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UNO: Welt kann Aids bis 2030 in den Griff bekommen

Die Welt kann die Ausbreitung der Immunschwächekrankheit Aids nach Einschätzung der UNO bis 2030 in den Griff bekommen - muss dafür allerdings ihre Anstrengungen deutlich verstärken. Nötig sei ein Milliardenprogramm, sagte der Direktor des Aidsprogramms UNAIDS, Michel Sidibé, am Dienstag (Ortszeit) in Los Angeles.

Mit diesem "Kampf gegen Aids auf der Überholspur" könnten bis 2030 die Erkrankung von 28 Millionen Menschen und der Tod von 21 Millionen Aidskranken vermieden werden. Nötig seien anfangs mehr als 35 Milliarden Dollar (28 Milliarden Euro) im Jahr.

Strategie

Der Bericht, den der Chef des UN-Aidsprogramms und die südafrikanische Schauspielerin Charlize Theron am Dienstag präsentierten sieht eine 90-90-90-Strategie vor: Bis zum Jahr 2020 sollen 90 Prozent der Menschen mit HIV von ihrer Infektion wissen, 90 Prozent von denen, die davon wissen, sollen in Behandlung sein und 90 Prozent der Behandelten sollen eine unterdrückte, kontrollierte Virenlast aufweisen.

Bis zum Jahr 2030 soll diese Formel dann auf 95-95-95 erhöht werden. Wenn das klappt, könnten dem in Los Angeles präsentierten Bericht zufolge rund 28 Millionen HIV-Neuinfektionen verhindert werden. "Wir haben die Richtung der Epidemie geändert", erklärte Sidibe. Nun habe die Welt fünf Jahre Zeit, um dafür zu sorgen, dass sie "für immer eingedämmt" werde. Andernfalls bestehe das Risiko, dass sie wieder außer Kontrolle gerate.

Der Wiener HIV-Experte Univ.-Prof. Norbert Vetter hält den Ansatz grundsätzlich für den richtigen Weg - auch wenn er den UNO-Plan für "sehr optimistisch" hält. Man müsse aber daran arbeiten. Denn: "Sobald jemand über seine Infektion informiert ist, kann er behandelt werden. Und sobald die Viren unterdrückt werden, reduziert sich das Ansteckungsrisiko massiv." Daraus entstehe eine Win-Win-Situation für die Betroffenen und auch für die Gesellschaft. Die Progression der Epedemie könne damit gestoppt werden.

Zugang zu Behandlung verbessern

Theron erklärte dazu, wenn junge Menschen Zugang zu Behandlungsmöglichkeiten, Schutzmaßnahmen und Aufklärung über HIV und Aids hätten, würden sie auch "die richtigen Entscheidungen für ihre Zukunft treffen". Weltweit müssten alle Betroffenen und Gefährdeten in die Strategie mit einbezogen werden, um HIV und Aids einzudämmen, forderte sie.

Nach Schätzungen von UNAIDS leben derzeit 35 Millionen Menschen mit HIV, 25 Millionen davon in Afrika. Seit Ausbruch der Krankheit seien etwa 78 Millionen Menschen mit HIV infiziert worden. Die Hälfte von ihnen starb.

Medizinische Fortschritte

Dabei gibt es vor allem auf medizinischer Ebene viele Fortschritte. Infizierte in Europa, Australien und den USA sterben nur noch halb so oft an den Folgen der Infektion wie noch vor 15 Jahren, zeigt eine Studie, die im Sommer zur diesjährigen Welt-Aids-Konferenz in Melbourne (mit 12.000 Teilnehmern) im Fachjournal The Lancet veröffentlicht wurde. In den USA wird HIV um 30 Prozent weniger oft diagnostiziert als noch im Jahr 2002. Ein Anstieg wird lediglich noch bei jungen homo- und bisexuellen Männern festgestellt.

Zu den aktuellen Empfehlungen führender Experten gehört neben einem HIV-Test für alle Erwachsenen und wiederholten Tests für Risikogruppen die Kombination der antiretroviralen Therapie (diese unterdrückt die Ausbreitung des HI-Virus) mit psychosozialer Beratung. Die medizinische Therapie wird inzwischen auch prophylaktisch für Risikogruppen empfohlen. Die Beratung soll die Therapietreue unterstützen sowie weitere Ansteckungen verhindern.

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