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Wenn das Herz schwach wird: die unterschätzte Krankheit

Der Forstarbeiter hatte den Brustschmerz zunächst negiert – und weitergearbeitet. Letztlich rief er doch die Rettung. Im Krankenhaus der Elisabethinen in Linz wurde ein Herzinfarkt diagnostiziert, Kardiologe Christian Ebner konnte das verschlossene Gefäß im Katheterlabor öffnen.

„Die Sterblichkeit an Herzinfarkt ist deutlich gesunken, aber die Zahl der Menschen mit Herzschwäche gleichzeitig gestiegen“, sagt Ebner, Leiter der Arbeitsgruppe Herzinsuffizienz (Herzschwäche) der Österr. Kardiologischen Gesellschaft (ÖKG). Wird ein Infarkt spät erkannt, haben die Patienten heute trotzdem gute Überlebenschancen – aber das Risiko für eine Herzschwäche ist groß.

"Herzinsuffizienz-Register"

Bessere Therapien von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und ganz generell die steigende Lebenserwartung sind zwei Hauptgründe für den Anstieg der Zahl der Patienten mit Herzschwäche (siehe Grafik). Diese kann sehr gut behandelt werden – doch genau das ist oft nicht der Fall, zeigen jetzt Daten aus dem „Herzinsuffizienz-Register“. Sie wurden Dienstag anlässlich des Europäischen Tages der Herzschwäche präsentiert. Darin sind die Daten von mittlerweile 4619 Patienten erfasst, die ambulant in Krankenanstalten oder Ordinationen betreut werden.

Bekommen die Patienten eine inadäquate, nicht ausreichende Therapie, ist ihr Risiko, innerhalb eines Jahres zu sterben oder im Spital aufgenommen zu werden, um 52 Prozent erhöht.

„Das Problem ist, dass 64 Prozent der Patienten nicht einmal die Hälfte der in den Leitlinien empfohlenen Medikamentendosierungen erhalten“, so Kardiologe Deddo Mörtl, LKH St. Pölten. Rund die Hälfte der Patienten nimmt auch ihre Medikamente nicht regelmäßig ein, ergab eine Studie im Auftrag des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger (HVB).

Info-Offensive

Symptome wie Atemnot werden häufig zu wenig beachtet, die Folgen der Herzschwäche – das Sterberisiko ist ähnlich wie bei gefährlichen Krebserkrankungen – unterschätzt. Josef Probst, HVB-Generaldirektor: „Mit einer Info-Offensive wollen wir Ärzte und Patienten informieren, dass bei regelmäßiger Kontrolle und einer leitliniengerechten Therapie ein längeres Leben mit guter Lebensqualität möglich ist.“

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