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Wie ernähre ich mich richtig?

Völlegefühl und Schmerzen im Bauch: Diese Symptome reichten einem Mann, um die Allergieambulanz des LKH Graz wegen einer schwere Lebensmittel-Unverträglichkeit aufzusuchen. Im Arztgespräch stellte sich heraus, dass die Beschwerden immer dann auftreten, wenn der Patient zum Abendessen eine Riesenschüssel Bohnen mit Speck verspeiste. Und das tat er tatsächlich mehrere Male pro Woche.

Was Oberarzt Peter Komericki beim KURIER-Round-Table-Gespräch zum Thema Ernährung erzählt, erlebt er immer öfter. Er beschäftigt sich an der Universitätshautklinik Graz vor allem mit Umweltdermatologie sowie Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Allergien. "Wir sehen, dass die Menschen sehr verunsichert sind. Dazu ist es total modern, irgendeine Unverträglichkeit zu haben. Dabei werden Dinge verdrängt, die man ohnehin weiß." Oder, die einem Erfahrung, Hausverstand und Bauchgefühl sagen müssten. Zum Beispiel, dass eine große Menge Bohnen zu schmerzhaftem Völlegefühl führt.

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Was – bitte – dürfen wir noch essen? In einer Zeit, wo Halb- und Fertigprodukte en vogue sind. Wo der Wohlstand eine unüberschaubare Produktvielfalt und ständige Verfügbarkeit ausgelöst hat. Von natürlichen Kreisläufen kann längst keine Rede mehr sein. Und wo überdies Lebensmittelskandale regelmäßig für Verunsicherung sorgen. Dazu kommen schließlich die unterschiedlichsten Ernährungskonzepte, die noch dazu häufig verkrampft und dogmatisch aufeinanderprallen.

Informationsbedürfnis

Das alles zeige, dass das Bedürfnis an Informationen steigt, sagt die Foodtrend-Expertin Hanni Rützler. "Wir leben am Ende des spätindustriellen Zeitalters und sind schon mit einem Fuß im Wissenszeitalter. Die Kaufmacht hatten die Konsumenten schon immer, jetzt kommt noch die Informations- und Kommunikationsmacht dazu." Die Verbraucher haben in den vergangenen Jahren viel dazugelernt, nicht zuletzt aufgrund von Skandalen. "Vieles wird kritisch hinterfragt." Rützler warnt aber vor Extrempositionen: "Der Industrialisierung und zahlreichen physikalischen Haltbarkeitstechniken wie Erhitzen oder Pasteurisieren haben wir zu verdanken, dass die Lebensmittel heute so hochwertig und sicher sind."

Das betont auch Katharina Kossdorff vom Fachverband der Lebensmittelindustrie. "Die Produzenten sind an gesetzliche Vorgaben gebunden. Lebensmittel haben einen Wert und den müssen wir vermitteln." Der heimischen Lebensmittelwirtschaft sei es ein Anliegen, richtig und sachlich zu informieren. "Derzeit haben wir das Gefühl, dass es zum Teil zu einem Informations-Overflow kommt, wenn der Gesetzgeber immer noch mehr Information vorschreibt."

Blick aufs Ganze

Josef Mayer, Geschäftsführer des heimischen Produzenten Spitz, ortet eine verzerrte Wahrnehmung. "Es werden einzelne Teile herausgegriffen und skandalisiert. Das große Ganze wird übersehen." Hanni Rützler gibt ihm recht, dass sich hier große Teile der Gesellschaft noch schwertun. "Aber es ist auch klar, dass jeder für sich entscheidet, was ihm wichtig ist und welche Informationen er sich nimmt."

Mayer wäre überhaupt eine Art Herstellernachweis lieber als lange Listen detaillierter Inhaltsstoffe, noch dazu in einer vorgeschriebenen Mindestschriftgröße. "Als Produzent stehe ich mit meinem Namen für das Produkt und werde daher nichts in Umlauf setzen, das ich als nicht in Ordnung erachte."

Für Helmut Schmutz stellt sich in Sachen Ernährung ebenso die Frage der Eigenverantwortung der Konsumenten. Er arbeitet für die Bio-Tech-Firma SCiOTEC, die Nahrungsergänzungsmittel entwickelt, um diverse Enzymmängel auszugleichen. "Der Endverbraucher hat es in der Hand. Alles soll frisch und natürlich, aber in zwei Minuten fertig gekocht sein. Wenn ich das will, muss mir klar sein, dass ich dafür Zusatzstoffe brauche." Obst und Gemüse spart er nicht aus. "Man muss sich überlegen, ob man im Jänner wirklich Erdbeeren aus Übersee braucht."

Qual der Wahl

Dem Konsumenten bleibt also in jedem Fall die Qual der Wahl: mit oder ohne Fleisch? Nach Fünf-Elemente-Küche oder Hausmannskost? Bio oder konventionell?

Univ.-Prof. Jürgen König vom Department für Ernährungswissenschaften an der Uni Wien sieht keine Patentlösungen. "Auf dem österreichischen Markt gibt es eine riesige Vielfalt relativ günstiger Lebensmittel. Jedes davon passt in einen ausgewogenen Ernährungsplan." Was man isst, müsse in Summe immer ausgewogen und vielfältig sein. "Aber wir haben verlernt, auf unseren Körper zu hören, um für Balance zu sorgen. Die einzige, selig machende Ernährungsweise gibt es nicht."

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