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Einfach gute Dinge

Katrin Radanitsch und Sofia Podreka betreiben das Designbüro dottings. Sie sind in den Bereichen Produkt, Licht, Möbel und öffentlicher Raum tätig und stellen sich der Frage, wie man intelligente, ehrliche Lösungen für seine Auftraggeber schaffen kann. Vor wenigen Wochen präsentierten sie ihr jüngstes Projekt "GoodGoods" der Öffentlichkeit und schlüpften dafür erstmals in die Unternehmerrolle. Immo traf dottings zum Interview.

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9 Designteams, 9 Werkstätten, 18 Produkte: Wo liegt der gemeinsame Nenner?
Alle sind funktional, einfach und jeder kann sie gebrauchen – entweder selbst oder als Geschenk. Interessant ist auch, dass alle Farben und Materialien zusammenpassen. Die ganze Serie ist stimmig.

"GoodGoods" versteht sich als Designprojekt mit sozialem Augenmerk. Wie kam es zur Idee?
Wir haben mit einer Bürsten- und Besenbinderei zusammengearbeitet und erkannt, dass hier Potenzial besteht. Das wollten wir nutzen und etwas Größeres daraus machen. Um ein breites Portfolio zu gestalten, kam die Idee, Kollegen einzuladen. Wir haben verschiedene Werkstätten besucht und uns angesehen, wo die Stärken der jeweiligen Betriebe und ihrer Mitarbeiter liegen. Dementsprechend haben wir unsere Design-Kollegen zugeteilt.

Wie lautete die Aufgabenstellung?
Das Briefing war völlig frei. Vorgabe war, dass das Endprodukt ein Gebrauchsgegenstand sein soll. Kein Nippes und keine Deko-Artikel, sondern Produkte mit Funktion. Außerdem sollten sie einfach sein. Die Beschäftigten in den Betrieben sollten herausgefordert, nicht überfordert sein.

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Stellte die Beeinträchtigung der Beschäftigten in den Werkstätten eine Hürde dar?
Als Hürde würden wir es nicht bezeichnen. Man weiß ja, worauf man sich einlässt. Aber es gibt Unterschiede: Manche Betriebe arbeiten sehr genau. Ein Blinder kannetwa besser Bürsten binden als ein Sehender. In anderen Werkstätten braucht man mehr Spielraum. Ein Beispiel dafür liefert der Kochlöffel. Jeder sieht anders aus und hat eine andere Kurve, trotzdem sind alle funktional. Das macht den Charme des Projekts aus: Die Produkte sind mit viel Hingabe von Menschen mit Behinderungen oder psychischen Krankheiten von Hand gefertigt.

Was war dann der Anspruch?
Dass die Produkte so gut sind, dass man sie aufgrund ihrer Funktionalität und nicht aus Mitleid kauft. Menschen mit Behinderung sehen ihr Handicap nicht als Beeinträchtigung sondern als Teil ihres Lebens. Sie wollen nicht bemitleidet werden, sondern freuen sich, wenn ihre Produkte aufgrund von qualitativen Kriterien überzeugen.

Als Produktdesigner verfügt man womöglich über eine andere Vorstellung von Ästhetik. Wie haben Sie das erlebt?
Das war tatsächlich schwierig: Design muss nicht bunt und lustig sein, es kann auch schlicht und funktional sein. In diesem Punkt mussten wir Aufklärungsarbeit leisten und Vertrauen aufbauen. Viele Klienten konnten wir überzeugen, andere finden die Produkte noch immer nicht toll und verstehen nicht, dass ein Flaschenöffner auch dann schön ist, wenn er kein Gesicht hat.

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Wie viel Vorbereitung und Zeit steckt hinter GoodGoods?
Die Koordination, Kommunikation, Bewerbung, Ausstellung und Kalkulation war sehr aufwendig. Von der Einladung der Designer bis zum fertigen Produkt hat es etwa ein Jahr gedauert. Wir selbst, aber auch unsere Kollegen haben sehr viel Zeit investiert. Doch an einem sinnvollen Projekt zu arbeiten macht viel Spaß. Man zählt dabei nicht die Stunden. Wichtig ist, dass die Produkte verkauft und verwendet werden. Dann hat es Sinn.

Sie sind beide in Karenz – wie schwierig ist es, Job und Familie zu vereinen?
Wir haben GoodGoods initiiert, aber unsere Mitarbeiterinnen koordinieren das Projekt und wir unterstützen sie so weit wie möglich. Es ist nicht einfach und man hat ständig zu tun. Eine richtige Karenz gibt es nicht.

Für GoodGoods sind sie erstmals in die Rolle der Unternehmerin geschlüpft. Wie lautet Ihr Fazit bisher?
Ein Vorteil ist, dass wir das Tempo bestimmen können. Es gibt keine Fristen und wir müssen keine Entwürfe präsentieren. Wir sind unsere eigenen Kunden und Chefs zugleich und können unsere eigenen Designs umsetzen. Wir arbeiten so schnell es geht – und so schnell es die Kinder zulassen.

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Die Serie wurde zur Vienna Design Week im Oktober 2014 erstmals präsentiert. Wie war das Feedback?
Die Ausstellung hat begeistert und die Produkte haben sich gut verkauft. GoodGoods ist ein Projekt, bei dem Design nicht als Luxus oder zur Behübschung dient. Es war schön zu sehen, dass damit eine andere Zielgruppe erreicht wird, die die Arbeit wertschätzt.

Wie geht GoodGoods weiter?
Das Portfolio soll wachsen und weitere Produkte werden folgen. Wir möchten selbst neue Gegenstände entwerfen aber auch Kollegen einladen, Ideen einzureichen.

Wo sind GoodGoods erhältlich?
Die Produkte werden im eigenen Onlineshop unter www.goodgoods.atangeboten. Aber wir wollen nicht nur online verkaufen. Wir sind überzeugt, dass man Produkte ansehen und angreifen muss, um die Qualität zu erkennen. Deshalb werden sie auch in diversen Shops erhältlich sein – unter anderem am 14. November im Rahmen der "Langen Nacht des Designs" im Stilwerk in Wien.

www.dottings.com