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Was man gegen Diabetes tun kann

Der Diabetesspezialist Oberarzt Helmuth Brath hat immer schon auf viel Bewegung geachtet – und rät all seinen Patienten zu 10.000 Schritten täglich. "Aber als mich im Vorjahr bei einem Kongress ein Kollege gefragt hat, wie viele Schritte ich denn selbst mache, musste ich peinlicherweise sagen, dass ich das nicht weiß. Mein Kollege antwortete nur: Doch, du weißt es! Er nahm mein Mobiltelefon, schaute in den Schrittzähler und sagte: 7500. Seither achte ich selbst genau auf meine tägliche Schrittzahl und komme mittlerweile auf 11.000 bis 12.000 Schritte täglich. Das zeigt, dass es einen Einfluss auf das Ausmaß hat, wenn man sein Bewegungsverhalten analysiert."

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Brath war Mittwochabend beim Gesundheitstalk zum Thema Diabetes in Wien einer der Diskutanten am Podium. Veranstalter waren der KURIER, die MedUni Wien und Novartis.

600.000 Menschen in Österreich sind von Diabetes betroffen, 90 Prozent von Typ-2-Diabetes. "Die Betroffenen haben meisten eine massive Insulinunempfindlichkeit, die Insulinausschüttung aus der Bauchspeicheldrüse reicht nicht mehr aus, und deshalb steigt der Blutzucker", sagt die Diabetologin Univ.-Prof. Alexandra Kautzky-Willer von der MedUni Wien. "Irgendwann sind dann die Betazellen der Bauchspeicheldrüse erschöpft – und der Blutzucker steigt immer mehr an." Vermehrtes Bauchfett ist ein besonderer Risikofaktor, wobei Kautzky-Willer betont: "Es gibt auch schlanke Menschen mit Typ-2-Diabetes. Bei ihnen ist vor allem die Insulinausschüttung gestört."

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Doch nicht nur zu viele Kalorien und zu wenig Bewegung sind ein Problem, betonten die zwei Spezialisten:

Eine Überladung des Körpers mit Eisen durch zu viel rotes Fleisch kann die Insulinresistenz begünstigen.

Rauchen verdreifacht die Wahrscheinlichkeit, einen Typ-2-Diabetes zu bekommen.

Die Chemikalie Bisphenol A, die etwa für Verpackungsmaterialien eingesetzt wird, kann Diabetes begünstigen.

Und auch Schlafmangel ist ein Risikofaktor.

Ein Knackpunkt

"Wie bemerkt man Diabetes?", war eine Frage an die Diabetes-Patientin Irene Löffler: "Ich war im Sommer des Vorjahres sehr müde, hatte zu nichts mehr Lust, bin den ganzen Tag im Bett gelegen und hatte ständig Durst. Die anschließende Diagnose war dann ein Knackpunkt für mich, mein Leben zu ändern. Seither habe ich 40 Kilogramm abgenommen. Ich fühle mich wieder wohl – und viel jünger."

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"Ist Birkenzucker eine gute Alternative zu herkömmlichem Zucker?", lautete eine Frage aus dem Publikum.

"Mit Maß und Vernunft, aber insgesamt ist es schon sinnvoll, zu einer naturnahen Ernährung zurückzukehren und ein wenig von diesem Geschmack des künstlichen Süßens wegzukommen", betonte Brath. Süßstoffe erhöhen zwar nicht den Blutzuckerspiegel, könnten aber, wenn man sie zu intensiv verwendet, die Insulinunempfindlichkeit steigern – und so indirekt dafür verantwortlich sein, dass dann bei einer Mahlzeit der Blutzucker umso stärker in die Höhe geht.

"In unserer Familie ist eine Großmutter zuckerkrank: Ist es sinnvoll, den Enkelkindern im Vorschulalter – überhaupt wenn sie etwas stärker gebaut sind – vorbeugend Süßstoffe statt Zucker zu geben?", fragt eine andere Teilnehmerin.

"Nein, weil damit gewöhnt man die Kinder an diesen Geschmack", betont Kautzky-Willer. "Ich empfehle das auf keinen Fall. Und in geringen Mengen ist Zucker ja auch kein Problem."

"Viel wichtiger ist es, dass die Kinder Freude an der Bewegung haben", ergänzt Brath. "Der beste Jungbrunnen und die beste Diabetesprävention ist eine gut entwickelte Muskulatur."

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"Ich verwende den ganzen Sommer zum Süßen Stevia-Blätter von eigenen Pflanzen aus dem Garten", sagt eine andere Gesundheitstalk-Besucherin. "Die Blätter schneide ich dann klein und vermische sie mit Joghurt und Obst."

"Sehr gut", sagt Brath. "Ich hatte auch schon ein Stevia-Pflänzchen am Fensterbankerl und die Blätter zum Süßen verwendet. Das funktioniert blendend."kurier.at/wissen (mit einem Video der Veranstaltung)

Vorankündigung: Der nächste Gesundheitstalk findet im Oktober zum Thema "Männergesundheit" – von der Prostata bis zum Herz – statt. Der genaue Termin wird rechtzeitig im KURIER bekanntgegeben.

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Bücher: Von der Diabetes-Vorsorge bis zu Wandertipps

Gesundes Wissen:Diabetes – Vorsorgen, rechtzeitig erkennen und richtig behandeln“, Alexandra Kautzky-Willer & Yvonne Winhofer (beide MedUni Wien), Manz Verlag,174 Seiten, 21,90 Euro.

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