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Außergewöhnlich Bauen mit Charakter

Stimmt die Chemie zwischen zwei Menschen, dann steht dem Erfolg meist nichts mehr im Wege. Sitzt man Verena und Christoph Mörkl vom Architekturbüro Superblock gegenüber, bekommt man ein Gefühl dafür, wie es ist, wenn die Chemie tatsächlich stimmt.

Gemeinsam haben sie sich vor acht Jahren selbstständig gemacht und Superblock gegründet. Das Portfolio reicht vom klassischen Einfamilienhaus bis hin zu sozialen Wohnbauten. Im Interview verraten die beiden Architekten, worauf es beim Entwerfen ankommt und welcher Disziplin der Baukunst sie sich noch unbedingt widmen wollen.

IMMO: Das Wohnhaus, indem sich nun auch Ihr Büro befindet, haben Sie selbst geplant. War es schwierig, Auftraggeber und Planer in einem zu sein?
Eigentlich nicht, wir haben uns in dieser Rolle ziemlich wohlgefühlt. Fast alle unsere Ideen wurden umgesetzt. Auf den ersten Blick wirken viele Dinge vielleicht unpraktisch, aber wir wollten sie trotzdem formal und inhaltlich in unserem Projekt integrieren. Zusätzlich zu den Büroräumlichkeiten haben wir auch drei Wohnungen geplant, die wir weiterverkauft haben. Es sind keine Normwohnungen und wir haben uns da ein Stück Raum und Traum erfüllt. Wir haben uns bewusst dafür entschieden, keine Normwohnungen anzubieten, die einzelnen Einheiten verfügen über eine Wohnfläche von mehr als 130 Quadratmetern. Solche Projekte sind im Normalfall sehr schwer vermittelbar und viele haben uns davon abgeraten, doch wir waren von unserer Idee überzeugt. Dass wir nun im selben Haus arbeiten hat viele Vorteile – sowohl für die Inhaber als auch für uns als Planer.

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Mit welchen Problemen kämpft man als Architekt bei der Gestaltung von großen Wohnhausprojekten?
Probleme gibt es eigentlich keine. Das Einzige was uns auffällt ist, dass sich Bauträger lieber strikten Vorschreibungen widmen und sich eher selten darüber hinaus bewegen wollen. Da sind dann vorgefertigte Tatsachen wie etwa: Eine 110 Quadratmeter große Wohnung braucht fünf Zimmer. Doch wir glauben, dass die Nachfrage auch nach anderen Wohnungstypen besteht. Warum soll ein Zweipersonenhaushalt kein Anrecht auf mehr als eine Zweizimmerwohnung haben? Hier fehlt den Bauträgern noch ein bisschen der Mut. In Wien geht zurzeit fast jede Wohnung zu jedem Preis weg. Die Nachfrage ist enorm.

Einen starken Zuwachs erlebt man in puncto Vorsorgewohnung, hier lockt natürlich die steuerliche Absetzbarkeit. Doch in puncto Gestaltung ist das unserer Meinung nach eher mit Vorsicht zu genießen. Vorsorgeprojekte orientieren sich primär nicht am Bedürfnis des Bewohners, sondern nur am finanziellen Ertrag. Für die Stadtentwicklung bedeuten solche Häuser den Tod, denn dadurch bleiben die Liegenschaften unveränderbar.

Das klingt alles sehr bürokratisch. Bleibt dabei die Kreativität auf der Strecke?
Nein, überhaupt nicht, wir fühlen uns in diesem Bereich sehr wohl. Im Vergleich zu privaten Auftraggebern ist das Arbeiten für öffentliche Bauherren sicherlich ein anderes. Unsere Partner konfrontieren uns vorwiegend mit Professionalität, das erleichtert unsere Arbeit enorm. Beim Wohnungsbau geht es weniger um Geschmack als um strukturelle Stellungnahmen, die man erbringt. Wenn man einen Wohnbau plant, trägt man auch eine große Verantwortung gegenüber den Bewohnern.

