entscheidend. Manche stimmen mich fröhlich, andere bedrückt. Manche wirken harmonisch oder interessant, manche wiederum sprechen ruhig miteinander, andere streiten und das mag ich. Ich liebe Farbkombinationen, die aus der Reihe tanzen.
Aber sie sprechen miteinander?
Ja, definitiv.
Haben Sie ein Vorbild?
Andree Putmann, Charlotte Perriand und Eileen Gray waren große Frauen der Designwelt. Aber ich denke, jeder muss seinen Weg gehen und auf diesem Weg wird man zu seinem eigenen Vorbild.