Wissen/Wissenschaft

Blut abnehmen ohne große Nadel: Neuartiger Saugnapf soll es möglich machen

Inspiriert von Blutegeln haben Schweizer Forschende einen Saugnapf zur Blutentnahme entwickelt. Damit lässt sich ohne große Nadel Blut für medizinische Tests gewinnen. 

Vor allem Menschen mit Nadelphobie könnten vom Saugnapf profitieren, wie die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETH Zürich) am Donnerstag mitteilte. Denn für ganze 70 Prozent aller medizinischen Entscheidungen seien Blutproben notwendig, schrieben die Forscherinnen und Forscher in ihrer Studie.

Auf die Idee für das neue Gerät kamen die ETH-​Forschenden, als sie zuvor etwas anderes entwickelt hatten: einen Saugnapf, der Medikamente über die Mundschleimhaut ins Blut transportiert. "Für dieses Projekt hatten wir bereits Blutegel studiert. Sie saugen sich an ihrem Wirt fest. Uns wurde klar, dass wir ein ähnliches System entwickeln könnten, um Blut zu gewinnen", sagt David Klein. Er ist Doktorand in der Gruppe von Jean-​Christophe Leroux, Professor für Galenik an der ETH Zürich.

Nachdem sich Blutegel festgesaugt haben, durchdringen sie mit ihren Zähnen die Haut und erzeugen durch ihr Schlucken einen Unterdruck, über den sie Blut aus der Wunde saugen. Ganz ähnlich funktioniert auch das neue Gerät

Mikronadel in Saugnapf aus Silikon

Das neue Blutabnahme-Gerät wurde nun in der Fachzeitschrift Advanced Science vorgestellt. Der rund zweieinhalb Zentimeter große Saugnapf aus Silikon wird am Oberarm oder am Rücken angebracht. Darin befinden sich ein Dutzend winzige Nadeln, sogenannte Mikronadeln. Wird der Saugnapf auf die Haut gepresst, punktieren die Nädelchen die Haut. Der Unterdruck im Saugnapf sorgt dafür, dass sich innerhalb weniger Minuten genügend Blut darin sammelt, das dann für diagnostische Untersuchungen verwendet werden kann.

Mit dem Saugnapf wird laut den Forschenden zwar jeweils weniger Blut gewonnen als bei der klassischen Blutentnahme mit einer Nadel am Arm, aber deutlich mehr als mit einem kleinen Stich in den Finger. Diagnostische Messungen würden dadurch genauer, hieß es von der ETH. Außerdem sei der Saugnapf so einfach anzuwenden, dass ihn auch Personen ohne medizinische Ausbildung verwenden können.

Eine mögliche Anwendung sehen die Forschenden in der Diagnose von Malaria. Bisher haben sie ihr neues Gerät aber nur an Schweinen getestet. Bis es bei Menschen breit angewandt wird, sind laut den Forschenden weitere Tests notwendig.