Kostenoptimierung ist ein ständiger Begleiter. Wir haben gelernt damit umzugehen. Wenn wir etwa zusätzliche Fensterflächen benötigen, werden uns diese immer wichtiger sein als eine großartige Fassade. Die Außenhülle sieht man selten, mit strukturellen Möglichkeiten im Inneren hingegen muss man den Alltag bewältigen. Der Dialog zwischen allen Parteien ist unheimlich wichtig.

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Sie haben Infoveranstaltungen für künftige Mieter Ihrer Projekte organisiert. Mit welchen Problemen wurden Sie konfrontiert?
Natürlich gibt es Missverständnisse, die sich auch manchmal nicht aus dem Weg räumen lassen. Wir wundern uns immer wieder, dass etwa das Reinigen von fixen Fensterelementen konstant hoch im Kurs steht. Verblüffend, dass gerade solche "Kleinigkeiten" im Vordergrund stehen. Wir haben gemerkt – ohne Kommunikation funktioniert es nicht. Hauptsächlich geht es bei den Infoveranstaltungen eher um pragmatische Dinge. Ich glaube, dass die Wohnzufriedenheit nachhaltig gesehen besser ist.

Wie kam es zum Namen Superblock?
Wir haben eine gewisse Affinität zu den Wohnbauten der Zwischenkriegszeiten. Und Wohnbau mit dem sozialen Plus ist natürlich unser Steckenpferd. Letztendlich ist es ein sehr griffiger Name, den sich jeder schnell merkt und mit dem wir uns sehr gut identifizieren können. Es ist eine Art von Identität, die man sich selber geben möchte und um sich damit natürlich auch ein bisschen zu entpersonalisieren. Wir sind keine Architekten, die von oben herab delegieren.

Viele Baukünstler betrachten die Errichtung eines musealen Projektes als Königsdisziplin. Wie stehen Sie dazu?
Eher nicht. Für uns ist das Ziel, eigentlich mehr Innovation im Wohnbau unterzubringen. In dem Ausmaß, in dem wir das gern hätten, ist es uns noch nicht gelungen. Das schüttelt man nicht aus dem Ärmel. Wir versuchen sehr reflektiert zu arbeiten. Über die Jahre gesehen erhoffen wir uns, dass wir und unsere Arbeit besser werden. Unsere Gesellschaft wird älter, die Programmierung des Wohnens wird immer wichtiger: Wie bringt man Leute zusammen? Welchen zusätzlichen Alltags-Komfort (wie etwa eine Paketstelle) kann man Bewohnern noch anbieten? All diese Fragen werden präsenter. Nachhaltigkeit bei Baumaterialien ist mittlerweile selbstverständlich, die soziale Nachhaltigkeit wird jedoch viel zu selten berücksichtigt. Doch die Königsdisziplin für uns ist definitiv das Thema der Stadtentwicklung und des Städtebaus. Da würden wir gerne hin.

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Wie würden Sie österreichische Architektur von heute beschreiben?
Die Wertschätzung der Architekten ist unterentwickelt und das ist schade. Auch der Umgang mit dem öffentlichen Raum lässt zu wünschen übrig. Der urbanistische Gedanke wird viel zu wenig bis gar nicht berücksichtigt.

Wo sehen Sie sich in den nächsten zehn Jahren. Welche Ziele haben Sie?
Vielleicht führen wir unsere Arbeit auch mal im Ausland fort, wer weiß? Im eigenen Saft zu kochen bringt einen nicht weiter. Man muss über den Tellerrand schauen, um selber zu wachsen.

Superblock

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Verena (ganz links) und Christoph (ganz rechts) Mörkl haben sich im Jahr 2004 selbstständig gemacht und ihr eigenes Büro gegründet. Spezialisiert hat sich das Duo auf soziale Wohnbauprojekte wie etwa die Wohnhausanlage in der Wiener Dirmhirngasse oder das Projekt "Wohnen mit scharf" am Nordbahnhofgelände. Mittlerweile beschäftigt Superblock sieben Mitarbeiter. Das neue Büro befindet sich in dem selbst entworfenen Haus "Neu 31" in Wien Hernals.

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