Ferienhaus wird zum Twitter-Star
Von Claudia Elmer
Eine Karriere , die sich viele wünschen: Judith Benzers Erstlingswerk ist von Erfolg gekrönt. Es wurde mit dem Holzbaupreis Burgenland 2012 ausgezeichnet und ist seither in aller Munde. Magazine, Zeitungen und die weltweit wichtigsten Architektur-Blogs berichten über das Sommerhaus in Deutsch Tschantschendorf.
Das rege Interesse ist vor allem den Neuen Medien zu verdanken: "Die Freude über den Holzbaupreis war riesig. Deshalb habe ich mein Projekt an die Presse geschickt – Feedback gab es darauf jedoch kaum. Erst als ein Student in Amerika das Haus getwittert hat, ging es los", erzählt die 30-Jährige. "Plötzlich interessierten sich internationale Architektur-Blogs wie Archdaily, Archilovers und Architizer dafür. Es folgten Anfragen aus den USA und Südamerika. Später auch aus Europa, vor allem aus Spanien, Italien und Skandinavien. Dann erst wurden auch deutschsprachige Medien darauf aufmerksam."
Ein Ehepaar aus Vorarlberg hat Judith Benzer, die ebenfalls aus dem Ländle stammt, engagiert. Die Bauherren stehen kurz vor der Pensionierung und wollen sich im Ruhestand einer neuen Aufgabe – dem Weinbau – widmen. Dafür haben sie sich ein Haus gewünscht, das sie nur während des Sommers bewohnen und wo sie Wein für den Eigenkonsum kultivieren und produzieren können. Als Vorlage diente das Kellerstöckl – ein Winzerhaus, das im Südburgenland weit verbreitet ist. "Wir haben die Proportionen und typischen Merkmale wie das Satteldach und den separaten Kellerzugang über eine außen liegende Treppe beibehalten", erklärt sie. Der Keller, wo Wein gemacht und gelagert wird, ist betoniert. Der Wohnbereich hingegen ist komplett aus Holz errichtet.
Außen ist der Bau von Kopf bis Fuß mit Lamellen aus Lärchenholz verkleidet, die sich in den Wintermonaten schließen lassen. Haus und Dach bilden dadurch eine Einheit. Im Sommer lassen sich die Latten vor den Fenstern um 90 Grad nach oben klappen. Sie werden zu Vordächern und spenden Schatten. Auch in geschlossenem Zustand kann man von drinnen nach draußen sehen und ist vor der Sonne geschützt.
Schlicht und ergreifend
Die unaufdringliche Gestaltung setzt sich innen fort. "Innerhalb von zehn Tagen haben wir das Gebäude mit vorgefertigten Wandelementen aus Fichtenholz aufgestellt. Wand und Dach ließen sich so verbinden, dass wir keine Stützen brauchten. Neben der schnellen Bauzeit ergab das große räumliche Vorteile", sagt Benzer. Der Holzhülle stehen eine Metalltreppe und ein Bodenbelag aus geschliffenem Estrich gegenüber. "Das bringt Kontrast rein", sagt die Architektin.
Der Grundriss ist offen, nur das Schlafzimmer lässt sich durch eine Schiebetüre abtrennen. Küche, Wohn- und Esszimmer gehen bis unter das Dach und sind knapp sechs Meter hoch. Über dem Schlafzimmer, dem Bad und dem WC befindet sich eine Galerie.
Das Interieur , ebenfalls von der Planerin entworfen, vereint Funktion und Ästhetik. Wie etwa die hängenden Schubladen vis-à-vis der Küchenzeile beweisen: Sie erstrecken sich über die gesamte Länge und werden im Essbereich und in der Garderobe zur Sitzbank. Die Geschichte von Judith Benzer zeigt, dass mehrere Faktoren zum Erfolg führen: In ihrem Fall waren es Talent, das Neue Medium Twitter und ein Quäntchen Glück.