Mysterium: Eine Stachelrochendame ist schwanger - ohne Männchen weit und breit
Der Stachelrochen Charlotte aus den USA ist schwanger. Das wäre an sich keine Meldung wert, gäbe es da nicht ein Problem: Charlotte lebt eigentlich enthaltsam. In ihrem Becken in einem Aquarium in North Carolina schwamm seit acht Jahren kein Männchen der gleichen Art mehr.
Wer der Vater der bis zu vier erwarteten Jungtiere sein könnte - und ob es überhaupt einen gibt, ist derzeit Gegenstand wilder Spekulationen. Manche sprechen von Parallelen zur biblischen Weihnachtsgeschichte, andere versuchen sich an wissenschaftlichen Erklärungsversuchen.
Hai als Vater?
Zum Beispiel jenem, der die fünf kleinen Haie, mit denen sich Charlotte das Becken teilt, als potenzielle Väter in Betracht zieht. Einziges Problem: Eine Paarung mit den Tieren hält die Wissenschaftlerin Kady Lyons vom Georgia Aquarium in Atlanta für fast ebenso ausgeschlossen wie die biblische Version. Weder Größe noch Anatomie der Tiere würden zusammenpassen. "Wir sollten klarstellen, dass hier kein Hai-Rochen-Unfug getrieben wurde", sagt Lyons.
Der nächste Erklärungsversuch: Parthenogenese, also eingeschlechtliche Fortpflanzung, bei der sich die Nachkommen aus unbefruchteten Eizellen entwickeln und kein Männchen benötigt wird. Einziges Problem: Obwohl dieses Phänomen bei anderen Rochenarten nachgewiesen wurde, ist es bei Stachelrochen nicht wirklich der Fall.
Für Expertin Lyons ist es dennoch eine Option: "Ich bin nicht überrascht, denn die Natur findet immer einen Weg." Warum das passiert, wisse man jedoch nicht. Im Gegensatz zu den meisten anderen Fischen legen Stachelrochen keine Eier, sondern gebären lebende Jungtiere.
Dass Charlotte trächtig sein könnte, blieb lange unbemerkt. Nachdem zunächst ein Tumor am Rücken vermutet wurde, kam die Entwarnung - das Weibchen ist schwanger. In wenigen Tagen soll es soweit sein. Danach steht der Umzug in ein größeres Becken an. Damit auch die Babyrochen genügend Platz haben.