Wissen/Wissenschaft

Die sprechende Mumie: So klangen die Alten Ägypter

Er hieß Nesyamun, lebte während der Herrschaft von Ramses XI., ist 3.000 Jahre alt und eine Mumie.

Zu seinen Lebzeiten war es der ausdrücklicher Wunsch von Nesyamun, dass seine Stimme auch nach seinem Tod erklingen möge. Jetzt haben ihm britische Forscher diesen letzten Willen erfüllt: In der Zeitschrift Scientific Reports berichtet das von David Howard (University of London) und John Schofield (University of York) geleitete Forschungsteam, wie der Klang der Stimme des Priesters rekonstruiert wurde.

Hierfür wurde die Mumie, die seit 1823 im Stadtmuseum von Leeds liegt, mithilfe von Computertomographie untersucht. Dabei zeigte sich, dass Kehlkopf und Rachen gut genug erhalten waren, um den Vokaltrakt genau vermessen zu können. Mithilfe von 3D-Druck wurde ein naturgetreues Abbild erstellt.

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„Nesyamun arbeitete als Schreiber und Priester in der Karnak-Tempelanlage bei Thebes. Seine Stimme war ein wichtiges Werkzeug für seine rituellen Pflichten, die sowohl gesprochene als auch gesungene Elemente beinhalteten“, schreibt das Team.

Wer meint, man könne jetzt hören, wie Nesyamun predigte und sang, wird enttäuscht: Bisher hat das Team nur einen einzigen Laut reproduziert, der klanglich zwischen den Vokalen der beiden englischen Wörter „bed“ (Bett) und „bad“ (schlecht) liegt. Ganze Wörter oder Sätze bringt der nachgebildete Stimmapparat der Mumie nicht hervor.

So klang die Mumie:

Trotzdem eröffnet sich mit der Arbeit der Forscher ein einzigartiges Fenster in eine vergangene Welt, wie sie selbst betonen: „Sie erlaubt uns, in direkten Kontakt mit dem alten Ägypten zu treten und dem Klang eines Vokaltrakts zu lauschen, der seit über 3.000 Jahren nicht gehört worden ist.“ Dies sei eine ganz neue Art, der Öffentlichkeit die Vergangenheit nahezubringen.

Auch Nesyamun selbst hätte es wahrscheinlich befürwortet, als Toter sprechen zu können. „Nur wer vor dem Totengericht verbal bestätigen konnte, ein tugendhaftes Leben geführt zu haben, dem wurde dem Glauben nach das ewige Leben und der Titel Maa-cheru zuteil“, erklären Howard und seine Kollegen. Mit „Maa-cheru“ sprach das Gericht das Urteil, dass der Verstorbene „gerecht (wahr) an Stimme“ ist.

"Voices from the Past"

Tatsächlich bergen die Inschriften auf Nesyamuns Sarg weitere Hinweise auf seinen Wunsch, nach dem Tod zu sprechen: Er bittet darin um das ewige Wohl für seine Seele und dass diese sich frei bewegen und die Götter ansprechen kann, wie Nesyamun es Zeit seines Lebens getan hat.

Fazit der Wissenschafter: „Dieser dokumentierte Wunsch, gemeinsam mit dem exzellenten Erhaltungszustand seines mumifizierten Körpers, machte Nesyamun zum idealen Kandidaten für unser "Voices from the Past"-Projekt“.