Walwanderungen: So gefährlich sind ihre Wege
Von Ingrid Teufl
Es ist ein gefährlicher Hindernis-Parcours, den Tausende Walarten jedes Jahr auf ihren Routen durch die Weltmeere bewältigen müssen. Teilweise wandern die Tiere pro Jahr Tausende Kilometer - und sind dabei vielen Gefahren ausgesetzt.
Das ist Walschutzorganisationen zwar bereits seit langem bekannt. Nun machte der World Wildlife Fund for Nature (WWF) erstmals die Routen der Wale und die Bedrohungen sichtbar. Satellitenaufnahmen der vergangenen 30 Jahre zeigen ein dramatisches Bild der verschiedenen Bedrohungen, denen sie entlang ihrer weiten Wege ausgesetzt sind: „Fischerei, Schifffahrt, Lärm-, Plastik- und Schadstoffbelastung machen die Routen der Wale zu tödlichen Hindernisparcours“, warnt Axel Hein, Meeresexperte des WWF Österreich.
Alle Walarten in allen Regionen der Welt sind betroffen – insbesondere Großwale, die große Strecken durch die Ozeane ziehen. Damit sich Populationen erholen können, müssen weltweit Schutzgebiete ausgeweitet, besser verknüpft und menschliche Gefahren reduziert werden, fordert der WWF. Die nun vorliegenden, umfassenden Daten würden den dringenden Handlungsbedarf zum Schutz der Wale zeigen.
Größte Gefahr: Fischerei
Die größte Gefahr sind dabei die Küstengebiete. Auf ihren Wegen ziehen sie oft entlang von Küsten, aber auch über den offenen Ozean, in und aus internationalen und nationalen Gewässern. „Die tödlichste Gefahr ist der Beifang in Fischereigeräten. Jedes Jahr verenden so etwa 300.000 Wale, Delfine und Schweinswale“, erklärt Hein.
Wale leiden allerdings unter vielen menschlichen Einflüssen. In Gebieten, in denen sie fressen, sich paaren, gebären und ihre Jungen aufziehen, aber auch auf den Wegen dazwischen. Die negativen Effekte der industriellen Fischerei, Schiffskollisionen, Schadstoff-, Plastik- und Lärmbelastung, Lebensraumverlust sowie die Klimakrise summieren sich und unterlaufen erfolgreiche Schutzbemühungen, warnt der WWF.
Zu den am stärksten betroffenen Arten gehört der Nordatlantische Glattwal, der zwischen Kanada und den Vereinigten Staaten wandert. Sein Bestand ist mit nur 336 Exemplaren auf dem niedrigsten Stand seit 20 Jahren, er ist vom Aussterben bedroht. Zwischen 2017 und 2021 starben 34 Nordatlantische Glattwale durch Schiffskollisionen und in Fischereigeräten.