Thomas Drexel zeigt in seinem neuen Buch "Alte Bauernhäuser neu beleben", wie man Höfe behutsam saniert.
Einer der 20 Bauernhöfe, die Thomas Drexel in Deutschland, Österreich und der Schweiz besucht hat, ist das Vogthaus im schwäbischen Oberland. Das Haus aus dem Jahr 1685 war vor seiner Sanierung in einem sehr schlechten Zustand. Doch die Innenräume mit barocken Wandvertäfelungen, kassettierten Decken, reich verzierten Türrahmen und Türblättern mit Kissenfüllungen weckten das Interesse der heutigen Besitzer. Bei der Sanierung musste zuallererst die Statik geklärt werden. Der Giebel war durch geschädigte Holzteile abgesackt, das Gebäude drohte einzustürzen. „Die Verformung des Gebäudes konnte mithilfe hydraulischer Pressen gerichtet werden“, schildert der Buchautor. Das Tragwerk wurde zusätzlich verstärkt, beschädigte Holzteile des Dachstuhl und des Fachwerks wurden erneuert. Die Füllungen des Gefaches mussten komplett entnommen und neu verfüllt werden.
Für mehr Wohnkomfort wurden die Außenseiten und das Dach gedämmt. „Dabei sollen Back-, Bruchstein- und Fachwerkwände, Holzkonstruktionen und Oberflächen möglichst weitgehend bewahrt werden“, sagt Drexel. „Das Wesen einer gelungenen Sanierung ist Verzicht. Verzicht auf architektonische Gesten und den Bestand überformender Eingriffe.“ Anstelle von störenden Heizkörpern wurden im Vogthaus Deckenheizungen unauffällig integriert. Alte Sprossenfenster in der regionaltypischen Aufteilung wurden von Fachhandwerkern dem Original nachempfunden. Bau- und Ausstattungselemente, die vorher nicht vorhanden waren, dürfen durchaus in moderner Formensprache ausgeführt werden. Allerdings kommt es darauf an, die richtigen Materialien zu wählen. Statt Kunststoffputz und -farbe sollen traditionelle Baustoffe wie Kalk- und Lehmputze und -farben verwendet werden. „Meist sind noch historische Fotografien oder Pläne vorhanden, diese liefern die perfekte Vorlage für die architektonisch stimmige Wiederherstellung“, sagt der Buchautor.
Im Bemühen um Authentizität wollten die Bewohner des Vogthauses die vorhandenen alte Stücke verwenden. Vorhandene Teile der Ausstattung wie die Wandvertäfelung in den beiden Stuben mussten abgenommen und von Farbschichten der jüngeren Zeit befreit werden. Der barocke Ofen wurde neu aufgerichtet. „In alten Bauernhäusern sollte auch nicht zu viel begradigt werden“, sagt Drexel. Böden und Wände sind in der Regel nicht gerade und nicht im Lot, dies hat aber keine Auswirkungen auf die Standfestigkeit. Bei sehr alten Bauernhäuser, es gibt Höfe aus dem 15. Jahrhundert, entspricht die Raumhöhe nicht den heutigen Erfordernissen. „Die Geschoße zu erhöhen, ist eine der aufwendigsten Maßnahmen“, sagt Drexel. In dem mit Antiquitäten ausgestatteten Badezimmer des Vogthauses schaffen moderne Sanitäreinbauten wie eine freistehende Wanne einen spannenden Innenraumkontrast.
Buchtipp
Der Band "Alte Bauernhäuser neu erleben" von Thomas Drexel ist im DVA Verlag erschienen und kostet 51,40 Euro.