Leben/Wohnen & Design/Wohnen

90 Jahre jung und kein bisschen alt.

Italiener haben Geschmack – eine Tatsache, die nicht nur in der Mode, sondern und vor allem auch in der Möbelindustrie unumstritten ist. Der Anteil der Unternehmen, deren Wurzeln am Stiefel verankert sind, ist im weltweiten Vergleich überproportional hoch. Eines davon ist die 1925 in der italienischen Provinz Brianza gegründete Firma Porro. Der Ursprung basiert auf der Herstellung von Originalnachbauten. Giulio und Stefano Porro haben sich darauf spezialisiert, französische und englische Einrichtungsklassiker für die gehobene Mailänder Kundschaft zu fertigen. Erst in den 1950er-Jahren begann das Unternehmen, sich mit modernen Einflüssen auseinanderzusetzen und entwickelte fortan ein eigenständiges, moderneres Sortiment.

Porro fertigte einst Originalnachbauten an.

Mit der kontinuierlichen Ausstellung und Repräsentanz auf der Mailänder Möbelmesse, dem Salone del Mobile, die damals ebenfalls ihre Anfänge fand, öffnete sich für Porro ein internationales Netzwerke und schon bald war das Unternehmen ein fixer Bestandteil der Branche. Die stilistische Weiterentwicklung sowie deren künftiger Stellenwert wurden weiter vorangetrieben.

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Heute wird das Unternehmen bereits in dritter Generation geführt.

Mitte der 1980er-Jahre wird diesem Gedanken zusätzlich Bedeutung verliehen. Die Leitung des Unternehmens wird an die dritte Generation übergeben. Lorenzo, Fabio, Giovanni und Danilo Porro gewähren hochwertigem Design endgültig Vorrang. Im Jahr 1989 engagieren sie den italienischen Gestalter Piero Lissoni, der sich seitdem um die Art Direktion des Hauses kümmert. Er setzte auf gerade Linien, eine sehr klar formulierte Formensprache sowie auf neue kreative Ansätze. Die Zusammenarbeit mit internationalen Kreativen genießt unter seiner künstlerischen Leitung einen hohen Stellenwert. Es ist also nicht weiter verwunderlich, dass namhafte Vertreter wie Alessandro Mendini, Bruno Murani, Michele und Piergiorgio Cazzaniga sowie Jean-Marie Massaud einige Entwürfe umsetzen konnten. Auch jungen Nachwuchskünstlern verschaffte Lissoni einen Platz. Ein Beispiel dafür liefert die Kooperation mit dem schwedischen Design-Trio Front. Das Studio zählt derzeit zu den Gefragtesten innerhalb der Branche. Produkte wie der Schrank "Mikado" oder der Stuhl "Gentle" weisen moderne Ansätze auf, die eine perfekte Ergänzung zum klassischen Porro-Sortiment bilden.

Gemeinsam mit Porro schauen Sie auf eine sehr erfolgreiche Vergangenheit zurück. Wie fühlt es sich für Sie als Designer an, Teil einer so umfangreichen Unternehmensgeschichte zu sein?

Ein Teil davon zu sein ist eine gute Sache. Doch eigentlich ist mein Zugang als Gestalter immer derselbe – ganz egal, für welche Firma ich gerade tätig bin. Ich denke, dass Erfolg vor allem auf Kontinuität aufbaut.

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Ist eine lange Partnerschaft mit einem Unternehmen gleichzeitig auch ein Statement?

Ja, natürlich, aber auch die Kontinuität und die Zusammenhänge sind für mich als Kreativer ein Statement. Wenn man so eine Kooperation eingeht, denkt man nicht in Saisonen. Viel mehr konzentriert man sich auf die vielen, die darauf folgen werden. Man geht damit ein mittleres bis langfristiges Projekt ein.

Wie würden Sie Porro beschreiben?

Ein mittelständisches Unternehmen aus der Region Brianza, welches unterschiedliche Facetten und Ansätze aufweist: Einerseits stehen sie für einen sensiblen und behutsamen Umgang mit Materialien, Oberflächen und Holz im Speziellen. Und andererseits legen sie großen Wert auf Hightech-Technologien. Es ist eine seltsame Kombination. Das Unternehmen hat zwei Seelen, die sich aber perfekt ergänzen – es erinnert auch irgendwie an das Verhältnis zwischen Dr. Jekyll und Mr. Hyde.

Sie sind immer wieder auf der Suche nach neuen Designern. Nach welchen Kriterien suchen Sie?

Ich habe mich noch nie für jemanden aufgrund schön gezeichneter Entwürfe entschieden. Die Ideen, die sich dahinter verstecken, sind entscheidend.

Wie sehen Sie die Zukunft des Designs?

Es sollte aus vielen Gründen revolutionär bleiben, seine Glaubwürdigkeit nicht verlieren und ressourcenschonend hergestellt werden. Dumme, gefakte, grüne Pseudo-Produkte halte ich für schwierig. Design muss intelligent sein. Es wäre schön, wenn man diesen Ansprüchen auch in Zukunft gerecht wird.