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Beliebte Raritäten: Vom Erdbeer-Spinat bis zur Litschi-Tomate

Der Verein Arche Noah hat im niederösterreichischen Schiltern ein Archiv mit mehr als 6000 alten Obst- und Gemüsesorten angelegt. Über 10.000 Vereinsmitglieder haben sich seit 1989 der Erhaltung von durch die Industrialisierung bedrohten Kulturpflanzen verschrieben. Und damit sich das kostbare Erbe wieder verbreitet, werden die Raritäten auch verkauft.

Die beliebtesten Sorten im Überblick

Frisch aus dem Garten schmeckt es einfach besser. Kein Wunder also, dass immer mehr Menschen ihr eigenes Gemüse anbauen.

Die meisten Sorten brauchen viel Licht. "Legen Sie die Beete an einer sonnigen Stelle an, die nicht von Bäumen und Sträuchern beschattet wird", rät Autorin Brunhilde Bross-Burkhardt. Die Länge des Beets ist variabel, die Breite sollte maximal 1,2 Meter betragen. So kann man vom Rand aus arbeiten, ohne die Erde betreten zu müssen. Zwischen den Gemüsereihen hält man am besten einen Abstand von etwa 50 Zentimeter ein.

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Der Boden sollte locker und gut zu bearbeiten sein und genau die richtige Menge an Nährstoffen enthalten. "Meist sind Gartenböden sehr gut mit Nährstoffen versorgt, oft sogar überversorgt", sagt Bross-Burkhardt. Um eine Überdosierung zu vermeiden, kann man mit speziellen Tests (zum Beispiel mit dem Boden-Check der Firma Aqa) die Erde analysieren.

Biogärtner wie Christel Rupp setzen auf natürlichen Dünger: "Wenn Sie Ihren Gartenboden regelmäßig mit Kompost versorgen und die Bodenorganismen mit Mulch und Gründüngung fördern, ist die ausgewogene Nährstoff-Lieferung gesichert." Besonders schwere und wasserundurchlässige Böden kann man durch den Anbau von tief wurzelnden Gründüngungspflanzen wie Bienenfreund, Buchweizen oder Gelbsenf innerhalb weniger Jahre in fruchtbare Erde verwandeln.

Alte Sorten

Wenn das Gemüse trotz aller Bemühungen nicht wachsen will, ist die angebaute Sorte möglicherweise nicht für die Region geeignet. "Wenn man auf 700 Meter Seehöhe wohnt, wo es sehr viel regnet, wird man mit einer Sorte aus konventioneller Züchtung eher nicht glücklich. Dann ist es besser, man baut eine Sorte an, die regional genau dorthin passt oder unter ähnlichen klimatischen Bedingungen vermehrt wurde", sagt Marion Schwarz vom Verein Arche Noah: "Der Osten Österreichs ist vom Klima sehr begünstigt. Aber aus anderen Gebieten bekommen wir häufig Anfragen." Die Gesellschaft für die Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt hat ein Archiv mit 6000 Sorten angelegt. Außerdem gibt es 150 ehrenamtliche Erhalter in Österreich, die ihr Saatgut vermehren und direkt weitergeben. Im Schaugarten in Schiltern bei Langenlois kann man nicht nur Raritäten kennenlernen, sondern auch Pflanzen und Samen kaufen. Ab 4. April ist der Schaugarten wieder bis Oktober geöffnet. Außerdem tourt die Arche Noah mit dem Jungpflanzenmarkt durch ganz Österreich. "Wenn wir von alten Sorten sprechen, meinen wir bäuerliche Sorten, die in einer bestimmten Region entstanden sind", erklärt Schwarz. Diese haben eher das genetische Potenzial, um sich an Schädlinge und Umwelteinflüsse anzupassen als viele moderne Neuzüchtungen. Im Gegensatz zu Hybriden sind sie allerdings oft weniger ertragreich und die Früchte sehen nicht alle gleich aus. Doch im Unterschied zum Supermarktregal herrscht im Gemüsebeet kein Schönheitswettbewerb – da darf eine Karotte auch mal klein und knubbelig sein, wenn sie dafür gut schmeckt.

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Die Vielfalt im Gemüsegarten ist nicht nur schön, sondern auch notwendig: "Wir brauchen diesen Genpool für unsere Ernährungssicherheit", ist Schwarz überzeugt: "Außerdem sind diese alten Sorten, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden, Teil der regionalen Identität." Alte Sorten sind samenfest: Das heißt, aus ihrem Saatgut entstehen Pflanzen, die die gleichen Eigenschaften wie ihre Eltern haben. Bei Hybriden ist das meistens nicht der Fall. Auch die Raritäten im Arche-Noah-Archiv sind nachbaufähig: "Wer etwa Tomaten oder Paprika von uns pflanzt, kann dann die kleinen Kerne aus den Früchten herausnehmen, trocknen und im nächsten Jahr anbauen. Das geht beim Hybridsaatgut nicht", erklärt Schwarz: "Bei anderen Pflanzen ist es komplizierter. Die Karotte zum Beispiel blüht erst im zweiten Jahr. Man muss daher die Wurzel im Herbst aus der Erde nehmen, sie im Keller in Erde oder Kokosfasern eingelegt überwintern und erst im nächsten Jahr wieder auspflanzen. Dann treibt ein Stängel mit Blüten aus. Und aus diesen Blüten gewinnt man die neuen Samen."

Anbau am Balkon

Wer keinen Garten hat, muss nicht auf Vitamine aus Eigenanbau verzichten. Denn auch in Töpfen, Kübeln und Kisten kann man Tomaten, Melanzani, Paprika, Kohlrabi oder Kartoffeln ziehen. Ideal für Einsteiger sind Radieschen: Sie wachsen schnell und sind pflegeleicht. Auch Pflück- und Schnittsalate sind optimal für den Balkon. Die Blätter kann man 2,5 Zentimeter über der Erde abschneiden. Sie treiben dann wieder aus.

Überschüssiges Gieß- oder Regenwasser muss durch Löcher im Topfboden ablaufen können. Für den Balkongarten ist guter Mix statt reiner Erde empfehlenswert: Das Füllmaterial kann aus Gartenerde, Kompost, etwas Sand und gekaufter Blumenerde zusammengemischt sein. Wichtig ist, dass immer ein Wasser speichernder und auflockernder Bestandteil wie Torf enthalten ist.

Damit das Wasser von den Pflanzen gut aufgenommen werden kann, sollte man die Verdunstung so gut es geht reduzieren. Das beginnt bereits bei der Auswahl der Gefäße. Glacierte Tontöpfe und Kübel aus Kunststoff geben kein Wasser nach außen ab. Pflanzen in Holzkisten oder offenporigen Terracottatöpfen muss man öfter gießen. Um die Verdunstung zu minimieren, kann man die Oberfläche mit einer Mulchschicht abdecken. Für Gemüse ist der klassische Rindenmulch nicht geeignet. Ideal ist Heu oder eine dünne Schicht Grasschnitt. www.arche-noah.at

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