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Wenn Sehnen, Haut und Knochen gespendet werden

Nach einer schweren Knieverletzung könnten frisch Operierte in Zukunft öfter sagen: "Mein neues Kreuzband stammt von einem Spender."

Mittwochabend eröffnete die gemeinnützige US-Gewebebank LifeNet Health ihre Europazentrale in Wien. Sie wird in Österreich "vor allem Sehnen, Haut und Knochen" anbieten, sagt Oberarzt Karl Kaudela, Orthopäde und Unfallchirurg am Landeskrankenhaus Zwettl und medizinischer Leiter von LifeNet Health Europe. Die Transplantate stammen aus den USA von verstorbenen Organspendern.

Einsatzgebiete solcher Transplantate sind zum Beispiel Zweitoperationen bei Kreuzbändern. Wenn es etwa zu einem zweiten (oder dritten) Riss kommt, und nicht mehr genügend körpereigenes Sehnenmaterial für die Reparatur vorhanden ist.

Einer von vier

"Solche Revisionsoperationen wegen eines neuerlichen Kreuzbandrisses sind bei einem von vier Patienten notwendig, die in eine High-Risk-Sportart zurückkehren", sagt Prim. Univ.-Doz. Thomas Müllner, Vorstand der Orthopädie und Traumatologie im Evangelischen Krankenhaus Wien.

Bei solchen neuerlichen Kreuzbandrissen oder Verletzungen mehrerer Bänder und Sehnen im Kniebereich etwa nach schweren Autounfällen "stehen wir mit den biologischen Möglichkeiten direkt von der betroffenen Person oft an", sagt Müllner. Oft ist dann einfach nicht mehr genug eigenes Sehnenmaterial vorhanden. "Und wenn vom verletzten Knie keine Sehne mehr verfügbar ist möchte ich nicht das andere Knie angreifen."

Im Knie ab 40 vorteilhaft

Besonders geeignet seien solche Spender-Transplantate im Kniebereich für Personen ab 40 Jahren: Hier waren in Studien die Ergebnisse mit körpereigenen Transplantaten vergleichbar. Bei jüngeren Patienten hingegen war die Revisionsrate – die Notwendigkeit eines Folgeeingriffs aufgrund neuerlicher Komplikationen – höher.

Komplexe Verletzungen im Schulterbereich sind z.B. ein Einsatzgebiet für Hauttransplantate.

In der Vergangenheit wurden solche Transplantate in Österreich nur selten verwendet, sagt Kaudela. Das lag an der Verfügbarkeit – aber auch an den Kosten, die vom Spital getragen werden müssen.