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Ein XL-Busen für 24 Stunden

Unter New Yorks Reichen gibt es einen neuen Trend: temporäre Brustvergrößerung. Dazu wird eine Kochsalzlösung in die Brüste injiziert, je nach Menge wächst die Oberweite unmittelbar um ein bis drei Körbchengrößen an. Der Effekt hält allerdings nur für kurze Zeit – nach maximal 24 Stunden baut sich die Kochsalzlösung wieder ab, die Brüste erreichen wieder ihre Ursprungsgröße. "Die Lösung wird an mehreren Stellen rund um die Brustwarzen eingespritzt. Dadurch verteilt sie sich gleichmäßig und es bilden sich keine Knoten oder Unebenheiten", sagt Walther Jungwirth, Schönheitschirurg und Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie. Ein richtiges Modellieren der Brustform ist allerdings nicht möglich.

Spannungsschmerz

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Bis zu 250 Milliliter Kochsalzlösung können in jede der beiden Brüste gespritzt werden. Die Behandlung dauert etwa eine Stunde. Gesundheitlich bedenklich ist die Methode laut Jungwirth nicht, solange sie steril durchgeführt wird, um Infektionen zu vermeiden. Allerdings kommt es durch das "Aufpumpen" der Brüste zu unangenehmen Spannungs- und Druckschmerzen. "Die Haut wird je nach Menge der Substanz gedehnt. Erst nachdem sich die Kochsalzlösung abgebaut hat, geht die Dehnung wieder zurück und die Schmerzen lassen nach", meint Jungwirth. Für die meisten gilt: Anschauen ja, Anfassen eher nein.

In der New Yorker Party-Szene sind die temporären XL-Brüste zu Anlässen wie Hochzeiten, Liebeswochenenden oder einfach als Gag dennoch beliebt. Sie bleiben allerdings Wohlhabenden vorbehalten: 3500 US-Dollar kostet das Aufspritzen etwa bei einem amerikanischen Chirurgen. Zum Vergleich: Eine Brustvergrößerung mit Silikonimplantaten, die mitunter ein Leben lang hält, kostet etwa das Doppelte.

In Österreich wird die Methode bisher nicht angeboten, wäre aber prinzipiell erlaubt. Jungwirth selbst würde sie nicht anbieten und rät Frauen davon ab. "Der Preis ist sehr hoch und entspricht nicht dem Materialwert. Ein Push-up-BH ist wesentlich billiger und hat den gleichen Effekt", sagt der Salzburger Schönheitschirurg.

Man kann's - im weitesten Sinne - auch als Blowjob der anderen Art sehen: Wenn sich Frauen mit Kochsalzlösung die Brüste aufblasen lassen und dermaßen gepimpt durchs Leben steigen, dann kommt ein bisschen Sex and the City-Feeling auf. Ein Trend, mitten aus Manhattan. Die 24-Stunden-Wunderbusenkur wird wohl eingesetzt, um eine Zeit lang so zu tun, also ob. Für so einen Körbchengröße-D-Day gilt vermutlich das Motto: London. New York. Paris. Die Brust hält.

Anlässe für den Größenwahn gibt es sicher genug. Etwa, wenn ein gut betuchter Gentleman zum Jacht-Wochenende lädt. Oder der Single-Millionär eine Reich & Schön-Party in seinem Loft im 88. Stock schmeißt. Wer da mit und vor allem hoch hinaus will, braucht Holz vor der Hütte. Und wenn auch nur mit Ablaufdatum.

Die Uhr tickt

Womit sich die Frage stellt: Was kommt nach den 24 Stunden? Gesetzt den Fall, der begehrte Millionär oder der Jacht-Junge hat angebissen und legt endlich Hand an - Entblätterung. Da stehen sie, wie frisch gepflückte Äpfelchen am Präsentierteller – zum Vernaschen. Je nach Tempo der Anbahnung gerät die Dame durch den chirurgischen „Busen-Blow-Job“ da wohl ein wenig ins Gedränge. Wo sie doch genau weiß, dass sie in diesen Momenten dem Cinderella-Effekt unterliegt. Die Uhr tickt – und ist die Zeit einmal abgelaufen, zerplatzt die Illusion. Und das ist in diesem Fall nicht einmal so ein schlechtes Bild – man denke nur an Luftballons auf einem Kinderfest, denen schön langsam die Luft ausgeht. Sie haben's vor Augen? Gut.

Dann stellen Sie sich dazu noch einen höchst erregten Mann vor, der sich gerade vollmundig über die Pracht hermacht – womöglich mit dem Gedanken: "Die besten Möpse, die ich je gesehen habe….!" Nicht ahnend, dass denen bald die Luft - genauer genommen: die Kochsalzlösung - ausgehen wird.

Aber - wer weiß? Vielleicht war ja der gute Mann vorher beim Beauty-Doc seines Vertrauens und hat sich einen 24-Stunden-Partypenis machen lassen. Was man daraus lernt: "Kein Ding sieht so aus, wie es ist." (Wilhelm Busch, Sämtliche Werke II - Was beliebt ist auch erlaubt)