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Gutes Zeugnis für Krebs-Therapie

Die Österreicher stellen der Krebsbehandlung insgesamt ein gutes Zeugnis aus – das ergab eine Umfrage der GfK Austria Healthcare im Auftrag der Initiative „Leben mit Krebs“. 90 Prozent der Betroffenen sind zufrieden mit der Behandlung, 80 Prozent mit der Wirksamkeit und der Nachsorge. Befragt wurden 2000 Österreicher über 15 Jahre – 379 davon haben Verwandte oder Angehörige, die in den vergangenen fünf Jahren eine Krebserkrankung hatten, 70 Befragte waren selbst erkrankt.

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Univ.-Prof. Christoph Zielinski (Bild), Leiter der Klinischen Abteilung für Onkologie und Koordinator des Comprehensive Cancer Center (CCC) von MedUni Wien und AKH: „Wir können hier eine Erfolgsstory vermelden im Hinblick auf die Zufriedenheit der Bevölkerung mit der Krebsversorgung.“

Die Zufriedenheit der Österreicher mit dem Gesundheitssystem und dessen Standard sollte „mit Zähnen und Klauen“ verteidigt werden. Die Politik wäre gut beraten, an der Versorgungssituation nichts zum Schlechteren zu bewegen.

Kritik

Es gibt aber auch Kritik: Aufholbedarf gibt es in Punkto Aufklärung und Information (siehe unten). Univ.-Prof. Gabriela Kornek, Onkologin und Präsidentin des Vereins „Leben mit Krebs“ wird nicht müde zu sagen: „Krebs hat sich in den meisten Fällen von einer tödlichen zu einer chronischen Erkrankung entwickelt. Je besser ein Patient informiert ist, desto besser können wir mit ihm die Therapie planen.“ Außerdem gehört den Experten zufolge die steigende Betroffenenzahl und folglich der erhöhte Bedarf an medizinischen Ressourcen zu den großen Herausforderung der nächsten Jahre. Als besonders problematisch prangert Zielinski die mangelnde Prävention an – zu den am stärksten steigenden Krebserkrankungen gehört Lungenkrebs, vor allem bei Frauen: „Das ist der große Schandfleck, weil die Nichtraucher viel zu wenig vor den Rauchern geschützt werden.“

Forschung

Kritik gibt es zudem für die spärliche Förderung klinischer Forschung durch die öffentliche Hand. Univ.-Prof. Michael Gnant, Präsident der in internationalen Fachkreisen angesehenen Studiengruppe für Brust- und Dickdarmkrebs (www.abcsg.at): „Der Anteil der öffentlichen Gelder an der Krebsforschung liegt in Österreich bei unter einem Prozent. Es ist beschämend. Der Durchschnitt in der EU sind elf bis 13 Prozent.“

Zielinski dazu: „Die Frage ist, wo sieht sich ein Land innerhalb der internationalen Forschergemeinschaft. Ich sehe hierzulande keine großen Entfaltungsmöglichkeiten für junge Wissenschaftler oder die Positionierung der Österreicher im internationalen Feld außerhalb der Bestrebungen Einzelner.“


Veranstaltungen

- Krebstag 2013 im Festsaal des Wiener Rathauses (1., Lichenfelsgasse 2) am 27. April, 11 bis 16 Uhr, Eintritt frei.

www.leben-mit-krebs.at

- Cancer School: Ab 8. Mai gibt es im Wiener AKH acht Info-Abende (mittwochs 18-20 Uhr) rund um das Thema Krebs. www.cancerschool.at

Buchtipps

- „Krebs – die unsterbliche Krankheit“ von Martin Bleif. Antworten auf die wichtigsten Fragen. Klett-Cotta, 25,70 €.

- „Geheilt! Wie Menschen den Krebs besiegten. Tatsachenberichte von ,unheilbar’ Kranken“ von Reinhard Hofer und Thomas Hartl. Ueberreuter, 19,95€.

Während die Wirkung von Homöopathie hierzulande oft angezweifelt wird, gehört sie in Indien zu den anerkannten Methoden – auch zur Behandlung von Krebs. So stellte Dr. Helmut Retzek bei den Ganzheitsmedizinischen Tagen in Salzburg die „Banerji–Protokolle“ mit rund 30.000 rein homöopathisch behandelten Krebspatienten in Kalkutta vor. Demnach konnten 21 Prozent der Patienten geheilt und der Zustand von 23 Prozent verbessert oder stabilisiert werden. 32 Prozent sind verstorben. Das US-National-Cancer-Institute (NCI) untersuchte daraufhin die Daten von 14 Krebs-Patienten, deren Tumore nach ausschließlich homöopathischer Behandlung angeblich zurückgingen – bei vieren werden die Untersuchungen durch das NCI fortgesetzt. Ergebnisse liegen noch keine vor. Onkologe Univ.-Prof. Zielinski ist grundsätzlich aufgeschlossen: „Wir wollen jedem Patienten das effektivste Medikament zukommen lassen – es muss nur wissenschaftlich bewiesen sein, dass es hilft.“

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