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Fledermäuse beziehen ihre Winterquartiere: Bitte nicht stören

Während der Corona-Pandemie ist es laut geworden um Fledermäuse. Eine chinesische Art steht im Verdacht, mitverantwortlich für die Verbreitung des Virus zu sein. Dabei mögen es die sensiblen Säuger viel lieber leise.

„Bitte nicht stören!“, sagt denn auch die Zoologin Anna Nele Herdina anlässlich der Europäischen Fledermausnacht, die von 28. auf 29. August zwischen Portugal und Bulgarien ausgerufen ist. Seit den 1990er-Jahren soll mit der alljährlichen European Bat Night der Schutz der gefährdeten Spezies gefördert werden.

„Weltweit sind mehr als 1.400 Fledermausarten nachgewiesen. Je nach Definition kommen davon bei uns 26 bis 28 vor“, sagt Herdina von BatLife Österreich. Gerade die heimischen Überflieger sind dabei viel harmloser als ihr Ruf. Der Großteil ernährt sich – recht wählerisch – von tierischen Proteinen. Dementsprechend setzen ihnen der Verlust von Lebensraum sowie das Insektensterben zu.

Wilde Wiesen

„Wer Fledermäusen helfen will, lässt die Natur frei entfalten. Wilde Wiesen und blühende Pflanzen locken Insekten an und machen damit deren Fressfeinde satt“, sagt die Forscherin. Derzeit futtern sich Kleines Mausohr, Graues Langohr & Co. gerade genügend Fett für den Winter an. Sie brauchen die Energie für den Flug zum Winterquartier und zehren davon, wenn sie die kalte Jahreszeit verschlafen.

„Im Herbst begeben sich Fledermäuse auf Wanderschaft“, sagt Herdina. Kurzstreckenzieher wechseln von Spalten oder Dachböden in eine Höhle bzw. einen Keller. Langstreckenzieher wie der Abendsegler dagegen legen für eine neue Bleibe in wärmeren Gefilden bis zu 2.000 km zurück. „Man kann Nistkästen anbieten, aber die decken oft nicht die Bedürfnisse“, weiß die Zoologin. Ob am Baum oder Haus – die Unterkünfte müssen von den extrem standorttreuen Tieren erst entdeckt werden. Zudem muss die Instandhaltung gesichert sein; verlassene Kästen gehören gründlich gereinigt. In freier Wildbahn wechseln etwa Waldbewohner ihre Sommer-Wohnstuben regelmäßig, um Parasitenbefall zu vermeiden.

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„Für den Winter ist wichtig, dass das Quartier möglichst störungsfrei ist“, betont Herdina. Können die Fledermäuse ihren Zweitwohnsitz nicht beziehen, kann die Suche nach Alternativen für die ganze Population lebensbedrohlich werden. Auch eine Unterbrechung der Ruhe bringt den Schläfer mitunter um. Das Aufwachen kostet Energie. Zwar schützt der Flügelaufspannreflex vor groben Verletzungen, doch bis die Fledermaus gänzlich aufgewärmt flüchten kann, sind wichtige Reserven verbraucht.

„Fledermäuse sind streng geschützt“, schließt Herdina: „Bei der Jagd kann man sie aber gut beobachten, ohne sie zu gefährden.“

Weitere Infos finden Sie hier:

www.batlife.at

www.fledermausschutz.at

www.ritterburg.at

www.batlife-europe.info