Warum die Aorta platzen kann
Von Ingrid Teufl
Einen – nicht ungefährlichen – Gefäßverschluss im Bein, ausgelöst durch ein Blutgerinnsel, bezeichnet Manfred Grünwald heute als sein "Glück". Erst dadurch wurden die Gefäßspezialisten im Wiener Wilhelminenspital auf den Ursprung des Blutgerinnsels aufmerksam: In der Bauchschlagader des heute 58-Jährigen hatte sich 2015 ein akut behandlungsbedürftiges Aneurysma gebildet.
Häufige Gefäßerkrankung
Derartige Auswölbungen der Bauchaorta zählen zu den häufigsten Aneurysmen. "In dieser Region sind die Fasern am wenigsten elastisch", erklärt Prim. Afshin Assadian, Vorstand der Gefäßchirurgie des Wilhelminenspitals. Aneurysmen sind allerdings eine versteckte Gefahr: Man spürt sie nicht. Werden sie nicht rechtzeitig behandelt, kann die Aorta platzen. Das führt in 90 Prozent aller Fälle zum Tod. "Risiken und Folgen sind den meisten nicht bewusst."
Auch Manfred Grünwald hatte sich zuvor keine Gedanken über eine mögliche Zeitbombe im Bauch gemacht. Zudem passte er nicht ins Risikoprofil: Zu jung, kein Raucher, gute Blutfettwerte.
Prothese
Operation nicht immer nötig
Allerdings muss nicht jedes Aneurysma operiert werden, betont Assadian. Bei leichteren Fällen reicht eine regelmäßige Kontrolle. "Und mit einer Lebensstiländerung kann viel bewirkt werden." Dazu plädiert er für Vorsorge-Ultraschalluntersuchungen ab 60 oder 65 Jahren, um Risikopatienten früh zu erkennen – idealerweise als Kassenleistung. "Das wäre wesentlich billiger, als eine Aneurysma-Operation mit Prothese. Der Benefit zeigt sich aber erst zehn bis 15 Jahre später."
Info: Bis zum 21. Oktober 2016 veranstaltet das Österreichische Gefäßforum in mehreren Gefäßambulanzen in Wien, NÖ, OÖ, Burgenland und Kärnten kostenlose Beratungs- und Screeningtage. Infos über alle teilnehmenden Zentren finden Sie hier.