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Baukunst auf den kroatischen Inseln

Man munkelt, dass der Kaiser schon immer ein gutes Gespür für Schönes hatte. Dieses soll er auch bei der Auswahl seiner Urlaubsorte des Öfteren unter Beweis gestellt haben. Seine Erholungsreisen führten oft auch nach Kroatien. Vorzugsweise in den Norden der Adriaküste – genauer gesagt nach Opatija. Das charmante Küstenörtchen in der Nähe der Hafenstadt Rijeka, damaliger Marinehafen, entwickelte sich während der Monarchie schnell zu einem beliebten Treffpunkt für die High Society.

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Man genoss das mediterrane Klima, und zahlreiche Kureinrichtungen sorgten dafür, dass die Gesundheit wieder auf Vordermann gebracht wird. Für die etwas weniger betuchte Klientel initiierte etwa die Hauptstadt Wien ebenfalls eine Urlaubsmöglichkeit. So wurde im Jahr 1906 auf der Insel Rab ein Erholungsheim für Gemeindebedienstete eröffnet, welches bis zur Auflösung der Monarchie existierte.

Beliebte Reisedestiantionen

Jahre später, während Tito noch an der Macht war, entwickelte sich das ehemalige Jugoslawien für viele Europäer zur beliebten Reisedestination. Gerade die unzähligen und pittoresken Insellandschaften sorgten für einen immer stärker werdenden Tourismus in den einzelnen Regionen. Nach dem Balkankrieg litten einige Küstenstädten an dessen Folgen. In Dubrovnik etwa sind noch heute Spuren der Anschläge an Hausfassaden zu entdecken. Die Vergangenheit Kroatiens sowohl politisch als auch geschichtlich war ereignisreich. Und genauso unterschiedlich präsentiert sich die Baukultur entlang der Küste, im Landesinneren und auf den Inseln.

Nun widmet sich die Reihe "Architektur im Ringturm" des Wiener Städtischen Versicherungsvereins in einer Ausstellung der Baukunst der Inselwelten. Die Schau entstand in enger Zusammenarbeit mit der Universität Rijeka.

Architektonisches Erbe

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Im Vordergrund steht das architektonische Erbe der rund 1200 Inseln, wovon nur etwa 70 bewohnt sind. Das Konzept wurde in drei Zeitabschnitte gegliedert. Vorgestellt werden außergewöhnliche Bauten aus der Zeit der Antike bis ins Mittelalter, aus dem 19. und 20. Jahrhundert sowie zeitgenössische Bauten.
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Die dreischiffige Kathedrale "Sveti Stjepan" auf der Insel Hvar befindet sich im Zentrum der gleichnamigen Stadt und wurde im Laufe von dreieinhalb Jahrhunderten errichtet. Marko und Nikola Karlić, Dujam Rudičić Splićanin, Marko Pavlović Milić und Visko Protolan waren die Architekten, die sich zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert diesem gewidmet haben. Die Kirche weist verschiedene Merkmale unterschiedlicher Stilepochen auf. Das Portal etwa erinnert an die Renaissance. Zahlreiche Ornamente zieren die barocke Fassade, im Inneren findet man Spuren aus der Gotik, Renaissance, Manierismus und dem Barock.

In der Geschichte noch weiter zurück, ca. 1500 vor Christus, liegt der Ursprung der prähistorischen Siedlungsanlage "Lubenice" auf der Insel Cres. Sie befindet sich auf einem Fels in 380 Meter Seehöhe. Die regional-traditionellen Häusertypologien des Ortes lassen sich auch in vielen anderen kroatischen Orten und Regionen entdecken. Eine weitere Besonderheit: Vor der Stadt befinden sich Ruinen der Kirchen: "Sveta Nedjelja" und "Sveti Anto Eremit", Letztere stammt aus der Gotik.

Bauwerke der Moderne

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Im Kontrast dazu stehen etwa zahlreiche Bauwerke der frühen Moderne und der Gegenwart. Architekt Kazimir Ostrogović etwa setzte mit dem Entwurf des Hauses "Kosch" in Malinska auf der Insel Krk in den 30er-Jahren ein baukulturelles Statement. Sein Konzept orientierte sich an dem System des schweizerisch-französischen Architekten Le Corbusier (5 Punkte einer neuen Architektur). Ein gelungenes Beispiel der Gegenwart liefert, ebenfalls auf Krk, die neue Sporthalle. Der kroatische Architekt Idis Turato zeichnet für den Entwurf verantwortlich. Die Halle ist eigentlich eine Weiterentwicklung eines vorangegangenen Projektes des Baukünstlers. Gemeinsam mit Saša Rendić hat Turato auf Krk einen extravaganten Schulbau (Fran Kristo Frankopan) im Jahr 2005 realisiert. Der 2013 fertiggestellte Entwurf der Sporthalle verweist gestalterisch auf seinen Vorgänger. Gleichzeitig stehen diese beiden Objekte auch synonymhaft für eine neue, moderne Baukultur. Die es durchaus versteht, Altes miteinzubeziehen und dem Zeitgenössischen dennoch treu zu bleiben. Kroatien weist eine Vielzahl von architektonischen Zeitzeugen auf.

Ein respektvoller und schonender Umgang sollte oberste Priorität haben. Mittlerweile wurden einige Bauwerke an der Küste abgerissen und mussten neuen, vorwiegend von ausländischen Investoren betriebenen Projekten, weichen. Eine Regulierung seitens des Staates wäre notwendig, wünschens- und begrüßenswert. Denn bei vielen neuen Projekten erhält man den Eindruck, dass ein respektvoller Umgang mit historischer Baukultur nicht selbstverständlich ist und, ja, manchmal sogar in einem Superlativ der Anspruchslosigkeit enden kann.

Die Ausstellung „Kroatische Inseln – Baukultur über Jahrhunderte“ entstand in Zusammenarbeit mit der Universität Rijeka. Die Kuratoren Adolph Stiller, Luka Skansi sowie Marijan Bradanović entführen die Besucher mit ihrer Schau auf eine Reise durch die facettenreiche Inselwelt Kroatiens.

Öffnungszeiten:
Mo bis Fr: 9:00 bis 18:00 Uhr,
an Feiertagen geschlossen
freier Eintritt
Ausstellungszentrum im Ringturm, Schottenring 30, 1010 Wien
www.vig.com