Licht ist mehr als Helligkeit: Es setzt Akzente, erzeugt Spannung und schafft Atmosphäre. Mit einem Beleuchtungskonzept lassen sich Räume optimal in Szene setzen.
Grelles Licht blendet. Leuchtstoffröhren fluten den Raum mit kaltem Licht. Und zu viel indirekte Hintergrundbeleuchtung macht müde. Kurz gesagt: In einem schlecht ausgeleuchteten Zimmer wohnt niemand gerne, denn Licht trägt dazu bei, ob man sich in einem Raum wohlfühlt oder nicht. Es beeinflusst auch unsere Gesundheit und Leistungsfähigkeit: Die Konzentration oder die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin hängen etwa auch von Licht ab. Gute Gründe, warum die Art und Weise, wie beleuchtet wird, nicht aus dem Bauch heraus getroffen werden sollte.
Die Analyse, wie ein Raum genutzt wird und welche Materialien, Oberflächen und Farben vorhanden sind, zählen zu den ersten Arbeitsschritten eines Lichtplaners. Der Tiroler Christian Ragg weiß, worauf es ankommt: „Erst nach der Definition der Ausgangslage lässt sich sagen, wo wie viel Helligkeit gebraucht wird. Ziel ist es, ein Gleichgewicht von Licht und Schatten herzustellen und monotone Beleuchtung zu vermeiden.“ Damit keine Wartesaal-Atmosphäre entsteht, sollten die Lichtrichtung ebenso wie der Blendschutz und die Dimmbarkeit bedacht werden. Lichtzonen, die schwächer oder stärker beleuchtet sind, sorgen für Abwechslung.
Unterschiedliche Bedürfnisse
Allgemeingültige Regeln, wie ein Zimmer lichttechnisch behandelt werden muss, gibt es aber nicht. Denn je nach Tageszeit braucht man mehr oder weniger Licht. „Jede Raumsituation ist eine andere, jeder Mensch hat andere Anforderungen. Diese Bedürfnisse werden in Gesprächen mit dem Bauherren ermittelt“, erklärt Alexander Magyar. Auch er hat als Lichtplaner in Wien schon zahlreiche öffentliche und private Räume erleuchtet.
Tageslicht stellt die kostengünstigste und schönste Variante dar, weil sie die beste Farbwiedergabeeigenschaft aufweist. Es sollte Ausgangspunkt jeder Lichtplanung sein. Bei einem Neubau kann das Maß durch die richtige Positionierung von Oberlichten und Fenstern optimiert werden.
Beim Kunstlicht kommt es in erster Linie auf das Leuchtmittel an: Zur klassischen Glühbirne, die allmählich vom Markt verschwindet, gibt es Alternativen. Die neueste Technik ist LED, aber auch die Halogenlampe eignet sich gut für Wohnräume. „Beide produzieren gerichtetes Licht, mit dem sich Spannung erzeugen lässt“, beschreibt Christian Ragg. Vor- und Nachteile haben die zwei Varianten jedoch auch. Halogenlampen erhitzen sich stark und haben eine mittlere Lebensdauer von 2000 bis 3000 Stunden. LEDs hingegen halten so gut wie ewig, sind extrem energiesparend und mit Retrofit-Lampen lässt sich die neue Technik auch in konventionellen Leuchten einsetzen.
Allerdings gibt es große Qualitätsunterschiede: „Das gemütlichste Licht liefert immer noch die Glühbirne. Als Ersatz dient die Halogen-Glühbirne oder Halogen-Niedervoltspots. LED hat im Moment noch dieselbe Farbwiedergabe wie eine Energiesparleuchte und vermittelt Büro-Atmosphäre“, sagt Magyar. Hinzu kommt, dass sie relativ hochpreisig sind. Ragg: „Man sollte sich vor dem Kauf unbedingt beraten lassen und das Produkt ausprobieren.“ Selbst in Altbauten, wo die Stromauslässe bereits vorhanden sind, kann man die Beleuchtung optimieren – ohne Wände aufreißen oder neue Leitungen verlegen zu müssen. Oberflächengestaltung heißt hier das Zauberwort: „Licht ist unsichtbar, es interagiert mit Farbe oder Materialien. Ein glatter Belag, etwa ein Steinboden, reflektiert das Licht wie einen Spiegel“, sagt Christian Ragg. Mit der richtigen Kombination von Farbe und Licht können große Effekte erzielt werden: „Decken und Wände in hellen Farben – etwa Cremeweiß, Hellblau, Zartgelb oder ein lichtes Grün – reflektieren Licht besser als dunkle Wände. Man braucht also weniger Watt für die gleiche Helligkeit.
Ein kleiner Raum erscheint dadurch größer, als er tatsächlich ist. Deckenfluter oder Wandleuchten, die ihr Licht auf den oberen Bereich einer Wand strahlen, lassen das Zimmer optisch höher wirken. Dafür können auch Vouten – deckennah verlaufende Simse – genutzt werden: eingebaute Leuchtstofflampen oder LEDs sorgen hier für eine gleichmäßige Lichtverteilung“, sagt Alexander Magyar. Während früher eine Lampe in der Mitte des Raumes ausreichend war, gilt das heute als Inbegriff eines unkreativen Beleuchtungskonzeptes. „Wer nur einen Deckenauslass in der Raummitte hat, kann eine Stromschiene anbringen“, empfiehlt Christian Ragg. „Darin lassen sich mehrere Leuchten einspeisen.“ Magyar ergänzt: „Sie transportieren Licht dorthin, wo es gebraucht wird, und überwinden auch Ecken. Ein einziges Licht von oben lässt die Wände näher rücken und der Raum wirkt kleiner.“Ob Hänge- oder Stehleuchte, Spot oder Schwenkarmleuchte: Das Angebot ist riesig. Ein Lampen-Mix mit unterschiedlichen Stärken und Lichtfarben passt sich flexibel an die Bedürfnisse an. Was zählt, ist die Lichtqualität. Denn sie bringt Wohlbefinden und Gemütlichkeit in das Zuhause.