Leben/Wohnen & Design/Wohnen

Über die Steiermark staunen

Ein Stadtspaziergang kann selbst Alteingesessene überraschen: Stille Ecken, unbekannte Gassen, versteckte Treppen und vorborgene Innenhöfe, die dem Blick jahrelang entgangen sind. Hier setzt der Steirische Architektursommer an: Nach dem Vorbild des Hamburger Architektursommers startet das Grazer "Haus der Architektur" (HDA) eine breite Initiative, die den Blick für Details schärfen und mehr Bewusstsein für unser Lebensumfeld schaffen möchte. Markus Bogensberger, Geschäftsführer des HDA: "Wir wollen aufzeigen, dass gebaute Umwelt ein wichtiges Lebensthema ist. Sie umgibt uns jeden Tag und betrifft uns in jeder Sekunde" (siehe Interview).

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Unter dem Motto "Wo der Alltag wohnt" sollen zahlreiche Veranstaltungen das Allgegenwärtige für vier Monate in den Fokus rücken. Dazu wurden Künstler, Kunst- und Kulturorganisationen, Vereine bis hin zu öffentlichen Stellen in der gesamten Steiermark zur Teilnahme eingeladen. Mehr als 250 Veranstaltungen, darunter Ausstellungen, Führungen, Busreisen, Vorträge, Diskussionsveranstaltungen, künstlerische Aktionen und Installationen sind daraus entstanden. Wohnhäuser und Schulen, leerstehende Geschäftslokale, Schwimmbäder, Kioske, Gehwege, Brücken oder Spielplätze – kurz: im Zentrum stehen Bauwerke von sozialer Relevanz und mutmaßlich unbedeutende Alltagsobjekte. Elitäre Hochglanzarchitektur, Luxusanlagen und Glitzerfassaden treten hingegen in den Hintergrund.

Die selbst organisierten Beiträge wurden kategorisiert, in vier Gruppen zusammengefasst und zu einem übersichtlichen Programm aufbereitet. In der Rubrik "Ausstellung" findet etwa eine Pop-Up-Gallery in der Annenstraße (von 9. Juli bis 12. August) statt, in der Auslagen leer stehender Gebäude mit unkonventionellen Architektur- und Stadtfotografien junger Künstler belebt werden.

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Das Universalmuseum Joanneum zeigt unterdessen eine Reihe von Ausstellungen mit dem gemeinsamen Themenschwerpunkt "Landschaft". Ausgehend von verschiedenen künstlerischen und wissenschaftlichen Zugängen wird dargestellt, wie sich der Begriff in den letzten Jahrzehnten verändert hat: Romantische und naturmystische Sichtweisen verlieren an Relevanz während funktionale Aspekte der Landschaft immer mehr an Bedeutung gewinnen. Als besonderer Höhepunkt steht ein Abend mit Friedrich Achleitner, der kürzlich seinen 85. Geburtstag feierte, auf dem Programm. Anlässlich der Veröffentlichung des Buches "Friedrich Achleitners Blick auf Österreichs Architektur nach 1945" werden Freunde und Wegbegleiter ein Gespräch mit dem Doyen der österreichischen Architekturtheorie führen.

Berücksichtigt werden auch die Kleinen: Unter den zahlreichen Format en findet sich etwa der Programmpunkt "Kinderstadt" (von 13. Juli bis 18. August), der sich an sechs bis 12-Jährige richtet. Gemeinsam mit Fachleuten können die Kinder in einem einwöchigen urbanen Simulationsspiel ihre eigene Stadt, Politik, Medien, Bank, Arbeitsplätze und vieles mehr erforschen. Eingebunden werden auch regionale Betriebe, Organisationen und Institutionen, um den Kindern Einblicke in unterschiedliche Gesellschafts- und Arbeitsbereiche zu ermöglichen.

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Architektursommer 2015
Der Architektursommer in Graz und Teilen der Steiermark bietet Gelegenheit, aus verschiedenen Perspektiven und in unterschiedlichen Herangehensweisen über gebaute räumliche Situationen der Steiermark zu diskutieren. Vier Monate lang finden landesweite Veranstaltungen wie Installationen, Experimente, Vortäge, Diskussionen, Touren und Kinderprogramm statt.

1. Juni – 30. September
Infozentrum im HDA – Haus der Architektur/ Palais Thinnfeld
Mariahilferstraße 2, 8020 Graz, Tel. 0316/323500

www.architektursommer.at