Weltpremiere: Blutpumpe mit Puls
Von Ernst Mauritz
Sie ist eine der häufigsten Erkrankungen – und Todesursachen: Herzschwäche. Ist eine Therapie mit Medikamenten nicht mehr wirksam, gibt es nur zwei Wege: Mechanische Pumpen oder eine Transplantation.
Das Wiener AKH ist seit 25 Jahren eines der weltweit führenden Kunstherz-Zentren und ist jetzt wieder – gemeinsam mit einem deutschen Zentrum – mit einer Weltpremiere ganz vorne mit dabei: Ende Juni wurde einem 68-jährigen Niederösterreicher an der Klinischen Abteilung für Herzchirurgie (Leitung: Univ.-Prof. Günter Laufer) eine neuartige Blutpumpe implantiert. Im Unterschied zu Vorgängermodellen erzeugt sie einen künstlichen Puls. Nach einem schweren Herzinfarkt litt der Mann an fortgeschrittener Herzschwäche. Die Pumpe unterstützt das schwache Herz. Den Eingriff führte der Leiter des Kunstherzprogramms, Priv.-Doz. Daniel Zimpfer, durch.
Die Vorgängermodelle erzeugen einen konstanten Blutfluss. Diese Pumpe (Thoratec Heartmate III LVAD) hingegen kann die Drehzahl rasch hinauf- und hinunterregulieren: Dadurch aber variiert – so wie bei der Anspannungs- und Erschlaffungsphase des Herzens – die ausgestoßene Blutmenge.
Weniger Risiken
"Man kann zwar auch längerfristig ohne Puls leben", sagt Laufer, "aber wir sind mit einem Puls-System auf die Welt gekommen und es zeigt sich jetzt, dass gewisse Körperregionen einen solchen Blutfluss mit Puls auch benötigen."
Denn bei einem konstanten Blutfluss sei offenbar das Risiko für Fisteln (Verbindungen) zwischen Arterien und Venen erhöht. "Das kann aber – vor allem im Darm – sehr unangenehme Schleimhautbildungen zur Folge haben." Die Ärzte hoffen, dass mit dem neuen System solche Komplikationen viel seltener auftreten. Weiterer Vorteil: Die Patienten können wie bisher ihren Blutdruck zuhause messen – bei gleichförmigem Blutfluss ist das nur mit Ultraschall im Spital möglich.
Weltweit nehmen nur fünf Zentren an einer Studie teil, in deren Rahmen die neue Pumpe erprobt wird. Die zwei Implantationen Ende Juni – am Wiener AKH / MedUni Wien und am Universitätsklinikum Hannover – waren die beiden ersten weltweit. "Es ist eine Auszeichnung , unter diesen fünf Zentren zu sein", betont Laufer.
Früher waren solche Kunstherzsysteme nur eine Überbrückung für die Wartezeit bis zur Transplantation – je nach Blutgruppe zwischen eineinhalb und drei Jahre. Mittlerweile werden sie – etwa für Patienten, für die eine Transplantation zu riskant ist – immer öfter zu einer Dauerlösung. "Es gibt auch Patienten, die von sich aus sagen, mir geht es mit der Pumpe so gut, dass ich im Moment keine Transplantation möchte", erzählt Laufer. Ein Jahr nach der Implantation von Kunstherzen leben 80 bis 85 Prozent der Patienten.
Dem ersten Patienten mit dem neuen System geht es sehr gut, er befindet sich noch im Wiener AKH: "Es gab keinerlei Komplikationen. Mittlerweile haben wir bereits eine zweite Pumpe verpflanzt."