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Betten nach Maß

Ein mal im Monat fährt Anselm Schwade, Geschäftsführer der Firma guut, in die Möbel-Tischlerei von Alois Füchsl in Oberösterreich, denn hier entstehen in feinster Handarbeit die Grundgerüste für seine exklusive Wiener Bettenmanufaktur. Insgesamt beschäftigt der Tischlermeister in seinem Betrieb sieben Angestellte, die hier nur ein paar Hundert Kilometer von Wien entfernt aus heimischen Harthölzern wie Braunesche, Nuss, Eiche und Ulme die hochwertigen Gestelle produzieren. Pro Jahr werden rund 60 Bettgestelle für guut gefertigt.

Tischlerei in Oberösterreich

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Im ersten Schritt werden dafür passende Pfosten und Bretter ausgesucht. Diese werden dann von einem Mitarbeiter verleimt. Mithilfe einer CNC-Fräse werden die Steckverbindungen der Bettgestelle, sogenannte Rohteile, millimetergenau zugeschnitten. Sämtliche Bestandteile bestehen aus dem natürlichen Werkstoff Holz. Denn bei guut Betten wird zur Gänze auf Metall verzichtet.

Komplexe Steckverbindungen

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„Zum Schluss wird die Oberfläche geschliffen und geölt – so wird die Maserung lebendig und gleichzeitig wird damit auch das Holz geschützt“, erklärt Tischler Füchsl. Bei der Endabnahme werden die maßgefertigten Modelle noch einmal besprochen und einer abschließenden Qualitätskontrolle unterzogen. Die Bestelldauer für ein Gestell beträgt im Schnitt drei Wochen, dann werden die fertig produzierten Bettrahmen und Lattenrost-Bauteile von Anselm Schwade abgeholt.

Manufaktur in Wien

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Endlich in Wien angekommen, werden nun die oberösterreichischen Rohlinge in zusätzlich angemieteten Räumlichkeiten bis zur weiteren Verarbeitung zwischengelagert. Die Werkstatt befindet sich direkt hinter dem 240 Quadratmeter großen Schauraum und ist gleichzeitig auch das Herzstück der Manufaktur. An den Wänden reihen sich unzählige Regale aneinander. Sie sind vollgefüllt mit Stoffballen, Füllmaterialien, Pölster und Decken und scheine auf den ersten Blick überzuquellen. Kunterbunte Garnrollen in unterschiedlichen Stärken hängen an der Wand – immer in Reichweite der Nähmaschine, das Surren der Geräte ist auch das einzige Geräusch, das den lang gestreckten Raum erfüllt.

Näherin stellt Matratzen her

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Nach mehreren Mitarbeitern sucht man vergeblich. Denn eigentlich liegt die Arbeit in der Manufaktur in den Händen von nur einer einzigen Person – Biljana Djokić. Sie kümmert sich um jeden Arbeitsschritt. Keine der 100 Matratzen, die guut pro Jahr herstellt, verlässt den Standort, ohne vorher von ihren flinken Hände bearbeitet worden zu sein – vom Nähen der Überzüge, dem Befüllen und Zuschneiden von Pölstern sowie Matratzen bis zum Zusammenbauen der Gestelle.

Jeder Matratzenbezug erhält ein Etikett

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Jeder Griff der Allrounderin sitzt, routiniert wickelt sie einen Stoff mit Fischgrät-Webmuster von einer Rolle und breitet ihn auf. Für eine Matratzenhülle macht sie mit der Schere einen kleinen Schnitt, zieht längs dazu einen Faden heraus und schneidet den Stoff an der Linie entlang zu. „Für jeden Arbeitsschritt gibt es auch eine eigene Nähmaschine“, erklärt Djokić. Sämtliche Textilien erhalten zusätzlich ein Firmenetikett. Im Sinne der Manufakturarbeit wird dieses ausschließlich von Hand mit ein paar wenigen Nadelstichen angebracht.

Lamellen für den Lattenrost

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Die Lamellen für den Lattenrost werden ebenfalls am Wallensteinplatz zusammengebaut. Um die Konfiguration kümmert sich der Chef: „Wir teilen sie aufgrund ihrer Festigkeit in drei Klassen ein“, erklärt Schwade. Im sensiblen Halsbereich werden die weichen Lamellen eingesetzt, während im Bereich der Körpermitte, wo es mehr Tragfähigkeit braucht, die etwas festeren zum Einsatz kommen. „Ich nehme dabei auf die jeweiligen Schlafgewohnheiten Rücksicht. Frauen liegen tendenziell lieber etwas weicher als Männer. Daher verwenden wir für sie eher flexiblere Latten.“

Baumwoll-Konstruktion statt Schrauben

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Nach einem individuell festgelegten Bauplan steckt Allrounderin Biljana die Lamellen in die zuvor genähte Baumwollgurt-Konstruktion.
Die zwei Meter langen Latex-Rohlinge werden ebenfalls in Wien zugeschnitten oder für Überlängen angepasst und verklebt. Dann werden die fünf Zentimeter dicken Latexlagen mit Trikotstrümpfen bezogen. Das hat den Zweck, dass sich die Lagen gegeneinander verschieben können und dass man die Füllungen ohne großen Aufwand jederzeit austauschen kann. Latex, das abgezapfte und aufgeschäumte Harz des Kautschukbaums, das in Formen gegossen und gebacken wird, gibt es abhängig von der eingeschlossenen Luft in fünf verschiedenen Festigkeiten. „Je näher am Körper, desto weicher sind die Lagen“, beschreibt Schwade.

Auf den Körper abgestimmt

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Parallel dazu werden die Matratzenbezüge befüllt. „Wir verwenden nicht nur ein Material in einer bestimmten Festigkeit, sondern erarbeiten aus verschiedenen Materialien die einzelnen Schichten. Die festeren und flächenelastischen werden eher weiter unten und die weicheren, punktelastischen eher weiter oben in der Matratze eingesetzt“, sagt Schwade.

Wolle, Wildseide, Kokos, Latex

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Der Unterbau der Matratze wird aus gepressten Kokosfasern oder aus einer Kombination aus Kokos und Latex gefertigt. Für die oberste Schicht der Matratze sind Kombinationen möglich: Wolle und Wildseide, Wildseide und Kapok oder Rosshaar. Schwade (hier im Bild mit einer Mitarbeiterin im Schauraum): „Wolle wärmt und Wildseide kühlt. Das Material richtet sich danach, ob dem Schlafenden in der Nacht eher zu warm oder eher zu kühl ist.“ Bevor die Modelle die Manufaktur verlassen, werden sie noch einmal kontrolliert. Und dann ist das guut-Bett abholbereit.www.guut.at