Krankheit mit langem Vorspann

Der Lebensstil 25 Jahre vor den ersten Symptomen ist entscheidend.

Es ist ein Umstand, der vielen nicht bewusst ist: Das Risiko, an Alzheimer zu erkranken, wird entscheidend „von den 25 bis 30 Jahren vor dem Auftreten der ersten Symptome beeinflusst“, sagte Mittwoch der Neurologe Peter Dal-Bianco von der MedUni Wien, Präsident der Österr. Alzheimer-Gesellschaft, anlässlich des Welt-Alzheimer-Tages am Sonntag. „Der Krankheitsvorspann ist entscheidend. Wir haben ein großes Fenster für Präventionsmaßnahmen.“

Sieben große „Krankheitstreiber“ wie unbehandelter Bluthochdruck können den Ausbruch von Alzheimer deutlich vorverlegen. „Umgekehrt kann das Auftreten erster Symptome aber auch nach hinten verschoben werden, wenn man diese Faktoren beachtet und z. B. Bluthochdruck oder Diabetes behandelt.“

Schützende Effekte hat aber auch die Ernährung: „Eine Studie mit älteren Frauen zeigt, dass vermehrter Gemüsekonsum, vor allem Blattgemüse, das Risiko für geistige Beeinträchtigungen reduziert.“ Und Personen, die zwei Mal wöchentlich Fisch essen, haben ein um 28 Prozent niedrigeres Risiko für eine Demenz im Vergleich zu denen, die dies weniger als einmal pro Woche tun.

Ansteckungsgefahr?

Deutsche Neurologen diskutierten Donnerstag bei einer Tagung in München, ob eine Alzheimer-Demenz in bestimmten Fällen ansteckend sein könnte – etwa durch Gehirnoperationen (über das OP-Besteck) oder Bluttransfusionen. Solche Übertragungswege seien ein „derzeit ungeklärtes Risiko“. Dazu Dal-Bianco: „Eine derartige Übertragbarkeit ist aber beim Menschen weltweit noch nie nachgewiesen worden.“ Auch die deutschen Neurologen betonen, dass auf keinen Fall ein Ansteckungsrisiko für Pflegende besteht.

10 Warnzeichen und 7 Risikofaktoren:

Eine Wortwolke zum Thema Alzheimer-Krankheit.

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Auf gelbem Hintergrund steht der Text „Zehn Warnzeichen für Alzheimer“.

Alzheimer
Infografik über Alzheimer: Gedächtnisprobleme, die den Alltag beeinträchtigen, wie das Vergessen von Terminen.

Alzheimer
Infografik über Schwierigkeiten, Aufgaben zu lösen und Ziele zu verfolgen, als Warnzeichen für Alzheimer.

Alzheimer
Infografik über Alzheimer-Warnzeichen, Nummer 3: Schwierigkeiten mit vertrauten Tätigkeiten wie Autofahren oder Spielen.

Alzheimer
Eine Infografik über Probleme mit der zeitlichen und räumlichen Orientierung bei Alzheimer.

Alzheimer
Infografik über Schwierigkeiten bei der Wahrnehmung der Umgebung als Warnzeichen für Alzheimer.

Alzheimer
Infografik über Alzheimer-Warnzeichen: Probleme, die richtigen Wörter zu finden, wie „Hand-Uhr“ zu sagen.

Alzheimer
Infografik über Alzheimer: Dinge an ungewöhnlichen Orten verlegen und sich nicht mehr erinnern können.

Alzheimer
Infografik zum Thema Alzheimer: Verminderte Fähigkeit zur Beurteilung von Handlungen und finanziellen Folgen.

Alzheimer
Eine Infografik über den Rückzug von sozialen Aktivitäten als Warnzeichen für Alzheimer.

Alzheimer
Infografik über Veränderungen des Wesens und der Persönlichkeit als Warnzeichen für Alzheimer.

Alzheimer
Eine stilisierte Darstellung eines menschlichen Kopfes mit hervorgehobenem Gehirn.

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Ein älteres Paar umarmt sich am Strand vor dem Meer.

Eine ältere Frau misst ihren Blutdruck mit einem Handgelenk-Blutdruckmessgerät.

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Eine Ärztin misst den Blutdruck einer Patientin.

