Das Wiener Architekturbüro Sue
Von Ankica Nikolić
Kennengelernt haben die drei einander während ihres Studiums. Die Planung und Realisierung eines Wohnbaus und eines Gemeindeamtes waren ihre ersten gemeinsamen Arbeitserfahrungen. Die Bürogründung folgte kurze Zeit später und mit ihr bereits zahlreiche, realisierte Projekte in den Bereichen öffentlich, gewerblich und privat.
Ambos:Wir sind auf unsere ersten Projekte wie das Wohnhaus in der Buchbergstraße oder das Gemeindeamt in Ottensheim heute noch durchaus stolz. Geändert haben sich nur die Maßstäbe. Die Qualitäten, die uns wichtig sind, konnten wir beibehalten.
Ambos:Details in der Ausführung und die Qualität der Räume.
Höller:Die Qualität des Diskurses mit dem jeweiligen Auftraggeber.
Anhammer:Mit der Zeit werden manche Dinge routinierter. Die Unbekümmertheit, mit der wir vielleicht am Anfang an Projekte herangegangen sind, ist weg. Mittlerweile können wir uns sehr gut einschätzen und wissen, was machbar ist und was nicht.
Höller: Was wir auch gelernt haben, ist, dass eine starke Idee am Anfang das Wichtigste ist. Je stärker die Idee, desto besser wird das Projekt und diesen Weg verfolgen wir jetzt viel fokussierter.
Höller:Das können verschiedene Elemente sein. Eine solche Idee kann nur dann herausgearbeitet werden, wenn eine Aufgabenstellung klar definiert ist. Manchmal muss man die auch hinterfragen dürfen und können.
Anhammer:Es muss einfach erzählt werden können. Wenn man dreißig Sätze braucht, um eine Idee zu erklären, dann stimmt etwas nicht.
Höller:Wir sollten Produktions- und Bürobereich erweitern, effizienter gestalten und eine Eingangsituation für das Betriebsgebiet gestalten. Der Eingang ist nun Teil der Halle, genauso wie auch das Büro. Die Verkehrserschließung wurde reduziert, die Anbindung an die bestehenden Gebäude vereinfacht. Unser Zugang war es, mehrere Bauaufgaben in einem Volumen mit einer klaren Form zu formulieren.
Anhammer: Der Auftraggeber stellt Präzisionsbohrer für den Erdölabbau her (Anm. siehe Bild links unten). Im Inneren entstehen durch hochkomplexe, technische Produktionsschritte sehr schlichte und elegante Produkte. Der Entwurf soll diese Präzision und Schlichtheit mittransportieren.
Ambos:Sie muss selbstverständlich und angemessen sein.
Anhammer: Sie darf nicht belastend sein. Wenn Architektur zu schwer und kompliziert ist, wird es schwierig. Man soll sich entfalten können. Für uns ist es die Bühne. Wenn nur ein Stück aufgeführt werden kann, dann hat es keinen zeitgemäßen Zugang mehr.
Welche Bauaufgaben reizen Sie?
Ambos: Es braucht eine interessante, inhaltliche Auseinandersetzung. Und einen Partner der bereit ist, die Fragestellung mit uns gemeinsam weiterzuentwickeln.
Ambos:Ja, und natürlich die inhaltliche Übersetzung dessen.
Anhammer:Wir haben das Schubhaftzentrum in Vordernberg gestaltet. Hier konnten wir etwas entwickeln, was es bislang in dieser Form noch nicht gab. Es wird spannend sein, zu beobachten, in welche Richtungen sich das nun entwickeln kann. Anstelle eines Gefängnisses haben wir hier eine menschliche Umgebung für Schubhäftlinge geschaffen.
Wie gehen Sie mit berufsspezifischen Vorurteilen um?
Höller: Schlimm wird es, wenn man sagt, ein Architekt möchte sich nur verwirklichen. Das trifft mich persönlich. Wir beschäftigen uns intensiv mit unseren Projekten, sie sind sehr differenziert und es gibt keine einheitliche architektonische Sprachregelung, das ist uns auch sehr wichtig.
Anhammer: In einem Team gibt es dafür gar keinen Platz.
Höller:Eine Schule.
Anhammer:Ein Parlament oder eine Polizeistation. Orte, wo der Diskurs der Gesellschaft stattfindet und wo es um demokratische Prozesse geht.
Wie sieht die Zukunft des Wohnens aus?
Ambos:Die Zukunft liegt in der Stadt, an einem Ort der in 30 oder 100 Jahren noch immer gut funktioniert. Das Einfamilienhaus wird zum Eingenerationenhaus.
Anhammer:Wir hören zu, sind frech und überraschen unsere Auftraggeber meist mit komplett anderen Ideen, die sie überzeugen.