Garnitur und Fantasie
Von Ankica Nikolić
Müsste man ihre Bekanntschaft benennen, würde man die beiden nicht als Konkurrenten, sondern viel mehr als Verbündete bezeichnen. Ihre unterschiedlichen Lösungs- und Gestaltungsansätze hinterließen in der heimischen Baukunst bedeutende Spuren. Ebendiesen widmet sich nun die elfte Ausstellung, die das MAK (Museum für angewandte Kunst) in der Tschechischen Republik kuratiert. Die Schau findet in Hoffmanns Geburtshaus statt, welches von ihm im Jahr 1907 getreu den Prinzipien der Wiener Werkstätte komplett umgebaut wurde. Seit 2006 wird das Haus vom MAK und der Mährischen Galerie in Brtnice gemeinsam betreut.
Die aktuelle Gegenüberstellung zeigt die wichtigsten Exponate der Jahre 1910 bis 1930, die damit gleichzeitig die Begegnungen der beiden Protagonisten markieren. Bereits in frühen Jahren unterstützte Josef Hoffmann den jungen Frank und half ihm, seine Position zu finden. Er wurde Gründungsmitglied des Bundes Österreichischer Künstler, der sogenannten Kunstschau und arbeitete immer wieder an Projekten der Wiener Werkstätte sowie Hoffmanns mit. Zur wichtigsten Zusammenarbeit der beiden Ausnahmetalente zählt etwa die Gestaltung des Landhaus Skywa-Primavesi und der Wiener Werkbundsiedlung. Wobei nur sehr wenige wissen, dass sie bereits ein paar Jahre zuvor Arbeiten für die Deutsche Werkbundausstellung gemeinsam konzipierten. Von den beiden Hietzinger Projekten werden nun umfangreiche Entwürfe und Pläne, aber auch zahlreiche Fotos gezeigt. Eine weitere Verbindung fand sich in ihrer Lehrtätigkeit, beide unterrichteten an der Kunstgewerbeschule in der Bundeshauptstadt. Frank vermittelte als Nachfolger des berühmten deutschen Architekten Heinrich Tessenow bis zum Jahr 1926 Baukonstruktionslehre. Hoffmann hingegen war als Professor für Architektur tätig.
Ganzheitlicher Gestaltungsanspruch
Die vom MAK und der Mährischen Galerie in Brno kuratierte Schau „Josef Hoffmann – Josef Frank. Von der ,unendlichen Garnitur‘ zum offenen System“ ist noch bis 30. Oktober 2016 im Josef Hofmann Museum Brtnice zu sehen. Juli–August täglich, September/Oktober Di.–Sa. jeweils 10–17 Uhr; www.mak.at