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Eine Frau mit einem rosa T-Shirt und einem gestreiften Schal sitzt auf einem Stuhl.

Übergewicht
Ein Hals wird mit einem Maßband gemessen.

Nahaufnahme einer brennenden Zigarette, die zwischen den Fingern gehalten wird.

Rauchen
Eine Frau mit rotem Haar schneidet eine Zigarette mit einer Schere durch.

Ein Mann liegt barfuß auf einem weißen Sofa und arbeitet am Laptop.

A young executive lies down on the sofa, looking a…
Ein Fuß in einem Turnschuh auf dem Pedal eines Fahrrads in Bewegung.

Eine Frau hält ihre Hand vor ihr Gesicht, möglicherweise traurig oder gestresst.

Young crying woman on a dark background…
Eine Frau liegt auf einer Couch und spricht mit einem Therapeuten.

Business woman reclining comfortably on a couch ta…
Ein Blutzuckermessgerät, eine Stechhilfe und Teststreifen auf einem Holztisch.

Diabetes
Ein Kind erhält eine Injektion mit einem Penfill-Injektor in den Bauch.

Diabetes
Eine gelangweilte Frau mit Brille stützt ihren Kopf auf einen Stapel Bücher in einer Bibliothek.

Student with pile of books learning in library
Eine ältere Frau bedient ein Smart-Home-System auf einem großen Touchscreen mit einem Tablet in der Hand.

Vernetztes Wohnen für Senioren
Ein Gehirn in Form eines Puzzles, dessen Teile unterschiedliche Farben haben.

Bildnummer: 30836017 Kopf,Hirn,Alzheimer,Puzzle,b…
Ein älteres Paar sitzt Rücken an Rücken auf dem Boden und schaut nach oben.

älteres paar schaut nach oben…
Ein älteres Paar steht am Strand und blickt aufs Meer hinaus.

Eine ältere Person hält einen Strauß Löwenzahn und einen Gehstock.

Close up of wrinkled hands holding a yellow flower…

Konkreter sind die Daten neuer Studien, dass Schädel-Hirn-Traumen das Demenzrisiko im Alter erhöhen können. Dabei muss es nicht so ein dramatischer Unfall wie bei Michael Schumacher sein. „Es gibt Hinweise darauf, dass mit einer steigenden Zahl von Kopfbällen beim Fußball bzw. von Zusammenstößen mit den Köpfen bei verschiedenen Sportarten Schäden entstehen, die das Risiko für eine Demenz erhöhen können“, sagt der Neurologe Gerhard Ransmayr vom AKH Linz. Wer durch solche Zusammenstöße zwei Mal bewusstlos werde, habe ein vierfach erhöhtes Alzheimer-Risiko. „Nervenzellen gehen zugrunde, die sonst im Alter als Reserve gedient hätten.“ In manchen Ländern werde diskutiert, Fußball mit weichen Helmen zu spielen.

Aktionsplan gefordert

Caritas Präsident Michael Landau und Patientenanwalt Gerald Bachinger fordern die rasche Entwicklung eines „Nationalen Aktionsplans Demenz“ – eine Strategie für Verbesserungen u. a. bei der Finanzierung von Betreuungsangeboten: „120.000 Betroffene dürfen nicht ins Abseits und nicht in Vergessenheit geraten.“

„Die Wertschätzung der Betreuenden ist uns als Alzheimer-Gesellschaft ein großes Anliegen“, betont auch Dal-Bianco. „Meist ist es der Partner und der Rest der Familie zieht sich langsam zurück.“ „Wir müssen wegkommen von einer Dämonisierung der Krankheit“, sagt Georg Psota, Chefarzt der Psychosozialen Dienste Wien: „Medikamentöse und nicht-medikamentöse Maßnahmen zusammen – etwa ausreichende Unterstützungsangebote für die pflegenden Angehörigen – können einen Lebensabend in Freude möglich machen.“ Das sieht auch die ehemalige Opernball-Organisatorin, Lotte Tobisch-Labotyn, 88, so: „Man kann diesen Menschen das Leben durchaus noch lebenswert machen.“

Das Gesicht eines älteren Mannes, abgebildet auf einem Ratgeber zum Thema Alzheimer.
Buch Alzheimer

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