Seit 1956 macht die Antihaftbeschichtung Kochen leicht. Tefal hat das Wundermittel erstmals auf die Pfanne gebracht und gestattet zum Jubiläum Einblick in sein Werk im französischen Rumilly.
Sie ist aus der Küche nicht mehr wegzudenken: Die Bratpfanne, in der nichts anbrennen kann. Dafür sorgt der Wirkstoff Teflon, dessen Entdeckung einem Zufall im Jahr 1938 zu verdanken ist – aber nicht etwa in der Raumfahrt, wie oft behauptet wird.
Auf die Substanz ist die US-amerikanische Firma DuPont bei der Suche nach einem Kältemittel für Kühlschränke gestoßen. Ein Mitarbeiter entdeckte dabei Polytetrafluorethen, kurz PTFE, das heute unter Teflon bekannt ist. Weil der Stoff aber mit nichts chemisch reagierte, verschwand das Rezept für einige Jahre im Keller. Erst 1943 tauchte es wieder auf – beim amerikanischen Manhattan-Projekt: Dort wurde Teflon beim Bau von Atombomben als Korrosionsschutz gegen das alles zersetzende Uran eingesetzt.
1954 schließlich fand der französische Ingenieur Marc Grégoire heraus, wie sich PTFE mit Metall verbinden lässt – und verlieh dem Stoff eine neue Bestimmung. Ursprünglich wollte er eigentlich nur seine Angelschnur mit Teflon behandeln, damit diese eleganter durch die Ösen gleitet. Bis ihn seine Frau auf die zündende Idee brachte: Auf ihren Ratschlag hin beschichtete er ihr Kochgeschirr – und legte damit den Grundstein für die heutige Teflon-Pfanne. Zwei Jahre später wurdeTefal(ein Kurzwort ausTef-lon undAl-uminium) gegründet, um antihaftbeschichtete Bratpfannen herzustellen. Doch vorerst blieb der Erfolg aus. Erst zwei Jahre später sorgte ein Foto der damaligen Modeikone Jackie Kennedy für den Durchbruch: Ein Paparazzo fotografierte sie, als sie mit einer Tefal-Pfanne aus dem Warenhaus Macy’s heraustrat.
Heute gehört Tefal neben Marken wie Krups, Rowentaund Moulinexzur SEB-Gruppe und ist auf 29 Industriestandorten auf fünf Kontinenten verteilt. Zehn Produktionen befinden sich in Frankreich, eine davon liegt im Nordosten des Landes in Rumilly bei Annecy. Hier befindet sich auch das "Research & Competence Center", das Herzstück des Konzerns.
Während die Produktion in den Werkshallen voll automatisiert von Robotern erledigt wird, untersuchen Forscher in den Laboren Härtegrade von Metallen, entwickeln Beschichtungen und erstellen Prototypen. In der Küche nebenan simulieren Ingenieure den täglichen Gebrauch: Kartoffeln rösten, Fleisch brutzeln, Palatschinken backen, Spiegeleier braten. Dann kommt die Pfanne in den Geschirrspüler. "Wir wollen das tatsächliche Verhalten der Nutzer testen", sagt Albane Ary, Marketing Manager derSEB-Gruppefür Kochgeschirr.
Eine Türe weiter reiben raue Küchenschwämme über die Oberfläche und entfernen eingebrannte Milch – 48.000-mal wird der Vorgang wiederholt. "Unsere jüngste Entwicklung, eine Versiegelung mit Titan-Anteil, ergibt eine viel höhere Lebensdauer", sagt Ary. Bis zu zwölf Jahre lang soll der Belag bei intensiver Nutzung halten – das hat der Widerstand-Test ergeben.
An der Pfanne perlt aber nicht nur Wasser ab, sondern auch Kritik. So wird etwa immer wieder behauptet, PTFE sei ungesund. "Das Gerücht, die Schicht setze gefährliche Dämpfe frei, stimmt nicht. Das wäre erst ab 400 Grad der Fall und da stünde das Steak längst in Flammen", sagt Francois Schaefer, Verwaltungschef bei Tefal. Selbst kleine Partikel, die ins Essen gelangen, seien unbedenklich. Schaefer: "Das inerte Material haftet auch im Inneren des Körpers nicht und lagert sich auch nicht ab. Der Körper scheidet es vollständig aus."
Laufende Innovation soll auch weiterhin Standbein des französischen Unternehmens sein. Mit dem Thermo-Spot ist es Tefal schon im Jahr 2000 gelungen, einen Temperatur-Indikator in den Pfannenboden einzuarbeiten. Der neue „My Cooking Guide" soll das punktgenaue Garen nun noch einfacher machen: Ein Hitze-Sensor im Pfannenboden misst die Temperatur und diese kann während des gesamten Kochvorgangs über das Display eines am Pfannengriff ansteckbaren Moduls kontrolliert sowie geregelt werden. Zudem soll schon bald auch eine App passende Rezepte beisteuern.
Seinen Weg ins Weltall hat Teflon dann übrigens dann doch noch gefunden – unter anderem als Isolierung von Raumfahrtanzügen. Aber auch in der Medizin ist es heute in friedlicher Mission unterwegs, etwa als Bestandteil in Herzschrittmachern und Hüftgelenken.