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Warum das Gehirn wie Plastilin ist

Die Entdeckung, für die Eric Kandel anno 2000 den Nobelpreis für Medizin erhielt, hat die Neurowissenschaft auf den Kopf gestellt. Dank der damals neuesten bildgebenden Verfahren konnte der amerikanische Wissenschaftler nachweisen, dass sich die Neuronen im Gehirn durch Lernen vermehren. Neuronen sind Nervenzellen. Das menschliche Gehirn besitzt weit über hundert Milliarden davon. Diese wiederum kommunizieren über hundert Billionen Verknüpfungen, sogenannte Synapsen, miteinander. Unser Gehirn ist also ein komplexes Organ und keineswegs so starr, wie man lange angenommen hat. „Kendels Erkenntnis, dass sich das Gehirn verändert, indem sich Nervenzellen an ihren Endigungen, den Synapsen, neu verschalten und Teile unseres Gehirns ständig frische Nervenzellen bilden, hat gezeigt, dass das Gehirn, salopp gesagt, wie formbare Knetmasse ist. Darin steckt ein großes Potenzial, das wir uns zunutze machen können“, sagt Marcus Täuber, Hirnforscher, Experte für mentale Stärke und Leiter des Instituts für mentale Erfolgsstrategien (ifmes.at). Worauf Täuber mit dem plastischen Vergleich des Plastilin anspielt: Wenn das Gehirn ohnehin flexibel ist, dann lässt es sich auch umprogrammieren. Könnte also hilfreich sein – bei schlechten Gewohnheiten etwa, die man schon seit Jahren ablegen möchte. Auch bei negativen Charaktereigenschaften, beispielsweise aufbrausendem Verhalten, die man nicht in den Griff bekommt. Auch da könnte die Neuroplastizität der Schlüssel zur positiven Veränderung sein.

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Gleichwohl könnte man auch mentale Blockaden, die man im Laufe seines Lebens entwickelt und die das Gehirn abgespeichert hat, in Griff bekommen. „Unsere Gewohnheiten und Charaktereigenschaften sind nicht in Stein gemeißelt, sondern Ergebnis unserer Erfahrungen, die im Gehirn in Form neuronaler Bahnungen abgespeichert werden. Wenn wir uns lang genug immer wieder gleich verhalten, werden wir, wie wird sind“, sagt Pamela Obermaier, Kommunikationsallrounderin mit psychologischem Background. Gemeinsam mit Marcus Täuber hat sie jüngst den Bestseller „Alles reine Kopfsache!“ geschrieben. Darin verweben sie die neuesten Erkenntnisse der Hirnforschung mit grundlegenden Prinzipien der positiven Psychologie und wirksame mentale Methoden zu einem einzigartigen Konzept. Damit geben sie jedem Menschen, der etwas in seinem Leben zum Positiven verändern will, ein machtvolles Instrumentarium in die Hand. „Wir kratzen nicht nur an Symptomen, sondern greifen tief in unsere Muster und unsere Persönlichkeit ein“, sagt das Erfolgsduo. Auf den Nenner gebracht: Wissenschaftlich gesehen ist die Basis für Veränderung die Stärkung der Synapsen im Gehirn und die Bildung neuer Nervenzellen, im Fachjargon Neurogenese genannt. Das ist die Theorie. Und wie funktioniert das praktisch? Indem man fünf mentale Erfolgskomponenten berücksichtigt. „Wir nennen sie die Big Five – Fokussierung, Imagination, positive Erwartungshaltung, Entspanntheit und Konditionierung“, so die Autoren. „Die Big Five fungieren als Superhelden-Team, wenn es um Wandlungswünsche und Ziele geht. Richtig angewendet, kann man das Gehirn Schritt für Schritt in Richtung Erfolg umprogrammieren.“ Und das geht – Schritt für Schritt – so.

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Vorstellung schlägt Wille

Seit unserer Kindheit hat man uns immer wieder eingebläut: Wo eine Wille ist, ist auch ein Weg. Eine schöne Floskel, bloß: Das funktioniert nur teilweise. „Noch wichtiger als die Willenskraft ist die Fähigkeit der Imagination, der Visualisierung, also das Erschaffen von Bildern“, sagt Marcus Täuber und erklärt auch gleich warum. „Damit schaffen wir es, unser limbisches System, unser Gefühlsleben, auch unser Belohnungssystem im Gehirn anzusprechen. Wenn das imaginierte Ziel attraktiv ist, führt das schon rein physiologisch zu einer erhöhten Produktion des Stoffes Dopamin, also eines erregend wirkenden Neurotransmitters des zentralen Nervensystems.“ Und das löst in weiterer Folge die Ausschüttung von Endorphinen, den berühmten Glückssubstanzen, die für das Gefühl der Zufriedenheit zuständig sind, aus. Pamela Obermaier: „Nicht ohne Grund werden viel Bräute schlanker, wenn sie einen Antrag bekommen haben und auf der Suche nach einem Brautkleid sind. Da ist Abnehmen plötzlich ganz leicht. Alleine das Bild, sich im Hochzeitskleid zu sehen, macht’s möglich.“

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Relax und Fokus

Noch besser funktioniert Imagination, wenn man sie mit Entspanntheit koppelt. Täuber: „Das kennt jeder. Immer dann, wenn man es eilig hat, schalten Ampeln auf Rot. Dann geht erst recht nichts. Ein schönes Symbol dafür, auf Entspannung zuschalten. Die Basis von allem.“

Ein weiterer Punkt, sein Gehirn in neue Bahnen zu lenken, heißt Fokussierung. Täuber: „Voll bei einer Sache sein, Störendes ausblenden. Funktioniert ähnlich wie bei einem Navigationssystem im Auto. Das Ziel ist angepeilt und das Navi sagt Schritt für Schritt, wo es langgeht.“ Daran knüpft gleich der nächste Punkt der Big Five an – Schritt für Schritt vorgehen. „Das heißt: kleine Ziel setzen. Langsam und etappenweise unterwegs sein. Bloß nicht ungeduldig werden, vor allem nicht mit sich selbst“, sagt Pamela Obermaier und bringt das Beispiel mit dem Laufen, wenn man nach langer Zeit wieder zu joggen anfängt. Wer es zu forsch und intensiv angeht, kämpft schnell mit Seitenstechen, Muskelkater und vergällt sich damit selbst den Weg zum Ziel. Hinweis von Marcus Täuber dazu: „Verändere dein Leben jeden Tag um ein Prozent. In Summe ist das nach einem Jahr auch sehr viel. Die kleinen, konsequenten Dosen machen es aus. Die großen Veränderungen mit Gewalt sind immer problematisch, bisweilen gefährlich. Leider neigen wir alle nur allzu oft dazu, alles zu schnell und am liebsten auf einmal zu wollen.“

Endspurt mit Zuversicht

Zu guter Letzt Punkt 5 im „Gehirn auf neuen Kurs-Umlenkungsverfahren“. Er lautet: positive Erwartungshaltung. Das Autorenduo abschließend: „Damit ist nicht gemeint, wie Hans guck in die Luft durch die Welt zu gehen. Vielmehr gilt, zuversichtlich und selbstverständlich davon auszugehen, dass das, was man sich vorgenommen gelingen wird.“ Klingt doch ganz stark nach Start-Ziel-Sieg.

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